Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826. Mopsus. Ich geh' in irgend eine Trödelbude jetzt, Und schaffe mir die Kleider einer englischen Milady an. Schmuhl. Ich eile fort und kaufe Thee, Denn ohne Thee reist keine Lady. Mopsus. Wehe mir! Thee trinken muß ich? Kaufe doch zum wenigsten Wohlfeilen ein, Hollunderthee. Schmuhl. Der treibt den Schweiß. Mopsus. Was mögen erst die andern treiben! Schmuhl. Schnell davon! Ich höre Leute kommen. (Beide ab.) Damon (tritt auf). Damon. Wo der Schmuhl mir bleibt, Muß ich mich doch erkundigen. Wie leicht, daß ihn Der rohe Mopsus, wenn er ihn ertappt, entleibt! Wenn ich es wünschen könnte, wär' es etwa nur, Um beizusitzen einem Kriminalprozeß, Was für die Menschenkennerschaft höchst förderlich. War etwa Shakespear irgend Kriminaljurist, Da es heißt in den ästhetischen Compendien, Daß er ein Menschenkenner war? Doch conterfei'n Ihn Andre wieder anders, und er mahlt sich selbst Mopſus. Ich geh' in irgend eine Troͤdelbude jetzt, Und ſchaffe mir die Kleider einer engliſchen Milady an. Schmuhl. Ich eile fort und kaufe Thee, Denn ohne Thee reist keine Lady. Mopſus. Wehe mir! Thee trinken muß ich? Kaufe doch zum wenigſten Wohlfeilen ein, Hollunderthee. Schmuhl. Der treibt den Schweiß. Mopſus. Was moͤgen erſt die andern treiben! Schmuhl. Schnell davon! Ich hoͤre Leute kommen. (Beide ab.) Damon (tritt auf). Damon. Wo der Schmuhl mir bleibt, Muß ich mich doch erkundigen. Wie leicht, daß ihn Der rohe Mopſus, wenn er ihn ertappt, entleibt! Wenn ich es wuͤnſchen koͤnnte, waͤr' es etwa nur, Um beizuſitzen einem Kriminalprozeß, Was fuͤr die Menſchenkennerſchaft hoͤchſt foͤrderlich. War etwa Shakeſpear irgend Kriminaljuriſt, Da es heißt in den aͤſthetiſchen Compendien, Daß er ein Menſchenkenner war? Doch conterfei'n Ihn Andre wieder anders, und er mahlt ſich ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0067" n="61"/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich geh' in irgend eine Troͤdelbude jetzt,<lb/> Und ſchaffe mir die Kleider einer engliſchen<lb/> Milady an.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich eile fort und kaufe Thee,<lb/> Denn ohne Thee reist keine Lady.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wehe mir!<lb/> Thee trinken muß ich? Kaufe doch zum wenigſten<lb/> Wohlfeilen ein, Hollunderthee.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Der treibt den Schweiß.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOP"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mopſus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Was moͤgen erſt die andern treiben!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schmuhl</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Schnell davon!<lb/> Ich hoͤre Leute kommen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Beide ab.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi> (tritt auf).</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Wo der Schmuhl mir bleibt,<lb/> Muß ich mich doch erkundigen. Wie leicht, daß ihn<lb/> Der rohe Mopſus, wenn er ihn ertappt, entleibt!<lb/> Wenn ich es wuͤnſchen koͤnnte, waͤr' es etwa nur,<lb/> Um beizuſitzen einem Kriminalprozeß,<lb/> Was fuͤr die Menſchenkennerſchaft hoͤchſt foͤrderlich.<lb/> War etwa Shakeſpear irgend Kriminaljuriſt,<lb/> Da es heißt in den aͤſthetiſchen Compendien,<lb/> Daß er ein Menſchenkenner war? Doch conterfei'n<lb/> Ihn Andre wieder anders, und er mahlt ſich ſelbſt<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0067]
Mopſus.
Ich geh' in irgend eine Troͤdelbude jetzt,
Und ſchaffe mir die Kleider einer engliſchen
Milady an.
Schmuhl.
Ich eile fort und kaufe Thee,
Denn ohne Thee reist keine Lady.
Mopſus.
Wehe mir!
Thee trinken muß ich? Kaufe doch zum wenigſten
Wohlfeilen ein, Hollunderthee.
Schmuhl.
Der treibt den Schweiß.
Mopſus.
Was moͤgen erſt die andern treiben!
Schmuhl.
Schnell davon!
Ich hoͤre Leute kommen.
(Beide ab.)
Damon (tritt auf).
Damon.
Wo der Schmuhl mir bleibt,
Muß ich mich doch erkundigen. Wie leicht, daß ihn
Der rohe Mopſus, wenn er ihn ertappt, entleibt!
Wenn ich es wuͤnſchen koͤnnte, waͤr' es etwa nur,
Um beizuſitzen einem Kriminalprozeß,
Was fuͤr die Menſchenkennerſchaft hoͤchſt foͤrderlich.
War etwa Shakeſpear irgend Kriminaljuriſt,
Da es heißt in den aͤſthetiſchen Compendien,
Daß er ein Menſchenkenner war? Doch conterfei'n
Ihn Andre wieder anders, und er mahlt ſich ſelbſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |