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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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Wir ziehn dem Regenguß entgegen,
Und weih'n dir manchen Tag und Morgen;
Doch keine Schnepfe will sich regen,
Und alle Hasen sind verborgen:
So kehren wir denn stets in Sorgen
Von mancher eitlen Fahrt zurück,
Die Müh' und Schweiß genug uns kostete,
Und uns're Flinte, die verrostete,
Ersehnt umsonst ihr altes Glück.
Zwar läßt sich Manches in den Lauben
Der schönen Müllimatt erwerben:
Bey holden Frau'n, beym Saft der Trauben,
Beym Duft so vieler Blumenscherben,
Hier ließe leben sich's und sterben;
Doch, Göttin, sieh, zu dir nur schau'n
Wir hoffend auf, zu deinen luftigen
Und wilden Höhn von diesen duftigen
Gewächsen, diesen schönen Frau'n!
Laß dich von unserm Flehn erweichen,
Und sey mit uns in diesen Tagen:
Das Höchste wollen wir erreichen,
Die pfeilgeschwinde Gemse jagen;
Es wird uns kein Gewehr versagen,
Wenn du uns schützen willst, o du!
Sey gnädig unserer Verwegenheit,
Erspähe selbst uns die Gelegenheit,
Und jag' uns alle Gemsen zu!
Wir ziehn dem Regenguß entgegen,
Und weih'n dir manchen Tag und Morgen;
Doch keine Schnepfe will ſich regen,
Und alle Haſen ſind verborgen:
So kehren wir denn ſtets in Sorgen
Von mancher eitlen Fahrt zuruͤck,
Die Muͤh' und Schweiß genug uns koſtete,
Und unſ're Flinte, die verroſtete,
Erſehnt umſonſt ihr altes Gluͤck.
Zwar laͤßt ſich Manches in den Lauben
Der ſchoͤnen Muͤllimatt erwerben:
Bey holden Frau'n, beym Saft der Trauben,
Beym Duft ſo vieler Blumenſcherben,
Hier ließe leben ſich's und ſterben;
Doch, Goͤttin, ſieh, zu dir nur ſchau'n
Wir hoffend auf, zu deinen luftigen
Und wilden Hoͤhn von dieſen duftigen
Gewaͤchſen, dieſen ſchoͤnen Frau'n!
Laß dich von unſerm Flehn erweichen,
Und ſey mit uns in dieſen Tagen:
Das Hoͤchſte wollen wir erreichen,
Die pfeilgeſchwinde Gemſe jagen;
Es wird uns kein Gewehr verſagen,
Wenn du uns ſchuͤtzen willſt, o du!
Sey gnaͤdig unſerer Verwegenheit,
Erſpaͤhe ſelbſt uns die Gelegenheit,
Und jag' uns alle Gemſen zu!
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[75/0085] Wir ziehn dem Regenguß entgegen, Und weih'n dir manchen Tag und Morgen; Doch keine Schnepfe will ſich regen, Und alle Haſen ſind verborgen: So kehren wir denn ſtets in Sorgen Von mancher eitlen Fahrt zuruͤck, Die Muͤh' und Schweiß genug uns koſtete, Und unſ're Flinte, die verroſtete, Erſehnt umſonſt ihr altes Gluͤck. Zwar laͤßt ſich Manches in den Lauben Der ſchoͤnen Muͤllimatt erwerben: Bey holden Frau'n, beym Saft der Trauben, Beym Duft ſo vieler Blumenſcherben, Hier ließe leben ſich's und ſterben; Doch, Goͤttin, ſieh, zu dir nur ſchau'n Wir hoffend auf, zu deinen luftigen Und wilden Hoͤhn von dieſen duftigen Gewaͤchſen, dieſen ſchoͤnen Frau'n! Laß dich von unſerm Flehn erweichen, Und ſey mit uns in dieſen Tagen: Das Hoͤchſte wollen wir erreichen, Die pfeilgeſchwinde Gemſe jagen; Es wird uns kein Gewehr verſagen, Wenn du uns ſchuͤtzen willſt, o du! Sey gnaͤdig unſerer Verwegenheit, Erſpaͤhe ſelbſt uns die Gelegenheit, Und jag' uns alle Gemſen zu!

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/85>, abgerufen am 24.11.2024.