Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.Vor Durst und Hunger werd' ich hin, Mei'm Herrn, dem regent's nur Dukaten, Jch krieg kaum Einmal's Jahr an Braten; Die Farben freß ich selber z'samm, Und endlich noch die Bilderrahm! Aha! kommt vermuthlich eine Kundschaft, die sich abportrutiren lassen will. Gut und grad recht! Mein Herr bleibt den ganzen Tag aus bei der großen Künstlerfestivität, die's dem Landschaftsmaler Eichbaum geben, weil er einen Orden kriegt hat. Nun werd' ich als Künstler auftreten und meinen Prinzipal den berühmten Purträtmaler Schmier- pinsel vorstellen; laß mir aber gleich vorher Etwas auf die Hand geben, denn das ist die Hauptsach dabei. Also Kurag' Casperl! Herein, herein! (Eine ältliche aufgeputzte Madame tritt ein.) Madame. Habe ich das Vergnügen, den berühmten Herrn Schmierpinsel zu treffen? Casperl. (in affectirtem Hochdeutsch.) Ja und vielmehr sehr ja allerdings! Jch bin nicht so fast Schmierpinsel als berühmt und deß- Vor Durſt und Hunger werd’ ich hin, Mei’m Herrn, dem regent’s nur Dukaten, Jch krieg kaum Einmal’s Jahr an Braten; Die Farben freß ich ſelber z’ſamm, Und endlich noch die Bilderrahm! Aha! kommt vermuthlich eine Kundſchaft, die ſich abportrutiren laſſen will. Gut und grad recht! Mein Herr bleibt den ganzen Tag aus bei der großen Künſtlerfeſtivität, die’s dem Landſchaftsmaler Eichbaum geben, weil er einen Orden kriegt hat. Nun werd’ ich als Künſtler auftreten und meinen Prinzipal den berühmten Purträtmaler Schmier- pinſel vorſtellen; laß mir aber gleich vorher Etwas auf die Hand geben, denn das iſt die Hauptſach dabei. Alſo Kurag’ Casperl! Herein, herein! (Eine ältliche aufgeputzte Madame tritt ein.) Madame. Habe ich das Vergnügen, den berühmten Herrn Schmierpinſel zu treffen? Casperl. (in affectirtem Hochdeutſch.) Ja und vielmehr ſehr ja allerdings! Jch bin nicht ſo faſt Schmierpinſel als berühmt und deß- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASPERLE"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0196" n="190"/> <l>Vor Durſt und Hunger werd’ ich hin,</l><lb/> <l>Zuletzt ſauf ich noch Terpentin.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mei’m Herrn, dem regent’s nur Dukaten,</l><lb/> <l>Jch krieg kaum Einmal’s Jahr an Braten;</l><lb/> <l>Die Farben freß ich ſelber z’ſamm,</l><lb/> <l>Und endlich noch die Bilderrahm!</l> </lg> </lg><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Es klopft an der Thüre.)</hi> </stage><lb/> <p>Aha! kommt vermuthlich eine Kundſchaft, die<lb/> ſich abportrutiren laſſen will. Gut und grad recht!<lb/> Mein Herr bleibt den ganzen Tag aus bei der<lb/> großen Künſtlerfeſtivität, die’s dem Landſchaftsmaler<lb/> Eichbaum geben, weil er einen Orden kriegt hat.<lb/> Nun werd’ ich als Künſtler auftreten und meinen<lb/> Prinzipal den berühmten Purträtmaler Schmier-<lb/> pinſel vorſtellen; laß mir aber gleich vorher Etwas<lb/> auf die Hand geben, denn das iſt die Hauptſach<lb/> dabei. Alſo Kurag’ Casperl! Herein, herein!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Eine ältliche aufgeputzte Madame tritt ein.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#MADAM"> <speaker> <hi rendition="#c">Madame.</hi> </speaker><lb/> <p>Habe ich das Vergnügen, den berühmten Herrn<lb/> Schmierpinſel zu treffen?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPERLE"> <speaker>Casperl.</speaker> <stage>(in affectirtem Hochdeutſch.)</stage><lb/> <p>Ja und vielmehr ſehr ja allerdings! Jch bin<lb/> nicht ſo faſt Schmierpinſel als berühmt und deß-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0196]
Vor Durſt und Hunger werd’ ich hin,
Zuletzt ſauf ich noch Terpentin.
Mei’m Herrn, dem regent’s nur Dukaten,
Jch krieg kaum Einmal’s Jahr an Braten;
Die Farben freß ich ſelber z’ſamm,
Und endlich noch die Bilderrahm!
(Es klopft an der Thüre.)
Aha! kommt vermuthlich eine Kundſchaft, die
ſich abportrutiren laſſen will. Gut und grad recht!
Mein Herr bleibt den ganzen Tag aus bei der
großen Künſtlerfeſtivität, die’s dem Landſchaftsmaler
Eichbaum geben, weil er einen Orden kriegt hat.
Nun werd’ ich als Künſtler auftreten und meinen
Prinzipal den berühmten Purträtmaler Schmier-
pinſel vorſtellen; laß mir aber gleich vorher Etwas
auf die Hand geben, denn das iſt die Hauptſach
dabei. Alſo Kurag’ Casperl! Herein, herein!
(Eine ältliche aufgeputzte Madame tritt ein.)
Madame.
Habe ich das Vergnügen, den berühmten Herrn
Schmierpinſel zu treffen?
Casperl. (in affectirtem Hochdeutſch.)
Ja und vielmehr ſehr ja allerdings! Jch bin
nicht ſo faſt Schmierpinſel als berühmt und deß-
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