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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Allgemeine Folgerungen.

Mit dem ersten Hauptsatz verhält es sich ganz ähnlich.
Der unmittelbarste unter den allgemeinen Beweisen des Energie-
princips ist wohl für die Mehrzahl der vorurtheilslosen Naturforscher
die Thatsache der Unmöglichkeit des perpetuum mobile erster
Art, und doch wird sich heutzutage kaum Jemand finden,
der die Gültigkeit des Energieprincips mit dem Genauigkeits-
grade des experimentellen Nachweises dieses allgemeinen Er-
fahrungssatzes in Verbindung bringt. Ebenso wird vermuthlich
die Zeit kommen, wo auch das Princip der Vermehrung der
Entropie ausser Zusammenhang mit menschlicher Experimentir-
kunst, von einzelnen Metaphysikern wohl gar als a priori gültig
hingestellt werden wird. Bis dahin wird es aber für den Anhänger
sowohl wie für den Gegner des zweiten Hauptsatzes keine wirk-
samere Waffe zum Kampfe um seine Allgemeingültigkeit geben,
als das unablässige Bemühen, den thatsächlichen Inhalt dieses
Satzes bis in seine äussersten Consequenzen zu verfolgen und
jede derselben, correkt formulirt, vor den Richterstuhl der
höchsten Instanz, der Erfahrung, zu bringen. Wie die Ent-
scheidung dann auch fallen möge, unter allen Umständen wird
uns aus dieser Taktik sicher bleibender Gewinn erwachsen, da
wir damit dem Hauptzweck der ganzen Naturforschung dienen:
der Bereicherung unseres thatsächlichen Wissens.

III. Capitel. Allgemeine Folgerungen.

§ 137. Die erste Anwendung, welche wir von dem im
vorigen Capitel in die allgemeinste Form gebrachten Entropie-
princip machen wollen, betrifft den früher im § 90 für ein ideales
Gas eingehend beschriebenen Carnot'schen umkehrbaren Kreis-
prozess zwischen zwei Wärmereservoiren, diesmal aber ausgeführt
mit einem ganz beliebigen System, wobei auch chemische Wir-
kungen, wofern sie nur reversibel sind, nicht ausgeschlossen
werden. Indem wir wegen der Bezeichnungen u. s. w. auf das
dort Gesagte verweisen, können wir sogleich das Resultat hier
aussprechen.

Der erste Hauptsatz verlangt für den Kreisprozess, dass die
von dem wärmeren Reservoir abgegebene Wärmemenge Q2 äqui-
valent ist der Summe der von dem System geleisteten Arbeiten:

Planck, Thermodynamik. 7
Allgemeine Folgerungen.

Mit dem ersten Hauptsatz verhält es sich ganz ähnlich.
Der unmittelbarste unter den allgemeinen Beweisen des Energie-
princips ist wohl für die Mehrzahl der vorurtheilslosen Naturforscher
die Thatsache der Unmöglichkeit des perpetuum mobile erster
Art, und doch wird sich heutzutage kaum Jemand finden,
der die Gültigkeit des Energieprincips mit dem Genauigkeits-
grade des experimentellen Nachweises dieses allgemeinen Er-
fahrungssatzes in Verbindung bringt. Ebenso wird vermuthlich
die Zeit kommen, wo auch das Princip der Vermehrung der
Entropie ausser Zusammenhang mit menschlicher Experimentir-
kunst, von einzelnen Metaphysikern wohl gar als a priori gültig
hingestellt werden wird. Bis dahin wird es aber für den Anhänger
sowohl wie für den Gegner des zweiten Hauptsatzes keine wirk-
samere Waffe zum Kampfe um seine Allgemeingültigkeit geben,
als das unablässige Bemühen, den thatsächlichen Inhalt dieses
Satzes bis in seine äussersten Consequenzen zu verfolgen und
jede derselben, correkt formulirt, vor den Richterstuhl der
höchsten Instanz, der Erfahrung, zu bringen. Wie die Ent-
scheidung dann auch fallen möge, unter allen Umständen wird
uns aus dieser Taktik sicher bleibender Gewinn erwachsen, da
wir damit dem Hauptzweck der ganzen Naturforschung dienen:
der Bereicherung unseres thatsächlichen Wissens.

III. Capitel. Allgemeine Folgerungen.

§ 137. Die erste Anwendung, welche wir von dem im
vorigen Capitel in die allgemeinste Form gebrachten Entropie-
princip machen wollen, betrifft den früher im § 90 für ein ideales
Gas eingehend beschriebenen Carnot’schen umkehrbaren Kreis-
prozess zwischen zwei Wärmereservoiren, diesmal aber ausgeführt
mit einem ganz beliebigen System, wobei auch chemische Wir-
kungen, wofern sie nur reversibel sind, nicht ausgeschlossen
werden. Indem wir wegen der Bezeichnungen u. s. w. auf das
dort Gesagte verweisen, können wir sogleich das Resultat hier
aussprechen.

Der erste Hauptsatz verlangt für den Kreisprozess, dass die
von dem wärmeren Reservoir abgegebene Wärmemenge Q2 äqui-
valent ist der Summe der von dem System geleisteten Arbeiten:

Planck, Thermodynamik. 7
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[97/0113] Allgemeine Folgerungen. Mit dem ersten Hauptsatz verhält es sich ganz ähnlich. Der unmittelbarste unter den allgemeinen Beweisen des Energie- princips ist wohl für die Mehrzahl der vorurtheilslosen Naturforscher die Thatsache der Unmöglichkeit des perpetuum mobile erster Art, und doch wird sich heutzutage kaum Jemand finden, der die Gültigkeit des Energieprincips mit dem Genauigkeits- grade des experimentellen Nachweises dieses allgemeinen Er- fahrungssatzes in Verbindung bringt. Ebenso wird vermuthlich die Zeit kommen, wo auch das Princip der Vermehrung der Entropie ausser Zusammenhang mit menschlicher Experimentir- kunst, von einzelnen Metaphysikern wohl gar als a priori gültig hingestellt werden wird. Bis dahin wird es aber für den Anhänger sowohl wie für den Gegner des zweiten Hauptsatzes keine wirk- samere Waffe zum Kampfe um seine Allgemeingültigkeit geben, als das unablässige Bemühen, den thatsächlichen Inhalt dieses Satzes bis in seine äussersten Consequenzen zu verfolgen und jede derselben, correkt formulirt, vor den Richterstuhl der höchsten Instanz, der Erfahrung, zu bringen. Wie die Ent- scheidung dann auch fallen möge, unter allen Umständen wird uns aus dieser Taktik sicher bleibender Gewinn erwachsen, da wir damit dem Hauptzweck der ganzen Naturforschung dienen: der Bereicherung unseres thatsächlichen Wissens. III. Capitel. Allgemeine Folgerungen. § 137. Die erste Anwendung, welche wir von dem im vorigen Capitel in die allgemeinste Form gebrachten Entropie- princip machen wollen, betrifft den früher im § 90 für ein ideales Gas eingehend beschriebenen Carnot’schen umkehrbaren Kreis- prozess zwischen zwei Wärmereservoiren, diesmal aber ausgeführt mit einem ganz beliebigen System, wobei auch chemische Wir- kungen, wofern sie nur reversibel sind, nicht ausgeschlossen werden. Indem wir wegen der Bezeichnungen u. s. w. auf das dort Gesagte verweisen, können wir sogleich das Resultat hier aussprechen. Der erste Hauptsatz verlangt für den Kreisprozess, dass die von dem wärmeren Reservoir abgegebene Wärmemenge Q2 äqui- valent ist der Summe der von dem System geleisteten Arbeiten: Planck, Thermodynamik. 7

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/113>, abgerufen am 24.11.2024.