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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Zeit sowohl in Beziehung auf die Individuen als auf Ge-
nerationen wird erklären lassen.*)

Ebenso wenig wie der Weg, die mittlere Lebensdauer
zu vergleichen, ist also auch der Weg der Hirnvergleichung
practikabel, so dass wir die Frage, ob wir uns seit dem
Alterthume vervollkommnet haben, unentschieden lassen
müssen.

Die Untersuchung der zweiten Frage, ob wir uns in
der moderneren Zeit, also etwa in den letzten 50 oder
100 Jahren, in einer aufsteigenden oder niedergehenden
Richtung in Bezug auf die Vervollkommnung des Durch-
schnittstyps der westarischen Rassen befinden, können wir
natürlich noch weniger durch objective Vergleiche an Ge-
hirnen und Schädeln entscheiden. Die Zeitunterschiede
wären dazu viel zu gering, und es ist auch nicht genügend
Material vorhanden, um die Frage befriedigend discutiren
zu können.

Ebenso wenig können wir die Herabsetzung des Mini-
malmaasses des Rekruten, die in manchen Ländern, auch
in Preussen, seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahr-
hunderts thatsächlich stattgefunden hat, wirksam in die Er-
örterung ziehen. Denn erstens stehen dem andere That-
sachen gegenüber, wie die von Ammon für Baden und
von Carette und Collignon für Theile Frankreichs er-
wiesene Erhöhung der Durchschnittsgrösse der Rekruten,**)
die übrigens auf bessere Ernährung zurückgeführt wird.
Und zweitens können wir die Körpergrösse, wenn die Ab-
nahme nicht eine sehr starke ist, nicht in directe Beziehung
zur Constitutionskraft bringen, da, wie wir ja schon sahen,
hierbei das Hauptgewicht auf das Verhalten des Hirns zu
legen ist, und verschiedene andere Organe und ihre Corre-
lationen ganz wohl von ihrer früheren Höhe herabgehen

*) Vgl. Bischoff, a. a. O. S. 169.
**) Vgl. Ammon, a. a. O. S. 120 u. f.

Zeit sowohl in Beziehung auf die Individuen als auf Ge-
nerationen wird erklären lassen.*)

Ebenso wenig wie der Weg, die mittlere Lebensdauer
zu vergleichen, ist also auch der Weg der Hirnvergleichung
practikabel, so dass wir die Frage, ob wir uns seit dem
Alterthume vervollkommnet haben, unentschieden lassen
müssen.

Die Untersuchung der zweiten Frage, ob wir uns in
der moderneren Zeit, also etwa in den letzten 50 oder
100 Jahren, in einer aufsteigenden oder niedergehenden
Richtung in Bezug auf die Vervollkommnung des Durch-
schnittstyps der westarischen Rassen befinden, können wir
natürlich noch weniger durch objective Vergleiche an Ge-
hirnen und Schädeln entscheiden. Die Zeitunterschiede
wären dazu viel zu gering, und es ist auch nicht genügend
Material vorhanden, um die Frage befriedigend discutiren
zu können.

Ebenso wenig können wir die Herabsetzung des Mini-
malmaasses des Rekruten, die in manchen Ländern, auch
in Preussen, seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahr-
hunderts thatsächlich stattgefunden hat, wirksam in die Er-
örterung ziehen. Denn erstens stehen dem andere That-
sachen gegenüber, wie die von Ammon für Baden und
von Carette und Collignon für Theile Frankreichs er-
wiesene Erhöhung der Durchschnittsgrösse der Rekruten,**)
die übrigens auf bessere Ernährung zurückgeführt wird.
Und zweitens können wir die Körpergrösse, wenn die Ab-
nahme nicht eine sehr starke ist, nicht in directe Beziehung
zur Constitutionskraft bringen, da, wie wir ja schon sahen,
hierbei das Hauptgewicht auf das Verhalten des Hirns zu
legen ist, und verschiedene andere Organe und ihre Corre-
lationen ganz wohl von ihrer früheren Höhe herabgehen

*) Vgl. Bischoff, a. a. O. S. 169.
**) Vgl. Ammon, a. a. O. S. 120 u. f.
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[127/0147] Zeit sowohl in Beziehung auf die Individuen als auf Ge- nerationen wird erklären lassen. *) Ebenso wenig wie der Weg, die mittlere Lebensdauer zu vergleichen, ist also auch der Weg der Hirnvergleichung practikabel, so dass wir die Frage, ob wir uns seit dem Alterthume vervollkommnet haben, unentschieden lassen müssen. Die Untersuchung der zweiten Frage, ob wir uns in der moderneren Zeit, also etwa in den letzten 50 oder 100 Jahren, in einer aufsteigenden oder niedergehenden Richtung in Bezug auf die Vervollkommnung des Durch- schnittstyps der westarischen Rassen befinden, können wir natürlich noch weniger durch objective Vergleiche an Ge- hirnen und Schädeln entscheiden. Die Zeitunterschiede wären dazu viel zu gering, und es ist auch nicht genügend Material vorhanden, um die Frage befriedigend discutiren zu können. Ebenso wenig können wir die Herabsetzung des Mini- malmaasses des Rekruten, die in manchen Ländern, auch in Preussen, seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahr- hunderts thatsächlich stattgefunden hat, wirksam in die Er- örterung ziehen. Denn erstens stehen dem andere That- sachen gegenüber, wie die von Ammon für Baden und von Carette und Collignon für Theile Frankreichs er- wiesene Erhöhung der Durchschnittsgrösse der Rekruten, **) die übrigens auf bessere Ernährung zurückgeführt wird. Und zweitens können wir die Körpergrösse, wenn die Ab- nahme nicht eine sehr starke ist, nicht in directe Beziehung zur Constitutionskraft bringen, da, wie wir ja schon sahen, hierbei das Hauptgewicht auf das Verhalten des Hirns zu legen ist, und verschiedene andere Organe und ihre Corre- lationen ganz wohl von ihrer früheren Höhe herabgehen *) Vgl. Bischoff, a. a. O. S. 169. **) Vgl. Ammon, a. a. O. S. 120 u. f.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/147>, abgerufen am 18.05.2024.