Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Scohlint. Der Augenblick ist da. (Beide verschwinden.) Gemach im Schlosse des Königs. König Purpur. Der Herold. Herold. Vollzogen ist, was du befahlst, ich meld es: Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward, Füllt bald darauf der Marktplatz sich mit Weibern Und Mägdlein jeden Standes, haufenweise Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen Des Reiches schleppen Boten schwerbeladen Das Frau'ngeräth, das dein Geheiß verpönt. Allüberallher folgt man dem Befehle; Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung. Wie manch Gespinnst ward schleunig abgebrochen, Wie mancher Faden ward entzwei gerissen; Ungern zwar mocht's gescheh'n, doch es geschah; Wer wollte widersetzen sich der Drohung Des Königs, die sein Herold hat verkündigt? Purpur. So kann beruhigt ich sein; denn wenn im Lande Nicht Eine Spindel mehr, wie wär es möglich, Daß Röslein sich an einer Spindel stäche? Scohlint. Der Augenblick iſt da. (Beide verſchwinden.) Gemach im Schloſſe des Königs. König Purpur. Der Herold. Herold. Vollzogen iſt, was du befahlſt, ich meld es: Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward, Füllt bald darauf der Marktplatz ſich mit Weibern Und Mägdlein jeden Standes, haufenweiſe Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen Des Reiches ſchleppen Boten ſchwerbeladen Das Frau’ngeräth, das dein Geheiß verpönt. Allüberallher folgt man dem Befehle; Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung. Wie manch Geſpinnſt ward ſchleunig abgebrochen, Wie mancher Faden ward entzwei geriſſen; Ungern zwar mocht’s geſcheh’n, doch es geſchah; Wer wollte widerſetzen ſich der Drohung Des Königs, die ſein Herold hat verkündigt? Purpur. So kann beruhigt ich ſein; denn wenn im Lande Nicht Eine Spindel mehr, wie wär es möglich, Daß Röslein ſich an einer Spindel ſtäche? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0253" n="247"/> <sp who="#SCOH"> <speaker> <hi rendition="#c">Scohlint.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Der Augenblick iſt da.</hi> </p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Beide verſchwinden.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Gemach im Schloſſe des Königs.</hi><lb/> König <hi rendition="#g">Purpur.</hi> Der <hi rendition="#g">Herold.</hi></hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HERO"> <speaker> <hi rendition="#c">Herold.</hi> </speaker><lb/> <p>Vollzogen iſt, was du befahlſt, ich meld es:<lb/> Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward,<lb/> Füllt bald darauf der Marktplatz ſich mit Weibern<lb/> Und Mägdlein jeden Standes, haufenweiſe<lb/> Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen<lb/> Des Reiches ſchleppen Boten ſchwerbeladen<lb/> Das Frau’ngeräth, das dein Geheiß verpönt.<lb/> Allüberallher folgt man dem Befehle;<lb/> Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung.<lb/> Wie manch Geſpinnſt ward ſchleunig abgebrochen,<lb/> Wie mancher Faden ward entzwei geriſſen;<lb/> Ungern zwar mocht’s geſcheh’n, doch es geſchah;<lb/> Wer wollte widerſetzen ſich der Drohung<lb/> Des Königs, die ſein Herold hat verkündigt?</p> </sp><lb/> <sp who="#PUR"> <speaker> <hi rendition="#c">Purpur.</hi> </speaker><lb/> <p>So kann beruhigt ich ſein; denn wenn im Lande<lb/> Nicht Eine Spindel mehr, wie wär es möglich,<lb/> Daß Röslein ſich an einer Spindel ſtäche?<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0253]
Scohlint.
Der Augenblick iſt da.
(Beide verſchwinden.)
Gemach im Schloſſe des Königs.
König Purpur. Der Herold.
Herold.
Vollzogen iſt, was du befahlſt, ich meld es:
Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward,
Füllt bald darauf der Marktplatz ſich mit Weibern
Und Mägdlein jeden Standes, haufenweiſe
Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen
Des Reiches ſchleppen Boten ſchwerbeladen
Das Frau’ngeräth, das dein Geheiß verpönt.
Allüberallher folgt man dem Befehle;
Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung.
Wie manch Geſpinnſt ward ſchleunig abgebrochen,
Wie mancher Faden ward entzwei geriſſen;
Ungern zwar mocht’s geſcheh’n, doch es geſchah;
Wer wollte widerſetzen ſich der Drohung
Des Königs, die ſein Herold hat verkündigt?
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/253>, abgerufen am 17.07.2024. |