Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Vereinbarkeit der humanen und rassenhygienischen Forde-
rungen leiten wird, wollen wir noch einige Worte zu seiner
rein theoretischen Begründung sagen.

Wenn der aufmerksame Leser sich erinnert, was wir
am Schluss des ersten Capitels über das gegenseitige Ver-
hältniss und die Bedeutung der drei Entwicklungsfactoren
Variation, Auslese nnd Vererbung, sowie im dritten Capitel
über die Wirkung der Panmixie und die rassenhygienischen
Forderungen ausgeführt haben, werden ihm die folgenden
Sätze beinahe selbstverständlich erscheinen.

Eine erzeugte Generation umfasst vielerlei Convarianten,
starke und schwache, vollkommene und weniger voll-
kommene, oder kurz gute und schlechte. Diese Ver-
schiedenheit führt in der Concurrenz, die durch das Miss-
verhältniss zwischen Vermehrung der Menschen und An-
wachsen der Nährstellen bewirkt wird, zu einer Auslese
der besseren und einer Ausjäte der schlechteren Con-
varianten. Hierdurch wird die Gesammtheit der sich fort-
pflanzenden Individuen gegenüber der der überhaupt Ge-
borenen bedeutend verbessert, so dass nun durch die
Vererbungstendenzen die alte Höhe des Typus der Rasse
bewahrt oder sogar noch weiter getrieben wird.

Vorbedingung zu diesem Überleben der Tüchtigsten,
zu ihrer Auslese im Kampf um's Dasein, war natürlich,
dass sie überhaupt erst einmal erzeugt wurden. Vor-
bedingung auch zu jeder Vervollkommnung der Rasse war,
dass sie in vermehrtem Maasse und in steigend besserer
Qualität überhaupt erst erzeugt wurden. Wir erkannten
die aufsteigende Variation als das eigentlich fortschrittliche
Element, den Kampf um's Dasein nur als das regulirende.

Daraus erhellt ganz unmittelbar, dass, gleiches Tempo
der Vervollkommnung vorausgesetzt, die Ausjäte um so
weniger einzutreten braucht, einen je grösseren Antheil
von der Summe der erzeugten Individuen überhaupt die
guten Convarianten ausmachen.

15*

Vereinbarkeit der humanen und rassenhygienischen Forde-
rungen leiten wird, wollen wir noch einige Worte zu seiner
rein theoretischen Begründung sagen.

Wenn der aufmerksame Leser sich erinnert, was wir
am Schluss des ersten Capitels über das gegenseitige Ver-
hältniss und die Bedeutung der drei Entwicklungsfactoren
Variation, Auslese nnd Vererbung, sowie im dritten Capitel
über die Wirkung der Panmixie und die rassenhygienischen
Forderungen ausgeführt haben, werden ihm die folgenden
Sätze beinahe selbstverständlich erscheinen.

Eine erzeugte Generation umfasst vielerlei Convarianten,
starke und schwache, vollkommene und weniger voll-
kommene, oder kurz gute und schlechte. Diese Ver-
schiedenheit führt in der Concurrenz, die durch das Miss-
verhältniss zwischen Vermehrung der Menschen und An-
wachsen der Nährstellen bewirkt wird, zu einer Auslese
der besseren und einer Ausjäte der schlechteren Con-
varianten. Hierdurch wird die Gesammtheit der sich fort-
pflanzenden Individuen gegenüber der der überhaupt Ge-
borenen bedeutend verbessert, so dass nun durch die
Vererbungstendenzen die alte Höhe des Typus der Rasse
bewahrt oder sogar noch weiter getrieben wird.

Vorbedingung zu diesem Überleben der Tüchtigsten,
zu ihrer Auslese im Kampf um’s Dasein, war natürlich,
dass sie überhaupt erst einmal erzeugt wurden. Vor-
bedingung auch zu jeder Vervollkommnung der Rasse war,
dass sie in vermehrtem Maasse und in steigend besserer
Qualität überhaupt erst erzeugt wurden. Wir erkannten
die aufsteigende Variation als das eigentlich fortschrittliche
Element, den Kampf um’s Dasein nur als das regulirende.

Daraus erhellt ganz unmittelbar, dass, gleiches Tempo
der Vervollkommnung vorausgesetzt, die Ausjäte um so
weniger einzutreten braucht, einen je grösseren Antheil
von der Summe der erzeugten Individuen überhaupt die
guten Convarianten ausmachen.

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0247" n="227"/>
Vereinbarkeit der humanen und rassenhygienischen Forde-<lb/>
rungen leiten wird, wollen wir noch einige Worte zu seiner<lb/>
rein theoretischen Begründung sagen.</p><lb/>
          <p>Wenn der aufmerksame Leser sich erinnert, was wir<lb/>
am Schluss des ersten Capitels über das gegenseitige Ver-<lb/>
hältniss und die Bedeutung der drei Entwicklungsfactoren<lb/>
Variation, Auslese nnd Vererbung, sowie im dritten Capitel<lb/>
über die Wirkung der Panmixie und die rassenhygienischen<lb/>
Forderungen ausgeführt haben, werden ihm die folgenden<lb/>
Sätze beinahe selbstverständlich erscheinen.</p><lb/>
          <p>Eine erzeugte Generation umfasst vielerlei Convarianten,<lb/>
starke und schwache, vollkommene und weniger voll-<lb/>
kommene, oder kurz gute und schlechte. Diese Ver-<lb/>
schiedenheit führt in der Concurrenz, die durch das Miss-<lb/>
verhältniss zwischen Vermehrung der Menschen und An-<lb/>
wachsen der Nährstellen bewirkt wird, zu einer Auslese<lb/>
der besseren und einer Ausjäte der schlechteren Con-<lb/>
varianten. Hierdurch wird die Gesammtheit der sich fort-<lb/>
pflanzenden Individuen gegenüber der der überhaupt Ge-<lb/>
borenen bedeutend verbessert, so dass nun durch die<lb/>
Vererbungstendenzen die alte Höhe des Typus der Rasse<lb/>
bewahrt oder sogar noch weiter getrieben wird.</p><lb/>
          <p>Vorbedingung zu diesem Überleben der Tüchtigsten,<lb/>
zu ihrer Auslese im Kampf um&#x2019;s Dasein, war natürlich,<lb/>
dass sie überhaupt erst einmal erzeugt wurden. Vor-<lb/>
bedingung auch zu jeder Vervollkommnung der Rasse war,<lb/>
dass sie in vermehrtem Maasse und in steigend besserer<lb/>
Qualität überhaupt erst erzeugt wurden. Wir erkannten<lb/>
die aufsteigende Variation als das eigentlich fortschrittliche<lb/>
Element, den Kampf um&#x2019;s Dasein nur als das regulirende.</p><lb/>
          <p>Daraus erhellt ganz unmittelbar, dass, gleiches Tempo<lb/>
der Vervollkommnung vorausgesetzt, die Ausjäte um so<lb/>
weniger einzutreten braucht, einen je grösseren Antheil<lb/>
von der Summe der erzeugten Individuen überhaupt die<lb/>
guten Convarianten ausmachen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0247] Vereinbarkeit der humanen und rassenhygienischen Forde- rungen leiten wird, wollen wir noch einige Worte zu seiner rein theoretischen Begründung sagen. Wenn der aufmerksame Leser sich erinnert, was wir am Schluss des ersten Capitels über das gegenseitige Ver- hältniss und die Bedeutung der drei Entwicklungsfactoren Variation, Auslese nnd Vererbung, sowie im dritten Capitel über die Wirkung der Panmixie und die rassenhygienischen Forderungen ausgeführt haben, werden ihm die folgenden Sätze beinahe selbstverständlich erscheinen. Eine erzeugte Generation umfasst vielerlei Convarianten, starke und schwache, vollkommene und weniger voll- kommene, oder kurz gute und schlechte. Diese Ver- schiedenheit führt in der Concurrenz, die durch das Miss- verhältniss zwischen Vermehrung der Menschen und An- wachsen der Nährstellen bewirkt wird, zu einer Auslese der besseren und einer Ausjäte der schlechteren Con- varianten. Hierdurch wird die Gesammtheit der sich fort- pflanzenden Individuen gegenüber der der überhaupt Ge- borenen bedeutend verbessert, so dass nun durch die Vererbungstendenzen die alte Höhe des Typus der Rasse bewahrt oder sogar noch weiter getrieben wird. Vorbedingung zu diesem Überleben der Tüchtigsten, zu ihrer Auslese im Kampf um’s Dasein, war natürlich, dass sie überhaupt erst einmal erzeugt wurden. Vor- bedingung auch zu jeder Vervollkommnung der Rasse war, dass sie in vermehrtem Maasse und in steigend besserer Qualität überhaupt erst erzeugt wurden. Wir erkannten die aufsteigende Variation als das eigentlich fortschrittliche Element, den Kampf um’s Dasein nur als das regulirende. Daraus erhellt ganz unmittelbar, dass, gleiches Tempo der Vervollkommnung vorausgesetzt, die Ausjäte um so weniger einzutreten braucht, einen je grösseren Antheil von der Summe der erzeugten Individuen überhaupt die guten Convarianten ausmachen. 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/247
Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/247>, abgerufen am 23.11.2024.