Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXIX. Nie hat ein spät'res Bild dein Bild vernichtet, Das fühlt' ich stets vielleicht und fühl' es heute, Da sich's nach langen Jahren mir erneute, Nachdem ich manchen Wahn der Welt gesichtet. O Zeit, in der ich noch für dich gedichtet Was, außer mir, sich keiner Leser freute! Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute, Die selten fühlt und oft so lieblos richtet! Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben, Zu ernst, zu schüchtern, allzusehr verschlossen, Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben. Da wieder nun ich deines Blicks genossen, Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben; Doch meine schönste Jugend ist verflossen. XXXIX. Nie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet, Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute, Da ſich's nach langen Jahren mir erneute, Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet. O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute! Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute, Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet! Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben, Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen, Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben. Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen, Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben; Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0217" n="207"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">XXXIX</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>ie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet,</l><lb/> <l>Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute,</l><lb/> <l>Da ſich's nach langen Jahren mir erneute,</l><lb/> <l>Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet</l><lb/> <l>Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute!</l><lb/> <l>Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute,</l><lb/> <l>Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben,</l><lb/> <l>Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen,</l><lb/> <l>Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen,</l><lb/> <l>Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben;</l><lb/> <l>Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0217]
XXXIX.
Nie hat ein ſpaͤt'res Bild dein Bild vernichtet,
Das fuͤhlt' ich ſtets vielleicht und fuͤhl' es heute,
Da ſich's nach langen Jahren mir erneute,
Nachdem ich manchen Wahn der Welt geſichtet.
O Zeit, in der ich noch fuͤr dich gedichtet
Was, außer mir, ſich keiner Leſer freute!
Noch war mein Name nicht der Welt zur Beute,
Die ſelten fuͤhlt und oft ſo lieblos richtet!
Noch unbekannt mit meinen eig'nen Trieben,
Zu ernſt, zu ſchuͤchtern, allzuſehr verſchloſſen,
Bin ich dir fremd durch eigne Schuld geblieben.
Da wieder nun ich deines Blicks genoſſen,
Empfind' ich wieder jenen Drang, zu lieben;
Doch meine ſchoͤnſte Jugend iſt verfloſſen.
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