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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Grundthatsachen und Definitionen.
seine chemische Natur, seine Masse M, sein Volumen V und seine
Temperatur t. Alle anderen Eigenschaften des Zustandes müssen
also von den angegebenen in bestimmter Weise abhängig sein,
vor Allem der Druck, welcher gleichmässig im ganzen Innern
herrscht und ebenso nach Aussen hin wirkt. Der Druck p wird
gemessen durch die Kraft, welche auf die Flächeneinheit der
Oberfläche wirkt, also im C. G. S.-System durch Dynen pro
Quadratcentimeter, wobei ein Dyn die Kraft ist, welche der
Masse eines Gramm in einer Sekunde die Geschwindigkeit von
einem Centimeter in der Sekunde ertheilt.

§ 7. In der Praxis misst man gewöhnlich den Druck in
Atmosphären, und es soll daher hier der Werth einer Atmo-
sphäre im absoluten C. G. S.-System berechnet werden. Der
Druck einer Atmosphäre ist die Kraft, welche eine Quecksilber-
säule von 0° Cels., 76 cm Höhe und 1 qcm Querschnitt durch
ihre Schwere auf ihre Grundfläche ausübt, wenn sie an einem
Orte mittlerer geogr. Breite aufgestellt ist. Der letzte Zusatz
ist nothwendig, weil die durch die Erdanziehung bedingte
Schwere sich mit dem Orte ändert. Das Volumen der Queck-
silbersäule beträgt 76, ihre Masse, durch Multiplication des
Volumens mit der Dichte des Quecksilbers bei 0°, 76 · 13,596;
daher ihre Schwere, durch Multiplication der Masse mit der
Beschleunigung der Schwere an einem Orte mittlerer Breite:
[Formel 1] Dies ist also der Druck einer Atmosphäre im absoluten C. G. S.-
System. Würde man als Krafteinheit nicht das Dyn, sondern,
wie es früher in der Mechanik üblich war, die Schwere eines
Gramms in einem Orte mittlerer geogr. Breite benutzen, so
würde der Druck einer Atmosphäre betragen: 76 · 13,596 = 1033,3.

§ 8. Da der Druck des betrachteten Körpers offenbar nur
von seiner inneren Beschaffenheit, nicht aber von seiner äusseren
Form und seiner Masse abhängt, so folgt, dass p ausser von
der Temperatur nur von dem Verhältniss der Masse M zum
Volumen V, d. h. von der Dichte, abhängt, bez. von dem um-
gekehrten Verhältniss, dem Volumen der Masseneinheit:
[Formel 2] welches wir, wie üblich, als das spezifische Volumen des Körpers

Grundthatsachen und Definitionen.
seine chemische Natur, seine Masse M, sein Volumen V und seine
Temperatur t. Alle anderen Eigenschaften des Zustandes müssen
also von den angegebenen in bestimmter Weise abhängig sein,
vor Allem der Druck, welcher gleichmässig im ganzen Innern
herrscht und ebenso nach Aussen hin wirkt. Der Druck p wird
gemessen durch die Kraft, welche auf die Flächeneinheit der
Oberfläche wirkt, also im C. G. S.-System durch Dynen pro
Quadratcentimeter, wobei ein Dyn die Kraft ist, welche der
Masse eines Gramm in einer Sekunde die Geschwindigkeit von
einem Centimeter in der Sekunde ertheilt.

§ 7. In der Praxis misst man gewöhnlich den Druck in
Atmosphären, und es soll daher hier der Werth einer Atmo-
sphäre im absoluten C. G. S.-System berechnet werden. Der
Druck einer Atmosphäre ist die Kraft, welche eine Quecksilber-
säule von 0° Cels., 76 cm Höhe und 1 qcm Querschnitt durch
ihre Schwere auf ihre Grundfläche ausübt, wenn sie an einem
Orte mittlerer geogr. Breite aufgestellt ist. Der letzte Zusatz
ist nothwendig, weil die durch die Erdanziehung bedingte
Schwere sich mit dem Orte ändert. Das Volumen der Queck-
silbersäule beträgt 76, ihre Masse, durch Multiplication des
Volumens mit der Dichte des Quecksilbers bei 0°, 76 · 13,596;
daher ihre Schwere, durch Multiplication der Masse mit der
Beschleunigung der Schwere an einem Orte mittlerer Breite:
[Formel 1] Dies ist also der Druck einer Atmosphäre im absoluten C. G. S.-
System. Würde man als Krafteinheit nicht das Dyn, sondern,
wie es früher in der Mechanik üblich war, die Schwere eines
Gramms in einem Orte mittlerer geogr. Breite benutzen, so
würde der Druck einer Atmosphäre betragen: 76 · 13,596 = 1033,3.

§ 8. Da der Druck des betrachteten Körpers offenbar nur
von seiner inneren Beschaffenheit, nicht aber von seiner äusseren
Form und seiner Masse abhängt, so folgt, dass p ausser von
der Temperatur nur von dem Verhältniss der Masse M zum
Volumen V, d. h. von der Dichte, abhängt, bez. von dem um-
gekehrten Verhältniss, dem Volumen der Masseneinheit:
[Formel 2] welches wir, wie üblich, als das spezifische Volumen des Körpers

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[4/0020] Grundthatsachen und Definitionen. seine chemische Natur, seine Masse M, sein Volumen V und seine Temperatur t. Alle anderen Eigenschaften des Zustandes müssen also von den angegebenen in bestimmter Weise abhängig sein, vor Allem der Druck, welcher gleichmässig im ganzen Innern herrscht und ebenso nach Aussen hin wirkt. Der Druck p wird gemessen durch die Kraft, welche auf die Flächeneinheit der Oberfläche wirkt, also im C. G. S.-System durch Dynen pro Quadratcentimeter, wobei ein Dyn die Kraft ist, welche der Masse eines Gramm in einer Sekunde die Geschwindigkeit von einem Centimeter in der Sekunde ertheilt. § 7. In der Praxis misst man gewöhnlich den Druck in Atmosphären, und es soll daher hier der Werth einer Atmo- sphäre im absoluten C. G. S.-System berechnet werden. Der Druck einer Atmosphäre ist die Kraft, welche eine Quecksilber- säule von 0° Cels., 76 cm Höhe und 1 qcm Querschnitt durch ihre Schwere auf ihre Grundfläche ausübt, wenn sie an einem Orte mittlerer geogr. Breite aufgestellt ist. Der letzte Zusatz ist nothwendig, weil die durch die Erdanziehung bedingte Schwere sich mit dem Orte ändert. Das Volumen der Queck- silbersäule beträgt 76, ihre Masse, durch Multiplication des Volumens mit der Dichte des Quecksilbers bei 0°, 76 · 13,596; daher ihre Schwere, durch Multiplication der Masse mit der Beschleunigung der Schwere an einem Orte mittlerer Breite: [FORMEL] Dies ist also der Druck einer Atmosphäre im absoluten C. G. S.- System. Würde man als Krafteinheit nicht das Dyn, sondern, wie es früher in der Mechanik üblich war, die Schwere eines Gramms in einem Orte mittlerer geogr. Breite benutzen, so würde der Druck einer Atmosphäre betragen: 76 · 13,596 = 1033,3. § 8. Da der Druck des betrachteten Körpers offenbar nur von seiner inneren Beschaffenheit, nicht aber von seiner äusseren Form und seiner Masse abhängt, so folgt, dass p ausser von der Temperatur nur von dem Verhältniss der Masse M zum Volumen V, d. h. von der Dichte, abhängt, bez. von dem um- gekehrten Verhältniss, dem Volumen der Masseneinheit: [FORMEL] welches wir, wie üblich, als das spezifische Volumen des Körpers

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/20>, abgerufen am 27.04.2024.