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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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Riese Lüpel stürzt herein.
Lüpel.
Wo bleibt der Kerl mit der Antwort der Prin-
zessin? Jch verschmachte vor riesenhafter Sehnsucht.
Das Bedürfniß mich in den gemüthlichen Ehestand
zu begeben, läßt mir keine Ruhe. Jch will eine
Familie begründen; das edle Geschlecht der von
Lüpel soll und darf nicht aussterben. Jch bin der
letzte dieses Namens! Jch will eine Frau haben,
ich will Kinder auf meinem Schooße wiegen! Jch
will ein Familienleben haben, ich will Abends
nicht mehr in's Caffeehaus gehen; kurz ich will
im vollen Sinne des Wortes ein Familienvater
werden!
Gummielastiko (tritt auf).
Erhabenster Riese! Großer Mann! -- Sieh
einen Unglücklichen vor dir. Alle meine Ueber-
redungskunst war vergeblich! Dein Brief wurde
zurückgewiesen, wie die zarten Anträge, die er ent-
hielt. Die große Jdee deiner Erhabenheit konnte
und wollte nicht begriffen werden! Jch bin in
Verzweiflung!
Lüpel.
Ha! Elender! dieß also die Dienste, die du
mir geleistet hast! Dieß die Frucht meiner groß-
Rieſe Lüpel ſtürzt herein.
Lüpel.
Wo bleibt der Kerl mit der Antwort der Prin-
zeſſin? Jch verſchmachte vor rieſenhafter Sehnſucht.
Das Bedürfniß mich in den gemüthlichen Eheſtand
zu begeben, läßt mir keine Ruhe. Jch will eine
Familie begründen; das edle Geſchlecht der von
Lüpel ſoll und darf nicht ausſterben. Jch bin der
letzte dieſes Namens! Jch will eine Frau haben,
ich will Kinder auf meinem Schooße wiegen! Jch
will ein Familienleben haben, ich will Abends
nicht mehr in’s Caffeehaus gehen; kurz ich will
im vollen Sinne des Wortes ein Familienvater
werden!
Gummielaſtiko (tritt auf).
Erhabenſter Rieſe! Großer Mann! — Sieh
einen Unglücklichen vor dir. Alle meine Ueber-
redungskunſt war vergeblich! Dein Brief wurde
zurückgewieſen, wie die zarten Anträge, die er ent-
hielt. Die große Jdee deiner Erhabenheit konnte
und wollte nicht begriffen werden! Jch bin in
Verzweiflung!
Lüpel.
Ha! Elender! dieß alſo die Dienſte, die du
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[212/0232] Rieſe Lüpel ſtürzt herein. Lüpel. Wo bleibt der Kerl mit der Antwort der Prin- zeſſin? Jch verſchmachte vor rieſenhafter Sehnſucht. Das Bedürfniß mich in den gemüthlichen Eheſtand zu begeben, läßt mir keine Ruhe. Jch will eine Familie begründen; das edle Geſchlecht der von Lüpel ſoll und darf nicht ausſterben. Jch bin der letzte dieſes Namens! Jch will eine Frau haben, ich will Kinder auf meinem Schooße wiegen! Jch will ein Familienleben haben, ich will Abends nicht mehr in’s Caffeehaus gehen; kurz ich will im vollen Sinne des Wortes ein Familienvater werden! Gummielaſtiko (tritt auf). Erhabenſter Rieſe! Großer Mann! — Sieh einen Unglücklichen vor dir. Alle meine Ueber- redungskunſt war vergeblich! Dein Brief wurde zurückgewieſen, wie die zarten Anträge, die er ent- hielt. Die große Jdee deiner Erhabenheit konnte und wollte nicht begriffen werden! Jch bin in Verzweiflung! Lüpel. Ha! Elender! dieß alſo die Dienſte, die du mir geleiſtet haſt! Dieß die Frucht meiner groß-

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/232>, abgerufen am 04.05.2024.