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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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(ohne Juden) unter einer Gesammt-Bevölkerung von 33978400,
im Jahre 1890 9583000 Deutsche unter 39850000 Ein-
wohnern. Der Procentsatz der Deutschen betrug 1860/61
24,72, im Jahre 1890 dagegen nur 23,15. Die Sprachen-
zählungen sind in Oesterreich-Ungarn nicht zuverlässig genug,
um aus dieser Abnahme des Procentsatzes einen Nieder-
gang des Deutschthums mit Sicherheit zu erschliessen,
allein er wird doch sehr wahrscheinlich gemacht. Was
nützen dagegen die vielen Lieder und Reden, in denen
unsere österreichischen Volksgenossen von deutscher Kraft
singen und sagen, was nützen die Turn- und Schützenver-
eine, die Festbankette und der Streit um Strassenschilder?
Im Schooss der Familie entscheiden sich die Kämpfe der
Rassen.

Im europäischen Russland (mit Polen und Finnland)
schätzte Böckh die Zahl der Deutschen für 1860/61 auf
854000 oder 1,27 % der Bevölkerung. Im Jahre 1891
zählten die Deutschen 1360000 oder 1,39 % der Bevöl-
kerung.

In den Niederlanden mit Luxemburg betrug der Pro-
centsatz der Deutschen, einschliesslich Niederländer, 1860/61
97,87 %, 1889/90 97,12 %. In Belgien machten Deutsche,
einschliesslich Vlamen, 1860/61 55,75 %, im Jahre 1890
55,35 % der Bevölkerung aus. Diese Unterschiede fallen
vollkommen in die Fehlergrenzen, so dass von einer
nennenswerthen Verschiebung in diesen beiden Staaten
keine Rede sein kann.

Das Vordrängen der Deutschen gegen andere Volks-
elemente scheint sich also auf das Deutsche Reich und
die Schweiz zu beschränken.

Wir haben bei den obigen Angaben nur Westarier und
Juden als Culturrassen berücksichtigt. Damit soll nicht ge-
sagt sein, dass es nicht vielleicht noch andere Rassen
giebt, die in ähnlicher Weise culturfähig sind. Man wird

(ohne Juden) unter einer Gesammt-Bevölkerung von 33978400,
im Jahre 1890 9583000 Deutsche unter 39850000 Ein-
wohnern. Der Procentsatz der Deutschen betrug 1860/61
24,72, im Jahre 1890 dagegen nur 23,15. Die Sprachen-
zählungen sind in Oesterreich-Ungarn nicht zuverlässig genug,
um aus dieser Abnahme des Procentsatzes einen Nieder-
gang des Deutschthums mit Sicherheit zu erschliessen,
allein er wird doch sehr wahrscheinlich gemacht. Was
nützen dagegen die vielen Lieder und Reden, in denen
unsere österreichischen Volksgenossen von deutscher Kraft
singen und sagen, was nützen die Turn- und Schützenver-
eine, die Festbankette und der Streit um Strassenschilder?
Im Schooss der Familie entscheiden sich die Kämpfe der
Rassen.

Im europäischen Russland (mit Polen und Finnland)
schätzte Böckh die Zahl der Deutschen für 1860/61 auf
854000 oder 1,27 % der Bevölkerung. Im Jahre 1891
zählten die Deutschen 1360000 oder 1,39 % der Bevöl-
kerung.

In den Niederlanden mit Luxemburg betrug der Pro-
centsatz der Deutschen, einschliesslich Niederländer, 1860/61
97,87 %, 1889/90 97,12 %. In Belgien machten Deutsche,
einschliesslich Vlamen, 1860/61 55,75 %, im Jahre 1890
55,35 % der Bevölkerung aus. Diese Unterschiede fallen
vollkommen in die Fehlergrenzen, so dass von einer
nennenswerthen Verschiebung in diesen beiden Staaten
keine Rede sein kann.

Das Vordrängen der Deutschen gegen andere Volks-
elemente scheint sich also auf das Deutsche Reich und
die Schweiz zu beschränken.

Wir haben bei den obigen Angaben nur Westarier und
Juden als Culturrassen berücksichtigt. Damit soll nicht ge-
sagt sein, dass es nicht vielleicht noch andere Rassen
giebt, die in ähnlicher Weise culturfähig sind. Man wird

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[89/0109] (ohne Juden) unter einer Gesammt-Bevölkerung von 33978400, im Jahre 1890 9583000 Deutsche unter 39850000 Ein- wohnern. Der Procentsatz der Deutschen betrug 1860/61 24,72, im Jahre 1890 dagegen nur 23,15. Die Sprachen- zählungen sind in Oesterreich-Ungarn nicht zuverlässig genug, um aus dieser Abnahme des Procentsatzes einen Nieder- gang des Deutschthums mit Sicherheit zu erschliessen, allein er wird doch sehr wahrscheinlich gemacht. Was nützen dagegen die vielen Lieder und Reden, in denen unsere österreichischen Volksgenossen von deutscher Kraft singen und sagen, was nützen die Turn- und Schützenver- eine, die Festbankette und der Streit um Strassenschilder? Im Schooss der Familie entscheiden sich die Kämpfe der Rassen. Im europäischen Russland (mit Polen und Finnland) schätzte Böckh die Zahl der Deutschen für 1860/61 auf 854000 oder 1,27 % der Bevölkerung. Im Jahre 1891 zählten die Deutschen 1360000 oder 1,39 % der Bevöl- kerung. In den Niederlanden mit Luxemburg betrug der Pro- centsatz der Deutschen, einschliesslich Niederländer, 1860/61 97,87 %, 1889/90 97,12 %. In Belgien machten Deutsche, einschliesslich Vlamen, 1860/61 55,75 %, im Jahre 1890 55,35 % der Bevölkerung aus. Diese Unterschiede fallen vollkommen in die Fehlergrenzen, so dass von einer nennenswerthen Verschiebung in diesen beiden Staaten keine Rede sein kann. Das Vordrängen der Deutschen gegen andere Volks- elemente scheint sich also auf das Deutsche Reich und die Schweiz zu beschränken. Wir haben bei den obigen Angaben nur Westarier und Juden als Culturrassen berücksichtigt. Damit soll nicht ge- sagt sein, dass es nicht vielleicht noch andere Rassen giebt, die in ähnlicher Weise culturfähig sind. Man wird

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/109>, abgerufen am 18.05.2024.