Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.Es wäre sehr zu wünschen, dass Experimente in dieser Im Anschluss noch ein paar Worte über die Weis- Es wäre sehr zu wünschen, dass Experimente in dieser Im Anschluss noch ein paar Worte über die Weis- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0044" n="24"/> <p>Es wäre sehr zu wünschen, dass Experimente in dieser<lb/> Richtung angestellt würden, die positive Uebungsresultate,<lb/> nicht Defecte, zur Basis nähmen. Bei der einen Hälfte<lb/> einer grossen Anzahl von unter gleichen Bedingungen<lb/> aufgewachsenen Thieren müssten die Resultate der maxi-<lb/> malen Uebung eines Organs notirt werden. Die andere<lb/> Hälfte müsste in der Nichtübung verharren. Bei allen<lb/> Nachkommen beider Gruppen, die sich untereinander nicht<lb/> mischen dürften, werden nun die Resultate der maximalen<lb/> Uebung des verglichenen Organs festgestellt. Stellt sich<lb/> eine grössere Leistung bei der Gruppe heraus, die von<lb/> den geübten Thieren abstammt, so könnte man, falls eine<lb/> genügend grosse Anzahl von Versuchsthieren verwendet<lb/> wäre, und Nachprüfungen dasselbe Resultat liefern würden,<lb/> die Vererbung von Uebungsresultaten in Form einer ge-<lb/> steigerten Anlage nicht leugnen. Die ursprüngliche An-<lb/> zahl der Versuchsthiere muss gross genug sein, um bei<lb/> Theilung in zwei willkürliche Hälften die Anlagen des zu<lb/> prüfenden Organs als durchschnittlich gleich bei beiden<lb/> Hälften annehmen zu können. Hier giebt’s Aufgaben für<lb/> reiche, oder sagen wir lieber sehr reiche Freunde der<lb/> Wissenschaft.</p><lb/> <p>Im Anschluss noch ein paar Worte über die <hi rendition="#g">Weis-<lb/> mann</hi>’sche Theorie, insofern sie Bedeutung für die Ent-<lb/> wickelungsfactoren hat. Bei Annahme der Weismann’schen<lb/> Lehre der Continuität der Keimstoffe ist man natürlich<lb/> keineswegs gezwungen, irgend eine Einwirkung der Körper-<lb/> zellen und der Aussenwelt durch die Körperzellen auf den<lb/> Keimstoff zu leugnen. Das thut auch <hi rendition="#g">Weismann</hi> nicht<lb/> mehr. Die Beeinflussbarkeit giebt eben Anlass zum Ent-<lb/> stehen von Variationen. Von einer Vererbung könnte man<lb/> aber erst dann sprechen, wenn die durch die Aussenwelt<lb/> an den Körperzellen hervorgerufene Veränderung solche<lb/> Folgen für das Keimplasma hätte, dass die <hi rendition="#g">gleiche</hi> Ver-<lb/> änderung im Kinde aufträte. Diese Möglichkeit ist jedoch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0044]
Es wäre sehr zu wünschen, dass Experimente in dieser
Richtung angestellt würden, die positive Uebungsresultate,
nicht Defecte, zur Basis nähmen. Bei der einen Hälfte
einer grossen Anzahl von unter gleichen Bedingungen
aufgewachsenen Thieren müssten die Resultate der maxi-
malen Uebung eines Organs notirt werden. Die andere
Hälfte müsste in der Nichtübung verharren. Bei allen
Nachkommen beider Gruppen, die sich untereinander nicht
mischen dürften, werden nun die Resultate der maximalen
Uebung des verglichenen Organs festgestellt. Stellt sich
eine grössere Leistung bei der Gruppe heraus, die von
den geübten Thieren abstammt, so könnte man, falls eine
genügend grosse Anzahl von Versuchsthieren verwendet
wäre, und Nachprüfungen dasselbe Resultat liefern würden,
die Vererbung von Uebungsresultaten in Form einer ge-
steigerten Anlage nicht leugnen. Die ursprüngliche An-
zahl der Versuchsthiere muss gross genug sein, um bei
Theilung in zwei willkürliche Hälften die Anlagen des zu
prüfenden Organs als durchschnittlich gleich bei beiden
Hälften annehmen zu können. Hier giebt’s Aufgaben für
reiche, oder sagen wir lieber sehr reiche Freunde der
Wissenschaft.
Im Anschluss noch ein paar Worte über die Weis-
mann’sche Theorie, insofern sie Bedeutung für die Ent-
wickelungsfactoren hat. Bei Annahme der Weismann’schen
Lehre der Continuität der Keimstoffe ist man natürlich
keineswegs gezwungen, irgend eine Einwirkung der Körper-
zellen und der Aussenwelt durch die Körperzellen auf den
Keimstoff zu leugnen. Das thut auch Weismann nicht
mehr. Die Beeinflussbarkeit giebt eben Anlass zum Ent-
stehen von Variationen. Von einer Vererbung könnte man
aber erst dann sprechen, wenn die durch die Aussenwelt
an den Körperzellen hervorgerufene Veränderung solche
Folgen für das Keimplasma hätte, dass die gleiche Ver-
änderung im Kinde aufträte. Diese Möglichkeit ist jedoch
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