Vor Allem ist nötig, die Resultate der Rekrutirungen in's Auge zu fassen. Hören wir, was Professor Hegar darüber sagt: "Leider sind genaue Veröffentlichungen über die Resultate der Rekrutirung nicht grade zahlreich. Die von den Behörden gemachten Ansprüche sind ferner nicht bloss nach den einzelnen Staaten, sondern selbst nach Zeit- räumen grösseren oder geringeren Bedürfnisses verschieden. Auch sind die Tauglichkeit oder Untauglichkeit bedingen- den Factoren sehr mannigfaltig, so dass die hier in Frage stehende Wirkung (bei uns Ursache) einer geringen oder einer bedeutenden Fortpflanzungsgrösse sich nur schwer von den Einflüssen anderer Factoren trennen lässt ..... Auf die neueren Berichte ist vielleicht kein sehr grosser Werth zu legen, da in Frankreich jetzt alle nur halbwegs Brauchbaren unter die Fahne eingereiht zu werden scheinen. Die Resultate der Aushebungen von 1872--1876 sind wenigstens so gut, dass man annehmen muss, es seien sehr geringe Anforderungen gestellt worden. Allein wir finden ähnliche Unterschiede (von Preussen) zu Gunsten Frank- reichs auch in früheren Jahren selbst vor dem Krimkriege 1837 und 1845 und 1851--1856".*)
Diese Ausführungen würden also eher gegen eine Ab- nahme der Constitutionskraft sprechen, jedenfalls nicht da- für, charakterisiren aber die Resultate der Rekrutirung als zu unsicher, um in der ganzen Frage nach irgend einer Richtung hin etwas zu entscheiden.
Was die Durchschnittsgrösse der Rekruten anlangt, so ist es nach den Arbeiten von Collignon und Cavette**) wahrscheinlich, dass sie zugenommen hat. Diese Zunahme wird aber ausdrücklich auf bessere Ernährung und dadurch beschleunigtes Wachsthum zurückgeführt, nicht auf eine Veränderung der constitutionellen Anlage. Ammon hat
*)Hegar, Alfred, Der Geschlechtstrieb. Eine sozial-medizinische Studie. Stuttgart 1894. S. 71.
**)Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
Vor Allem ist nötig, die Resultate der Rekrutirungen in’s Auge zu fassen. Hören wir, was Professor Hegar darüber sagt: „Leider sind genaue Veröffentlichungen über die Resultate der Rekrutirung nicht grade zahlreich. Die von den Behörden gemachten Ansprüche sind ferner nicht bloss nach den einzelnen Staaten, sondern selbst nach Zeit- räumen grösseren oder geringeren Bedürfnisses verschieden. Auch sind die Tauglichkeit oder Untauglichkeit bedingen- den Factoren sehr mannigfaltig, so dass die hier in Frage stehende Wirkung (bei uns Ursache) einer geringen oder einer bedeutenden Fortpflanzungsgrösse sich nur schwer von den Einflüssen anderer Factoren trennen lässt ..... Auf die neueren Berichte ist vielleicht kein sehr grosser Werth zu legen, da in Frankreich jetzt alle nur halbwegs Brauchbaren unter die Fahne eingereiht zu werden scheinen. Die Resultate der Aushebungen von 1872—1876 sind wenigstens so gut, dass man annehmen muss, es seien sehr geringe Anforderungen gestellt worden. Allein wir finden ähnliche Unterschiede (von Preussen) zu Gunsten Frank- reichs auch in früheren Jahren selbst vor dem Krimkriege 1837 und 1845 und 1851—1856“.*)
Diese Ausführungen würden also eher gegen eine Ab- nahme der Constitutionskraft sprechen, jedenfalls nicht da- für, charakterisiren aber die Resultate der Rekrutirung als zu unsicher, um in der ganzen Frage nach irgend einer Richtung hin etwas zu entscheiden.
Was die Durchschnittsgrösse der Rekruten anlangt, so ist es nach den Arbeiten von Collignon und Cavette**) wahrscheinlich, dass sie zugenommen hat. Diese Zunahme wird aber ausdrücklich auf bessere Ernährung und dadurch beschleunigtes Wachsthum zurückgeführt, nicht auf eine Veränderung der constitutionellen Anlage. Ammon hat
*)Hegar, Alfred, Der Geschlechtstrieb. Eine sozial-medizinische Studie. Stuttgart 1894. S. 71.
**)Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
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Vor Allem ist nötig, die Resultate der Rekrutirungen
in’s Auge zu fassen. Hören wir, was Professor Hegar
darüber sagt: „Leider sind genaue Veröffentlichungen über
die Resultate der Rekrutirung nicht grade zahlreich. Die
von den Behörden gemachten Ansprüche sind ferner nicht
bloss nach den einzelnen Staaten, sondern selbst nach Zeit-
räumen grösseren oder geringeren Bedürfnisses verschieden.
Auch sind die Tauglichkeit oder Untauglichkeit bedingen-
den Factoren sehr mannigfaltig, so dass die hier in Frage
stehende Wirkung (bei uns Ursache) einer geringen oder
einer bedeutenden Fortpflanzungsgrösse sich nur schwer
von den Einflüssen anderer Factoren trennen lässt .....
Auf die neueren Berichte ist vielleicht kein sehr grosser
Werth zu legen, da in Frankreich jetzt alle nur halbwegs
Brauchbaren unter die Fahne eingereiht zu werden scheinen.
Die Resultate der Aushebungen von 1872—1876 sind
wenigstens so gut, dass man annehmen muss, es seien sehr
geringe Anforderungen gestellt worden. Allein wir finden
ähnliche Unterschiede (von Preussen) zu Gunsten Frank-
reichs auch in früheren Jahren selbst vor dem Krimkriege
1837 und 1845 und 1851—1856“. *)
Diese Ausführungen würden also eher gegen eine Ab-
nahme der Constitutionskraft sprechen, jedenfalls nicht da-
für, charakterisiren aber die Resultate der Rekrutirung als
zu unsicher, um in der ganzen Frage nach irgend einer
Richtung hin etwas zu entscheiden.
Was die Durchschnittsgrösse der Rekruten anlangt, so
ist es nach den Arbeiten von Collignon und Cavette **)
wahrscheinlich, dass sie zugenommen hat. Diese Zunahme
wird aber ausdrücklich auf bessere Ernährung und dadurch
beschleunigtes Wachsthum zurückgeführt, nicht auf eine
Veränderung der constitutionellen Anlage. Ammon hat
*) Hegar, Alfred, Der Geschlechtstrieb. Eine sozial-medizinische
Studie. Stuttgart 1894. S. 71.
**) Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/91>, abgerufen am 23.07.2024.
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