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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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der Natur, deren Occupirung bisher wegen der Schädlich-
keit der von ihnen ausgehenden Einflüsse nicht durchführ-
bar war, ausgefüllt werden.

Beide Factoren wirken in der Richtung der Vermehrung
einer Rasse; je stärker jeder von ihnen, desto rascher die
Vermehrung. In Rücksicht auf die Vervollkommnung der
Rasse jedoch ist die Stärke der beiden Factoren durchaus
nicht bedeutungslos. Dieses Verhältniss, sowie überhaupt
die Erhöhung der Constitutionskraft, die, wie wir im vorigen
Capitel sahen, an das Auftreten einer bestimmten Menge
stärkerer Devarianten und einer dem Auftreten schwächerer
Devarianten entsprechenden Ausjätung im Kampf um's
Dasein gebunden ist, sollen im nächsten Capitel eine ge-
nauere Besprechung erfahren, da sie im engsten Zusammen-
hang mit der Vervollkommnung des Rassentypus stehen.

Die Betrachtung des anderen Factors, der Umgebungs-
Einflüsse, der selectorischen und der nonselectorischen, in
Bezug auf ihre Wirkung auf die Mitgliederzahl einer Rasse
gehört zum grössten Theil in das Gebiet der Naturwissen-
schaft und der Oekonomie. Wir wollen hier an dieser
Stelle nur zwei dieser Einflüsse kurz erwähnen. Beide
haben das Gemeinsame, dass sie nicht nur die Zahl be-
schränken, sondern dass sie hauptsächlich die Zahl der
starken Convarianten beschränken, also contraselectorisch
wirken, ein Grund, uns später mit ihrer Bedeutung noch
etwas eingehender zu befassen.*)

Das erste dieser Momente bilden die Kriege, die eine
Rasse oder überhaupt eine Societät führt. Hierbei werden
eine Anzahl der stärksten Convarianten der betreff. So-
cietät herausgenommen und neben einigen selectorischen
sehr mächtigen nonselectorischen Einflüssen ausgesetzt, die

*) Contraselectorische Einflüsse sind ausser von Darwin und Wallace
besonders auch von Haeckel gebührend gewürdigt worden. Vgl. Na-
türliche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. S. 154 u. ff.

der Natur, deren Occupirung bisher wegen der Schädlich-
keit der von ihnen ausgehenden Einflüsse nicht durchführ-
bar war, ausgefüllt werden.

Beide Factoren wirken in der Richtung der Vermehrung
einer Rasse; je stärker jeder von ihnen, desto rascher die
Vermehrung. In Rücksicht auf die Vervollkommnung der
Rasse jedoch ist die Stärke der beiden Factoren durchaus
nicht bedeutungslos. Dieses Verhältniss, sowie überhaupt
die Erhöhung der Constitutionskraft, die, wie wir im vorigen
Capitel sahen, an das Auftreten einer bestimmten Menge
stärkerer Devarianten und einer dem Auftreten schwächerer
Devarianten entsprechenden Ausjätung im Kampf um’s
Dasein gebunden ist, sollen im nächsten Capitel eine ge-
nauere Besprechung erfahren, da sie im engsten Zusammen-
hang mit der Vervollkommnung des Rassentypus stehen.

Die Betrachtung des anderen Factors, der Umgebungs-
Einflüsse, der selectorischen und der nonselectorischen, in
Bezug auf ihre Wirkung auf die Mitgliederzahl einer Rasse
gehört zum grössten Theil in das Gebiet der Naturwissen-
schaft und der Oekonomie. Wir wollen hier an dieser
Stelle nur zwei dieser Einflüsse kurz erwähnen. Beide
haben das Gemeinsame, dass sie nicht nur die Zahl be-
schränken, sondern dass sie hauptsächlich die Zahl der
starken Convarianten beschränken, also contraselectorisch
wirken, ein Grund, uns später mit ihrer Bedeutung noch
etwas eingehender zu befassen.*)

Das erste dieser Momente bilden die Kriege, die eine
Rasse oder überhaupt eine Societät führt. Hierbei werden
eine Anzahl der stärksten Convarianten der betreff. So-
cietät herausgenommen und neben einigen selectorischen
sehr mächtigen nonselectorischen Einflüssen ausgesetzt, die

*) Contraselectorische Einflüsse sind ausser von Darwin und Wallace
besonders auch von Haeckel gebührend gewürdigt worden. Vgl. Na-
türliche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. S. 154 u. ff.
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[61/0081] der Natur, deren Occupirung bisher wegen der Schädlich- keit der von ihnen ausgehenden Einflüsse nicht durchführ- bar war, ausgefüllt werden. Beide Factoren wirken in der Richtung der Vermehrung einer Rasse; je stärker jeder von ihnen, desto rascher die Vermehrung. In Rücksicht auf die Vervollkommnung der Rasse jedoch ist die Stärke der beiden Factoren durchaus nicht bedeutungslos. Dieses Verhältniss, sowie überhaupt die Erhöhung der Constitutionskraft, die, wie wir im vorigen Capitel sahen, an das Auftreten einer bestimmten Menge stärkerer Devarianten und einer dem Auftreten schwächerer Devarianten entsprechenden Ausjätung im Kampf um’s Dasein gebunden ist, sollen im nächsten Capitel eine ge- nauere Besprechung erfahren, da sie im engsten Zusammen- hang mit der Vervollkommnung des Rassentypus stehen. Die Betrachtung des anderen Factors, der Umgebungs- Einflüsse, der selectorischen und der nonselectorischen, in Bezug auf ihre Wirkung auf die Mitgliederzahl einer Rasse gehört zum grössten Theil in das Gebiet der Naturwissen- schaft und der Oekonomie. Wir wollen hier an dieser Stelle nur zwei dieser Einflüsse kurz erwähnen. Beide haben das Gemeinsame, dass sie nicht nur die Zahl be- schränken, sondern dass sie hauptsächlich die Zahl der starken Convarianten beschränken, also contraselectorisch wirken, ein Grund, uns später mit ihrer Bedeutung noch etwas eingehender zu befassen. *) Das erste dieser Momente bilden die Kriege, die eine Rasse oder überhaupt eine Societät führt. Hierbei werden eine Anzahl der stärksten Convarianten der betreff. So- cietät herausgenommen und neben einigen selectorischen sehr mächtigen nonselectorischen Einflüssen ausgesetzt, die *) Contraselectorische Einflüsse sind ausser von Darwin und Wallace besonders auch von Haeckel gebührend gewürdigt worden. Vgl. Na- türliche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. S. 154 u. ff.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/81>, abgerufen am 24.11.2024.