Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Haushofer giebt in seiner Statistik die Mortalität auf
deutscher Seite im Kriege 1870/71 an für die

Generäle auf 46 %0
Stabsoffiziere " 105 "
Hauptleute, Rittmeister " 86 "
Lieutenants " 89 "
Unteroffiziere und Mannschaften " 45 "

Dazu kommt, dass heute keine Söldnerheere mehr,
sondern bei der allgemeinen Wehrpflicht Volksheere
kämpfen. Die Ausjätung des Söldnercharakters wird von
dem modernen Krieg nicht mehr oder nur in sehr ge-
ringem Grade vollzogen. Eher wirkten früher noch die
Epidemien, die oft beim Kriege ausbrachen, als ein selec-
torisches Moment. Doch auch diese werden seltener.

Alles in allem haben, wenn der Krieg beendet ist, die
beiden kriegführenden Völker an ihrem Bestand von starken
Convarianten ganz erhebliche Einbusse erlitten. Aber da-
mit noch nicht genug. Die Zurückgekehrten haben oft
noch an manchen Uebeln zu leiden, die sie im Felde er-
warben, oder sie haben ihre oekonomischen Stellen ver
loren, so dass auch hieraus wieder künstlich geschaffene
Benachtheiligungen im Kampfe um's Dasein entspringen.
Ferner werden die Kinder der Gefallenen, die gemäss
der Vererbung auch wieder stärkere Convarianten darstellen
als die übrigen Kinder, oft genug durch den Verlust
ihrer Ernährer und Erzieher ganz bedeutend im Kampf
um's Dasein behindert.

Der moderne Krieg ist demnach, ganz abgesehen von
seinen Brutalitäten, unter den Mitteln, die ein Volk zur
Vermehrung seiner Zahl ergreifen kann, thunlichst zu ver-
meiden, da er mit der Hauptforderung der Rassenhygiene,
der Erhaltung der Constitutionskraft, im Widerstreit steht.
Allerdings wird er wohl manchmal im Kampf um's Dasein
der Societäten nicht zu umgehen sein.

Haushofer giebt in seiner Statistik die Mortalität auf
deutscher Seite im Kriege 1870/71 an für die

Generäle auf 46 ‰
Stabsoffiziere „ 105 „
Hauptleute, Rittmeister „ 86 „
Lieutenants „ 89 „
Unteroffiziere und Mannschaften „ 45 „

Dazu kommt, dass heute keine Söldnerheere mehr,
sondern bei der allgemeinen Wehrpflicht Volksheere
kämpfen. Die Ausjätung des Söldnercharakters wird von
dem modernen Krieg nicht mehr oder nur in sehr ge-
ringem Grade vollzogen. Eher wirkten früher noch die
Epidemien, die oft beim Kriege ausbrachen, als ein selec-
torisches Moment. Doch auch diese werden seltener.

Alles in allem haben, wenn der Krieg beendet ist, die
beiden kriegführenden Völker an ihrem Bestand von starken
Convarianten ganz erhebliche Einbusse erlitten. Aber da-
mit noch nicht genug. Die Zurückgekehrten haben oft
noch an manchen Uebeln zu leiden, die sie im Felde er-
warben, oder sie haben ihre oekonomischen Stellen ver
loren, so dass auch hieraus wieder künstlich geschaffene
Benachtheiligungen im Kampfe um’s Dasein entspringen.
Ferner werden die Kinder der Gefallenen, die gemäss
der Vererbung auch wieder stärkere Convarianten darstellen
als die übrigen Kinder, oft genug durch den Verlust
ihrer Ernährer und Erzieher ganz bedeutend im Kampf
um’s Dasein behindert.

Der moderne Krieg ist demnach, ganz abgesehen von
seinen Brutalitäten, unter den Mitteln, die ein Volk zur
Vermehrung seiner Zahl ergreifen kann, thunlichst zu ver-
meiden, da er mit der Hauptforderung der Rassenhygiene,
der Erhaltung der Constitutionskraft, im Widerstreit steht.
Allerdings wird er wohl manchmal im Kampf um’s Dasein
der Societäten nicht zu umgehen sein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0083" n="63"/>
          <p><hi rendition="#g">Haushofer</hi> giebt in seiner Statistik die Mortalität auf<lb/>
deutscher Seite im Kriege 1870/71 an für die</p><lb/>
          <list>
            <item>Generäle auf 46 &#x2030;</item><lb/>
            <item>Stabsoffiziere &#x201E; 105 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Hauptleute, Rittmeister &#x201E; 86 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Lieutenants &#x201E; 89 &#x201E;</item><lb/>
            <item>Unteroffiziere und Mannschaften &#x201E; 45 &#x201E;</item>
          </list><lb/>
          <p>Dazu kommt, dass heute keine Söldnerheere mehr,<lb/>
sondern bei der allgemeinen Wehrpflicht Volksheere<lb/>
kämpfen. Die Ausjätung des Söldnercharakters wird von<lb/>
dem modernen Krieg nicht mehr oder nur in sehr ge-<lb/>
ringem Grade vollzogen. Eher wirkten früher noch die<lb/>
Epidemien, die oft beim Kriege ausbrachen, als ein selec-<lb/>
torisches Moment. Doch auch diese werden seltener.</p><lb/>
          <p>Alles in allem haben, wenn der Krieg beendet ist, die<lb/>
beiden kriegführenden Völker an ihrem Bestand von starken<lb/>
Convarianten ganz erhebliche Einbusse erlitten. Aber da-<lb/>
mit noch nicht genug. Die Zurückgekehrten haben oft<lb/>
noch an manchen Uebeln zu leiden, die sie im Felde er-<lb/>
warben, oder sie haben ihre oekonomischen Stellen ver<lb/>
loren, so dass auch hieraus wieder künstlich geschaffene<lb/>
Benachtheiligungen im Kampfe um&#x2019;s Dasein entspringen.<lb/>
Ferner werden die Kinder der Gefallenen, die gemäss<lb/>
der Vererbung auch wieder stärkere Convarianten darstellen<lb/>
als die übrigen Kinder, oft genug durch den Verlust<lb/>
ihrer Ernährer und Erzieher ganz bedeutend im Kampf<lb/>
um&#x2019;s Dasein behindert.</p><lb/>
          <p>Der moderne Krieg ist demnach, ganz abgesehen von<lb/>
seinen Brutalitäten, unter den Mitteln, die ein Volk zur<lb/>
Vermehrung seiner Zahl ergreifen kann, thunlichst zu ver-<lb/>
meiden, da er mit der Hauptforderung der Rassenhygiene,<lb/>
der Erhaltung der Constitutionskraft, im Widerstreit steht.<lb/>
Allerdings wird er wohl manchmal im Kampf um&#x2019;s Dasein<lb/>
der Societäten nicht zu umgehen sein.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0083] Haushofer giebt in seiner Statistik die Mortalität auf deutscher Seite im Kriege 1870/71 an für die Generäle auf 46 ‰ Stabsoffiziere „ 105 „ Hauptleute, Rittmeister „ 86 „ Lieutenants „ 89 „ Unteroffiziere und Mannschaften „ 45 „ Dazu kommt, dass heute keine Söldnerheere mehr, sondern bei der allgemeinen Wehrpflicht Volksheere kämpfen. Die Ausjätung des Söldnercharakters wird von dem modernen Krieg nicht mehr oder nur in sehr ge- ringem Grade vollzogen. Eher wirkten früher noch die Epidemien, die oft beim Kriege ausbrachen, als ein selec- torisches Moment. Doch auch diese werden seltener. Alles in allem haben, wenn der Krieg beendet ist, die beiden kriegführenden Völker an ihrem Bestand von starken Convarianten ganz erhebliche Einbusse erlitten. Aber da- mit noch nicht genug. Die Zurückgekehrten haben oft noch an manchen Uebeln zu leiden, die sie im Felde er- warben, oder sie haben ihre oekonomischen Stellen ver loren, so dass auch hieraus wieder künstlich geschaffene Benachtheiligungen im Kampfe um’s Dasein entspringen. Ferner werden die Kinder der Gefallenen, die gemäss der Vererbung auch wieder stärkere Convarianten darstellen als die übrigen Kinder, oft genug durch den Verlust ihrer Ernährer und Erzieher ganz bedeutend im Kampf um’s Dasein behindert. Der moderne Krieg ist demnach, ganz abgesehen von seinen Brutalitäten, unter den Mitteln, die ein Volk zur Vermehrung seiner Zahl ergreifen kann, thunlichst zu ver- meiden, da er mit der Hauptforderung der Rassenhygiene, der Erhaltung der Constitutionskraft, im Widerstreit steht. Allerdings wird er wohl manchmal im Kampf um’s Dasein der Societäten nicht zu umgehen sein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/83
Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/83>, abgerufen am 28.11.2024.