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Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

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Wenn die sich auch nur deß bedient, was Andre schon er-
worben,
So stünden wir bei Ramler noch, der längst in Gott ver-
storben!
Wen die Natur zum Dichter schuf, dem lehrt sie auch zu
paaren
Das Schöne mit dem Kräftigen, das Neue mit dem Wahren;
Dem leiht sie Phantasie und Witz in üppiger Verbindung,
Und einen quellenreichen Strom unendlicher Empfindung;
Ihm dient, was hoch und niedrig ist, das Nächste wie das
Fernste,
Im leichten Spiel ergötzt er uns, und reißt uns hin im
Ernste;
Sein Geist, des Proteus Ebenbild, ist tausendfach gelaunet,
Und lockt der Sprache Zierden ab, daß alle Welt erstaunet!
Er fürchtet keinen neid'schen Feind und keinen tück'schen
Spötter,
Und vor dem Tode bangt ihm nicht, als einem Freund der
Götter:
Er weiß, daß nach Aeonen noch, was sein Gemüth erstrebet,
Im Mund verliebter Jünglinge, geliebter Mädchen lebet;
Indeß der Zeit Pedanten längst, verwahrt in Bibliotheken,
Vor Staub und Schmutz vermoderten, als wurmige Schar-
teken.

Wenn die ſich auch nur deß bedient, was Andre ſchon er-
worben,
So ſtuͤnden wir bei Ramler noch, der laͤngſt in Gott ver-
ſtorben!
Wen die Natur zum Dichter ſchuf, dem lehrt ſie auch zu
paaren
Das Schoͤne mit dem Kraͤftigen, das Neue mit dem Wahren;
Dem leiht ſie Phantaſie und Witz in uͤppiger Verbindung,
Und einen quellenreichen Strom unendlicher Empfindung;
Ihm dient, was hoch und niedrig iſt, das Naͤchſte wie das
Fernſte,
Im leichten Spiel ergoͤtzt er uns, und reißt uns hin im
Ernſte;
Sein Geiſt, des Proteus Ebenbild, iſt tauſendfach gelaunet,
Und lockt der Sprache Zierden ab, daß alle Welt erſtaunet!
Er fuͤrchtet keinen neid'ſchen Feind und keinen tuͤck'ſchen
Spoͤtter,
Und vor dem Tode bangt ihm nicht, als einem Freund der
Goͤtter:
Er weiß, daß nach Aeonen noch, was ſein Gemuͤth erſtrebet,
Im Mund verliebter Juͤnglinge, geliebter Maͤdchen lebet;
Indeß der Zeit Pedanten laͤngſt, verwahrt in Bibliotheken,
Vor Staub und Schmutz vermoderten, als wurmige Schar-
teken.

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[38/0044] Wenn die ſich auch nur deß bedient, was Andre ſchon er- worben, So ſtuͤnden wir bei Ramler noch, der laͤngſt in Gott ver- ſtorben! Wen die Natur zum Dichter ſchuf, dem lehrt ſie auch zu paaren Das Schoͤne mit dem Kraͤftigen, das Neue mit dem Wahren; Dem leiht ſie Phantaſie und Witz in uͤppiger Verbindung, Und einen quellenreichen Strom unendlicher Empfindung; Ihm dient, was hoch und niedrig iſt, das Naͤchſte wie das Fernſte, Im leichten Spiel ergoͤtzt er uns, und reißt uns hin im Ernſte; Sein Geiſt, des Proteus Ebenbild, iſt tauſendfach gelaunet, Und lockt der Sprache Zierden ab, daß alle Welt erſtaunet! Er fuͤrchtet keinen neid'ſchen Feind und keinen tuͤck'ſchen Spoͤtter, Und vor dem Tode bangt ihm nicht, als einem Freund der Goͤtter: Er weiß, daß nach Aeonen noch, was ſein Gemuͤth erſtrebet, Im Mund verliebter Juͤnglinge, geliebter Maͤdchen lebet; Indeß der Zeit Pedanten laͤngſt, verwahrt in Bibliotheken, Vor Staub und Schmutz vermoderten, als wurmige Schar- teken.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/44>, abgerufen am 24.11.2024.