eventuelle Milderung der äusseren Einflüsse, besonders durch die im Laufe der Generationen angehäuften Resultate der Culturarbeit, auf ihre Grösse abgeschätzt werden, ehe man die starke Vermehrung auf eine Steigerung der Consti- tutionskraft beziehen könnte.
Es fragt sich, ob wir auf einem anderen Wege zu einer leidlichen Beantwortung unserer Frage kommen können, ob in den letzten ein bis zwei Jahrtausenden eine Vervollkommnung der westarischen Rassen eingetreten ist.
Wie wir früher sahen, war das Organ, an dessen Ent- wickelung ganz überwiegend die Vervollkommnung des menschlichen Typs geknüpft war, das Gehirn. Wenn wir also die relativen Hirngewichte der Alten und der Moder- nen mit einander vergleichen könnten, so würde uns das einen ungefähren Rückschluss auf die eventuelle Vervoll- kommnung gestatten. Nun hatten die Alten allerdings noch keine pathologischen Institute, wo sorgsam die Hirn- gewichte registirt werden, allein ihre Schädel haben doch recht häufig in stillen Gräbern bis auf unsere Tage aus- gehalten, so dass wir wenigstens ihre Schädelinhalte oder -Capazitäten, die in annähernd demselben Verhältniss zu einander stehen wie die Hirngewichte, mit dem Inhalt moderner Schädel vergleichen können. Ehe wir dazu übergehen, wollen wir einige Autoritäten auf dem Gebiete der menschlichen Gehirnkunde darüber hören, ob es über- haupt gestattet ist, Hirngrösse und Entwickelung des Geistes beim Menschen in eine gewisse Parallele zu setzen, was natürlich nicht ausschliesst, dass die Intelligenz auch noch von anderen Eigenschaften des Hirns als gerade seiner Grösse abhängt.
Theodor Bischoff spricht sich über diesen Punkt folgendermassen aus: "Es ist im Allgemeinen eine unbe- streitbare Thatsache der vergleichenden Anatomie und Psychologie, dass mit der Entwickelung und Grösse der Gehirne der Thiere ihre Intelligenz steigt, und dass der
eventuelle Milderung der äusseren Einflüsse, besonders durch die im Laufe der Generationen angehäuften Resultate der Culturarbeit, auf ihre Grösse abgeschätzt werden, ehe man die starke Vermehrung auf eine Steigerung der Consti- tutionskraft beziehen könnte.
Es fragt sich, ob wir auf einem anderen Wege zu einer leidlichen Beantwortung unserer Frage kommen können, ob in den letzten ein bis zwei Jahrtausenden eine Vervollkommnung der westarischen Rassen eingetreten ist.
Wie wir früher sahen, war das Organ, an dessen Ent- wickelung ganz überwiegend die Vervollkommnung des menschlichen Typs geknüpft war, das Gehirn. Wenn wir also die relativen Hirngewichte der Alten und der Moder- nen mit einander vergleichen könnten, so würde uns das einen ungefähren Rückschluss auf die eventuelle Vervoll- kommnung gestatten. Nun hatten die Alten allerdings noch keine pathologischen Institute, wo sorgsam die Hirn- gewichte registirt werden, allein ihre Schädel haben doch recht häufig in stillen Gräbern bis auf unsere Tage aus- gehalten, so dass wir wenigstens ihre Schädelinhalte oder -Capazitäten, die in annähernd demselben Verhältniss zu einander stehen wie die Hirngewichte, mit dem Inhalt moderner Schädel vergleichen können. Ehe wir dazu übergehen, wollen wir einige Autoritäten auf dem Gebiete der menschlichen Gehirnkunde darüber hören, ob es über- haupt gestattet ist, Hirngrösse und Entwickelung des Geistes beim Menschen in eine gewisse Parallele zu setzen, was natürlich nicht ausschliesst, dass die Intelligenz auch noch von anderen Eigenschaften des Hirns als gerade seiner Grösse abhängt.
Theodor Bischoff spricht sich über diesen Punkt folgendermassen aus: „Es ist im Allgemeinen eine unbe- streitbare Thatsache der vergleichenden Anatomie und Psychologie, dass mit der Entwickelung und Grösse der Gehirne der Thiere ihre Intelligenz steigt, und dass der
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eventuelle Milderung der äusseren Einflüsse, besonders
durch die im Laufe der Generationen angehäuften Resultate
der Culturarbeit, auf ihre Grösse abgeschätzt werden, ehe
man die starke Vermehrung auf eine Steigerung der Consti-
tutionskraft beziehen könnte.
Es fragt sich, ob wir auf einem anderen Wege zu
einer leidlichen Beantwortung unserer Frage kommen
können, ob in den letzten ein bis zwei Jahrtausenden eine
Vervollkommnung der westarischen Rassen eingetreten ist.
Wie wir früher sahen, war das Organ, an dessen Ent-
wickelung ganz überwiegend die Vervollkommnung des
menschlichen Typs geknüpft war, das Gehirn. Wenn wir
also die relativen Hirngewichte der Alten und der Moder-
nen mit einander vergleichen könnten, so würde uns das
einen ungefähren Rückschluss auf die eventuelle Vervoll-
kommnung gestatten. Nun hatten die Alten allerdings
noch keine pathologischen Institute, wo sorgsam die Hirn-
gewichte registirt werden, allein ihre Schädel haben doch
recht häufig in stillen Gräbern bis auf unsere Tage aus-
gehalten, so dass wir wenigstens ihre Schädelinhalte oder
-Capazitäten, die in annähernd demselben Verhältniss zu
einander stehen wie die Hirngewichte, mit dem Inhalt
moderner Schädel vergleichen können. Ehe wir dazu
übergehen, wollen wir einige Autoritäten auf dem Gebiete
der menschlichen Gehirnkunde darüber hören, ob es über-
haupt gestattet ist, Hirngrösse und Entwickelung des Geistes
beim Menschen in eine gewisse Parallele zu setzen, was
natürlich nicht ausschliesst, dass die Intelligenz auch noch
von anderen Eigenschaften des Hirns als gerade seiner
Grösse abhängt.
Theodor Bischoff spricht sich über diesen Punkt
folgendermassen aus: „Es ist im Allgemeinen eine unbe-
streitbare Thatsache der vergleichenden Anatomie und
Psychologie, dass mit der Entwickelung und Grösse der
Gehirne der Thiere ihre Intelligenz steigt, und dass der
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/144>, abgerufen am 03.07.2024.
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