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Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

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Deß rühmt kein andrer Dichter sich, drum weigert ihm
nicht länger
Als deutschem Sophokles den Kranz, als nationellstem
Sänger!
Er schmierte wie man Stiefel schmiert, vergebt mir diese
Trope,
Und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderon und Lope.
In Versen schrieb er selten zwar; doch konnt' euch das
nicht stören:
Ihr seyd ja Menschen, wollt ihr denn der Götter Sprache
hören?
Er sprach wie ihr, das war euch recht; er nahm, um euch
zu schonen,
Aus eurem eignen Kreise sich die fadesten Personen.
Auch habt ihr euren Kotzebue nicht ganz und gar verlassen,
Zwar starb er euch, doch blieben euch des Edlen Hintersassen:
Der Advokat in Weissenfels, und ähnliche Gesichter,
Die klein wie er als Menschen sind und groß wie er als
Dichter!
Wir sehen einen solchen Knirbs nach Lorbeerzweigen schielen,
Weil er geborgt ein Trauerspiel aus zehen Trauerspielen,
Indeß er euch nur Scheußliches und Niegescheh'nes zollte,
Das man, und wär' es auch geschehn, mit Nacht bedecken
sollte!
Was sind nun solche Koryphä'n moderner Dithyramben,
Als Kotzebue's im Domino, staffirt in lahme Jamben?
Gern hätt' ich Manches wörtlich euch aus ihnen nachgewiesen,
Doch ihre Verse sind zu schlecht, sie passen nicht zu diesen.
Wie Mancher dünkt sich Virtuos und schlägt gewalt'ge Triller,
Der blos als leere Phrase drischt, was Goethe sprach und
Schiller:
Deß ruͤhmt kein andrer Dichter ſich, drum weigert ihm
nicht laͤnger
Als deutſchem Sophokles den Kranz, als nationellſtem
Saͤnger!
Er ſchmierte wie man Stiefel ſchmiert, vergebt mir dieſe
Trope,
Und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderon und Lope.
In Verſen ſchrieb er ſelten zwar; doch konnt' euch das
nicht ſtoͤren:
Ihr ſeyd ja Menſchen, wollt ihr denn der Goͤtter Sprache
hoͤren?
Er ſprach wie ihr, das war euch recht; er nahm, um euch
zu ſchonen,
Aus eurem eignen Kreiſe ſich die fadeſten Perſonen.
Auch habt ihr euren Kotzebue nicht ganz und gar verlaſſen,
Zwar ſtarb er euch, doch blieben euch des Edlen Hinterſaſſen:
Der Advokat in Weiſſenfels, und aͤhnliche Geſichter,
Die klein wie er als Menſchen ſind und groß wie er als
Dichter!
Wir ſehen einen ſolchen Knirbs nach Lorbeerzweigen ſchielen,
Weil er geborgt ein Trauerſpiel aus zehen Trauerſpielen,
Indeß er euch nur Scheußliches und Niegeſcheh'nes zollte,
Das man, und waͤr' es auch geſchehn, mit Nacht bedecken
ſollte!
Was ſind nun ſolche Koryphaͤ'n moderner Dithyramben,
Als Kotzebue's im Domino, ſtaffirt in lahme Jamben?
Gern haͤtt' ich Manches woͤrtlich euch aus ihnen nachgewieſen,
Doch ihre Verſe ſind zu ſchlecht, ſie paſſen nicht zu dieſen.
Wie Mancher duͤnkt ſich Virtuos und ſchlaͤgt gewalt'ge Triller,
Der blos als leere Phraſe driſcht, was Goethe ſprach und
Schiller:
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[37/0043] Deß ruͤhmt kein andrer Dichter ſich, drum weigert ihm nicht laͤnger Als deutſchem Sophokles den Kranz, als nationellſtem Saͤnger! Er ſchmierte wie man Stiefel ſchmiert, vergebt mir dieſe Trope, Und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderon und Lope. In Verſen ſchrieb er ſelten zwar; doch konnt' euch das nicht ſtoͤren: Ihr ſeyd ja Menſchen, wollt ihr denn der Goͤtter Sprache hoͤren? Er ſprach wie ihr, das war euch recht; er nahm, um euch zu ſchonen, Aus eurem eignen Kreiſe ſich die fadeſten Perſonen. Auch habt ihr euren Kotzebue nicht ganz und gar verlaſſen, Zwar ſtarb er euch, doch blieben euch des Edlen Hinterſaſſen: Der Advokat in Weiſſenfels, und aͤhnliche Geſichter, Die klein wie er als Menſchen ſind und groß wie er als Dichter! Wir ſehen einen ſolchen Knirbs nach Lorbeerzweigen ſchielen, Weil er geborgt ein Trauerſpiel aus zehen Trauerſpielen, Indeß er euch nur Scheußliches und Niegeſcheh'nes zollte, Das man, und waͤr' es auch geſchehn, mit Nacht bedecken ſollte! Was ſind nun ſolche Koryphaͤ'n moderner Dithyramben, Als Kotzebue's im Domino, ſtaffirt in lahme Jamben? Gern haͤtt' ich Manches woͤrtlich euch aus ihnen nachgewieſen, Doch ihre Verſe ſind zu ſchlecht, ſie paſſen nicht zu dieſen. Wie Mancher duͤnkt ſich Virtuos und ſchlaͤgt gewalt'ge Triller, Der blos als leere Phraſe driſcht, was Goethe ſprach und Schiller:

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Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/43>, abgerufen am 24.11.2024.