Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Hirte. Weil er in sammtener Jacke stolzirt und die Schärpe soschön trägt, Ihm d'rum schenken die Frau'n, gönnen die Männer den Preis. Winzerin. Kein gleichgültiger Punkt in der Lieb' ist zierliche Klei¬dung, Feineren Sitten entspricht gerne der feinere Hut. Hirte. Blos mit dem Spitzhut siehst du mich gehn und in zot¬tigem Wollvließ; Aber ich kann gleich ihm zärtlich empfinden und zart. Winzerin. Freund! Jezt eil' ich hinein. Schon läutet es AveMaria, Hinter den Marioberg gleitet die Sonne hinab. Hirte. Laß halboffen, o laß halboffen die Thüre des Weinbergs,Fühle, wie sehr Sehnsucht meine Gebeine verzehrt! Winzerin. Dort schon glänzt ein Gestirn und es glänzt dein leuch¬tendes Auge; Aber du mußt Abschied nehmen, ich schließe die Thür. Hirte. Weil er in ſammtener Jacke ſtolzirt und die Schaͤrpe ſoſchoͤn traͤgt, Ihm d'rum ſchenken die Frau'n, goͤnnen die Maͤnner den Preis. Winzerin. Kein gleichguͤltiger Punkt in der Lieb' iſt zierliche Klei¬dung, Feineren Sitten entſpricht gerne der feinere Hut. Hirte. Blos mit dem Spitzhut ſiehſt du mich gehn und in zot¬tigem Wollvließ; Aber ich kann gleich ihm zaͤrtlich empfinden und zart. Winzerin. Freund! Jezt eil' ich hinein. Schon laͤutet es AveMaria, Hinter den Marioberg gleitet die Sonne hinab. Hirte. Laß halboffen, o laß halboffen die Thuͤre des Weinbergs,Fuͤhle, wie ſehr Sehnſucht meine Gebeine verzehrt! Winzerin. Dort ſchon glaͤnzt ein Geſtirn und es glaͤnzt dein leuch¬tendes Auge; Aber du mußt Abſchied nehmen, ich ſchließe die Thuͤr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0303" n="293"/> <lg n="12"> <head> <hi rendition="#g">Hirte.</hi> </head><lb/> <l>Weil er in ſammtener Jacke ſtolzirt und die Schaͤrpe ſo<lb/><hi rendition="#et">ſchoͤn traͤgt,</hi></l><lb/> <l>Ihm d'rum ſchenken die Frau'n, goͤnnen die Maͤnner<lb/><hi rendition="#et">den Preis.</hi></l><lb/> </lg> <lg n="13"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l>Kein gleichguͤltiger Punkt in der Lieb' iſt zierliche Klei¬<lb/><hi rendition="#et">dung,</hi></l><lb/> <l>Feineren Sitten entſpricht gerne der feinere Hut.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <head> <hi rendition="#g">Hirte.</hi> </head><lb/> <l>Blos mit dem Spitzhut ſiehſt du mich gehn und in zot¬<lb/><hi rendition="#et">tigem Wollvließ;</hi></l><lb/> <l>Aber ich kann gleich ihm zaͤrtlich empfinden und zart.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l>Freund! Jezt eil' ich hinein. Schon laͤutet es Ave<lb/><hi rendition="#et">Maria,</hi></l><lb/> <l>Hinter den Marioberg gleitet die Sonne hinab.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <head> <hi rendition="#g">Hirte.</hi> </head><lb/> <l>Laß halboffen, o laß halboffen die Thuͤre des Weinbergs,</l><lb/> <l>Fuͤhle, wie ſehr Sehnſucht meine Gebeine verzehrt!</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <head> <hi rendition="#g">Winzerin.</hi> </head><lb/> <l>Dort ſchon glaͤnzt ein Geſtirn und es glaͤnzt dein leuch¬<lb/><hi rendition="#et">tendes Auge;</hi></l><lb/> <l>Aber du mußt Abſchied nehmen, ich ſchließe die Thuͤr.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0303]
Hirte.
Weil er in ſammtener Jacke ſtolzirt und die Schaͤrpe ſo
ſchoͤn traͤgt,
Ihm d'rum ſchenken die Frau'n, goͤnnen die Maͤnner
den Preis.
Winzerin.
Kein gleichguͤltiger Punkt in der Lieb' iſt zierliche Klei¬
dung,
Feineren Sitten entſpricht gerne der feinere Hut.
Hirte.
Blos mit dem Spitzhut ſiehſt du mich gehn und in zot¬
tigem Wollvließ;
Aber ich kann gleich ihm zaͤrtlich empfinden und zart.
Winzerin.
Freund! Jezt eil' ich hinein. Schon laͤutet es Ave
Maria,
Hinter den Marioberg gleitet die Sonne hinab.
Hirte.
Laß halboffen, o laß halboffen die Thuͤre des Weinbergs,
Fuͤhle, wie ſehr Sehnſucht meine Gebeine verzehrt!
Winzerin.
Dort ſchon glaͤnzt ein Geſtirn und es glaͤnzt dein leuch¬
tendes Auge;
Aber du mußt Abſchied nehmen, ich ſchließe die Thuͤr.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/303>, abgerufen am 16.02.2025. |