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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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künftigen Zellen bestimmen, und die Biophoren bestehen
aus Molekülen und Atomen.

Bei den Zelltheilungen während der individuellen Ent-
wickelung finden ungleiche Kerntheilungen statt, wodurch
die Differenzirung in die verschiedenen Zellarten und Ge-
webe des Körpers ermöglicht wird. Die Art der Zu-
sammensetzung des Keimplasmas (Keimstoffs) bedingt die
körperliche und geistige Organisation des entstehenden
Individuums. Im Keimplasma ist ein bestimmter Aufbau
der Bestandtheile, eine Architektur, anzunehmen, wodurch
zu Stande kommt, dass bei der Entwickelung des Indivi-
duums jede Zelle oder Zellgruppe an den richtigen Platz
im Organismus zu liegen kommt. Mit der Befruchtung
des Eies ist somit die ganze Individualität des Kindes be-
stimmt.

Gegen diese Determinantenlehre und die ähnliche Mo-
saiktheorie von Roux hat sich in jüngster Zeit Oscar
Hertwig
*) gewandt, um einen mehr epigenetischen Stand-
punkt zu betonen. Seine Geltendmachung einer stets erb-
gleichen Theilung der Zellkerne als Thatsache scheint mir
noch nicht berechtigt in Anbetracht unserer für so enorm
delikate Untersuchungs-Objecte wie Kernstäbchen noch
sehr rohen Methoden. Seine andere, speciell epigenetische
Argumentation, die den äusseren Ursachen, die er fort-
während von Etappe zu Etappe innere werden lässt, einen viel
grösseren Einfluss zuschreibt wie Weismann und Roux,
hat nur dann Sinn, wenn er die Complication der befruch-
teten Eizelle als geringer ansetzt als die des fertigen Orga-
nismus. Das nimmt nun zwar Hertwig auch ganz aus-
drücklich zur Basis seiner Herleitung, allein durch die
Acceptirung von Naegeli's Satz, (S. 131) dass das Ei des
Huhns vom Ei des Frosches ebenso weit verschieden

*) Hertwig, O. Zeit- und Streitfragen der Biologie. Heft 1. Prae-
formation oder Epigenese? Jena 1894.

künftigen Zellen bestimmen, und die Biophoren bestehen
aus Molekülen und Atomen.

Bei den Zelltheilungen während der individuellen Ent-
wickelung finden ungleiche Kerntheilungen statt, wodurch
die Differenzirung in die verschiedenen Zellarten und Ge-
webe des Körpers ermöglicht wird. Die Art der Zu-
sammensetzung des Keimplasmas (Keimstoffs) bedingt die
körperliche und geistige Organisation des entstehenden
Individuums. Im Keimplasma ist ein bestimmter Aufbau
der Bestandtheile, eine Architektur, anzunehmen, wodurch
zu Stande kommt, dass bei der Entwickelung des Indivi-
duums jede Zelle oder Zellgruppe an den richtigen Platz
im Organismus zu liegen kommt. Mit der Befruchtung
des Eies ist somit die ganze Individualität des Kindes be-
stimmt.

Gegen diese Determinantenlehre und die ähnliche Mo-
saiktheorie von Roux hat sich in jüngster Zeit Oscar
Hertwig
*) gewandt, um einen mehr epigenetischen Stand-
punkt zu betonen. Seine Geltendmachung einer stets erb-
gleichen Theilung der Zellkerne als Thatsache scheint mir
noch nicht berechtigt in Anbetracht unserer für so enorm
delikate Untersuchungs-Objecte wie Kernstäbchen noch
sehr rohen Methoden. Seine andere, speciell epigenetische
Argumentation, die den äusseren Ursachen, die er fort-
während von Etappe zu Etappe innere werden lässt, einen viel
grösseren Einfluss zuschreibt wie Weismann und Roux,
hat nur dann Sinn, wenn er die Complication der befruch-
teten Eizelle als geringer ansetzt als die des fertigen Orga-
nismus. Das nimmt nun zwar Hertwig auch ganz aus-
drücklich zur Basis seiner Herleitung, allein durch die
Acceptirung von Naegeli’s Satz, (S. 131) dass das Ei des
Huhns vom Ei des Frosches ebenso weit verschieden

*) Hertwig, O. Zeit- und Streitfragen der Biologie. Heft 1. Prae-
formation oder Epigenese? Jena 1894.
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[26/0046] künftigen Zellen bestimmen, und die Biophoren bestehen aus Molekülen und Atomen. Bei den Zelltheilungen während der individuellen Ent- wickelung finden ungleiche Kerntheilungen statt, wodurch die Differenzirung in die verschiedenen Zellarten und Ge- webe des Körpers ermöglicht wird. Die Art der Zu- sammensetzung des Keimplasmas (Keimstoffs) bedingt die körperliche und geistige Organisation des entstehenden Individuums. Im Keimplasma ist ein bestimmter Aufbau der Bestandtheile, eine Architektur, anzunehmen, wodurch zu Stande kommt, dass bei der Entwickelung des Indivi- duums jede Zelle oder Zellgruppe an den richtigen Platz im Organismus zu liegen kommt. Mit der Befruchtung des Eies ist somit die ganze Individualität des Kindes be- stimmt. Gegen diese Determinantenlehre und die ähnliche Mo- saiktheorie von Roux hat sich in jüngster Zeit Oscar Hertwig *) gewandt, um einen mehr epigenetischen Stand- punkt zu betonen. Seine Geltendmachung einer stets erb- gleichen Theilung der Zellkerne als Thatsache scheint mir noch nicht berechtigt in Anbetracht unserer für so enorm delikate Untersuchungs-Objecte wie Kernstäbchen noch sehr rohen Methoden. Seine andere, speciell epigenetische Argumentation, die den äusseren Ursachen, die er fort- während von Etappe zu Etappe innere werden lässt, einen viel grösseren Einfluss zuschreibt wie Weismann und Roux, hat nur dann Sinn, wenn er die Complication der befruch- teten Eizelle als geringer ansetzt als die des fertigen Orga- nismus. Das nimmt nun zwar Hertwig auch ganz aus- drücklich zur Basis seiner Herleitung, allein durch die Acceptirung von Naegeli’s Satz, (S. 131) dass das Ei des Huhns vom Ei des Frosches ebenso weit verschieden *) Hertwig, O. Zeit- und Streitfragen der Biologie. Heft 1. Prae- formation oder Epigenese? Jena 1894.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/46>, abgerufen am 23.11.2024.