und wohlthätiger für die Gesellschaft, den Durchschnitt ihrer Mitglieder zu heben, indem sie die niedrigsten Typen ganz beseitigt, als die höchsten noch ein wenig höher zu heben. Ausnahmsweis grosse und gute Menschen werden immer in genügender Zahl producirt und sind auf jeder Civilisationsstufe immer producirt worden. Von ihnen brauchen wir nicht so nothwendig mehr, als wir weniger Schwache und Schlechte brauchen. Dieses Ausjätesystem ist die Art und Weise der natürlichen Auslese gewesen, durch die das Thier- und Pflanzenreich so gestiegen ist und sich entwickelt hat. Das Überleben der Tüchtigsten bedeutet in Wirklichkeit die Vernichtung der Untüchtigen. In der Natur geschieht diese in ganz ungeheurem Maasse, weil in Folge der rasenden Vermehrung der meisten Organismen die jährlich vernichteten Untüchtigen einen grossen Bruchtheil der Geborenen bilden. Unter unserer bisherigen unvollkommenen Civilisation ist dieser heilsame Process, soweit er die Menschen betrifft, neutralisirt worden. Aber diese Neutralisirung ist das Ergebniss der höheren Eigenschaften unserer Natur gewesen. Die Humanität, dieses wesentlich menschliche Gefühl, hat uns das Leben der Schwachen und Leidenden, der Krüppel und Unvoll- kommenen an Geist und Körper retten lassen. Das hat der körperlichen und geistigen Rassehebung einigermaassen im Wege gestanden; aber es hat uns sittlich gehoben durch die anhaltende Entwickelung der bezeichnenden und Alles krönenden Zierde unserer menschlichen Natur als unterschieden von unserer thierischen.
Eine zukünftige Gesellschaft wird diesen Mangel ab- stellen, nicht durch Verminderung unserer Humanität, sondern dadurch, dass sie das Entstehen und Wachsen eines noch höheren menschlichen Kennzuges fördert, die Bewunderung alles dessen, was schön und freundlich und opferfreudig ist, und die Bekämpfung alles Selbstsüchtigen, Gemeinen und Grausamen. Wenn wir uns in unserem Verhalten
und wohlthätiger für die Gesellschaft, den Durchschnitt ihrer Mitglieder zu heben, indem sie die niedrigsten Typen ganz beseitigt, als die höchsten noch ein wenig höher zu heben. Ausnahmsweis grosse und gute Menschen werden immer in genügender Zahl producirt und sind auf jeder Civilisationsstufe immer producirt worden. Von ihnen brauchen wir nicht so nothwendig mehr, als wir weniger Schwache und Schlechte brauchen. Dieses Ausjätesystem ist die Art und Weise der natürlichen Auslese gewesen, durch die das Thier- und Pflanzenreich so gestiegen ist und sich entwickelt hat. Das Überleben der Tüchtigsten bedeutet in Wirklichkeit die Vernichtung der Untüchtigen. In der Natur geschieht diese in ganz ungeheurem Maasse, weil in Folge der rasenden Vermehrung der meisten Organismen die jährlich vernichteten Untüchtigen einen grossen Bruchtheil der Geborenen bilden. Unter unserer bisherigen unvollkommenen Civilisation ist dieser heilsame Process, soweit er die Menschen betrifft, neutralisirt worden. Aber diese Neutralisirung ist das Ergebniss der höheren Eigenschaften unserer Natur gewesen. Die Humanität, dieses wesentlich menschliche Gefühl, hat uns das Leben der Schwachen und Leidenden, der Krüppel und Unvoll- kommenen an Geist und Körper retten lassen. Das hat der körperlichen und geistigen Rassehebung einigermaassen im Wege gestanden; aber es hat uns sittlich gehoben durch die anhaltende Entwickelung der bezeichnenden und Alles krönenden Zierde unserer menschlichen Natur als unterschieden von unserer thierischen.
Eine zukünftige Gesellschaft wird diesen Mangel ab- stellen, nicht durch Verminderung unserer Humanität, sondern dadurch, dass sie das Entstehen und Wachsen eines noch höheren menschlichen Kennzuges fördert, die Bewunderung alles dessen, was schön und freundlich und opferfreudig ist, und die Bekämpfung alles Selbstsüchtigen, Gemeinen und Grausamen. Wenn wir uns in unserem Verhalten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0239"n="219"/>
und wohlthätiger für die Gesellschaft, den Durchschnitt<lb/>
ihrer Mitglieder zu heben, indem sie die niedrigsten Typen<lb/>
ganz beseitigt, als die höchsten noch ein wenig höher zu<lb/>
heben. Ausnahmsweis grosse und gute Menschen werden<lb/>
immer in genügender Zahl producirt und sind auf jeder<lb/>
Civilisationsstufe immer producirt worden. Von ihnen<lb/>
brauchen wir nicht so nothwendig mehr, als wir weniger<lb/>
Schwache und Schlechte brauchen. Dieses Ausjätesystem<lb/>
ist die Art und Weise der natürlichen Auslese gewesen,<lb/>
durch die das Thier- und Pflanzenreich so gestiegen ist<lb/>
und sich entwickelt hat. Das Überleben der Tüchtigsten<lb/>
bedeutet in Wirklichkeit die Vernichtung der Untüchtigen.<lb/>
In der Natur geschieht diese in ganz ungeheurem Maasse,<lb/>
weil in Folge der rasenden Vermehrung der meisten<lb/>
Organismen die jährlich vernichteten Untüchtigen einen<lb/>
grossen Bruchtheil der Geborenen bilden. Unter unserer<lb/>
bisherigen unvollkommenen Civilisation ist dieser heilsame<lb/>
Process, soweit er die Menschen betrifft, neutralisirt worden.<lb/>
Aber diese Neutralisirung ist das Ergebniss der höheren<lb/>
Eigenschaften unserer Natur gewesen. Die Humanität, dieses<lb/>
wesentlich menschliche Gefühl, hat uns das Leben der<lb/>
Schwachen und Leidenden, der Krüppel und Unvoll-<lb/>
kommenen an Geist und Körper retten lassen. Das hat<lb/>
der körperlichen und geistigen Rassehebung einigermaassen<lb/>
im Wege gestanden; aber es hat uns sittlich gehoben<lb/>
durch die anhaltende Entwickelung der bezeichnenden und<lb/>
Alles krönenden Zierde unserer menschlichen Natur als<lb/>
unterschieden von unserer thierischen.</p><lb/><p>Eine zukünftige Gesellschaft wird diesen Mangel ab-<lb/>
stellen, nicht durch Verminderung unserer Humanität, sondern<lb/>
dadurch, dass sie das Entstehen und Wachsen eines noch<lb/>
höheren menschlichen Kennzuges fördert, die Bewunderung<lb/>
alles dessen, was schön und freundlich und opferfreudig<lb/>
ist, und die Bekämpfung alles Selbstsüchtigen, Gemeinen<lb/>
und Grausamen. Wenn wir uns in unserem Verhalten<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0239]
und wohlthätiger für die Gesellschaft, den Durchschnitt
ihrer Mitglieder zu heben, indem sie die niedrigsten Typen
ganz beseitigt, als die höchsten noch ein wenig höher zu
heben. Ausnahmsweis grosse und gute Menschen werden
immer in genügender Zahl producirt und sind auf jeder
Civilisationsstufe immer producirt worden. Von ihnen
brauchen wir nicht so nothwendig mehr, als wir weniger
Schwache und Schlechte brauchen. Dieses Ausjätesystem
ist die Art und Weise der natürlichen Auslese gewesen,
durch die das Thier- und Pflanzenreich so gestiegen ist
und sich entwickelt hat. Das Überleben der Tüchtigsten
bedeutet in Wirklichkeit die Vernichtung der Untüchtigen.
In der Natur geschieht diese in ganz ungeheurem Maasse,
weil in Folge der rasenden Vermehrung der meisten
Organismen die jährlich vernichteten Untüchtigen einen
grossen Bruchtheil der Geborenen bilden. Unter unserer
bisherigen unvollkommenen Civilisation ist dieser heilsame
Process, soweit er die Menschen betrifft, neutralisirt worden.
Aber diese Neutralisirung ist das Ergebniss der höheren
Eigenschaften unserer Natur gewesen. Die Humanität, dieses
wesentlich menschliche Gefühl, hat uns das Leben der
Schwachen und Leidenden, der Krüppel und Unvoll-
kommenen an Geist und Körper retten lassen. Das hat
der körperlichen und geistigen Rassehebung einigermaassen
im Wege gestanden; aber es hat uns sittlich gehoben
durch die anhaltende Entwickelung der bezeichnenden und
Alles krönenden Zierde unserer menschlichen Natur als
unterschieden von unserer thierischen.
Eine zukünftige Gesellschaft wird diesen Mangel ab-
stellen, nicht durch Verminderung unserer Humanität, sondern
dadurch, dass sie das Entstehen und Wachsen eines noch
höheren menschlichen Kennzuges fördert, die Bewunderung
alles dessen, was schön und freundlich und opferfreudig
ist, und die Bekämpfung alles Selbstsüchtigen, Gemeinen
und Grausamen. Wenn wir uns in unserem Verhalten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/239>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.