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Pischel, Richard: Gedächtnisrede auf Albrecht Weber. Berlin, 1903.

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Gedächtnisrede auf Albrecht Weber.

Gebiete entfaltet wird, ist Webers Vorgange zuzuschreiben. Er selbst
hat die Kenntnis der Sekte noch gefördert durch die umfangreichen Ar-
tikel "Über die heiligen Schriften der Jaina" im 16. und 17. Bande der
Indischen Studien und die überreichen Auszüge im 2. Bande des Verzeich-
nisses der Berliner indischen Handschriften. In zwei anderen Abhand-
lungen verfolgt Weber Gedanken, die er immer mit besonderer Liebe ge-
pflegt hat. In der Abhandlung "Über die Krishnajanmashtami" (Krishna's
Geburtsfest) aus dem Jahre 1868 sucht er indischen Einfluß auf das Christen-
tum, in der Abhandlung "Über das Ramayana" 1870 griechischen Einfluß
auf Indien nachzuweisen. Er selbst hat im Laufe der Jahre die über-
triebenen Vorstellungen, die er anfangs von diesem Einflusse hatte, wesent-
lich eingeschränkt. Auf alle Fälle haben diese Schriften sehr anregend
gewirkt und sie bleiben durch das reiche Material, das in ihnen zusammen-
getragen ist, eine Fundgrube für spätere Forschungen. In gleicher Rich-
tung bewegen sich Webers Arbeiten über die indische Astronomie, in
denen er babylonischen Einfluß verfocht. Durch seine Abhandlung "Über
das Saptacatakam des Hala" (Leipzig 1870), der 1881 eine vollständige
Ausgabe mit deutscher Übersetzung folgte, wurde Weber der Neubegründer
der Prankritphilologie. In den letzten Jahren wandte er sich wieder vor-
zugsweise der vedischen Literatur zu, mit Glück, soweit die Sakralliteratur
in Frage kam. Die Kenntnis derselben hat er auch außerordentlich ge-
fördert durch die Beiträge, die er in uneigennützigster und aufopferndster
Weise für das Petersburger Wörterbuch durch viele Jahre hindurch lieferte.
Die auf Webers Materialien beruhenden Artikel gehören zu den besten
des Wörterbuches. Den Umfang von Webers Lektüre beweisen die zahl-
reichen Rezensionen, die er mit einigen anderwärts schon veröffentlichten
kürzeren Abhandlungen in den drei Bänden der Indischen Streifen 1868,
1869 und 1879 zusammenstellte.

So sehr Weber auch durch seine umfangreiche literarische Tätigkeit
in Anspruch genommen war, so fand er doch immer Zeit, ältere und jüngere
Fachgenossen mit seinem Rate zu unterstützen. Darauf beruht der große
Einfluß, den er als Lehrer gehabt hat, weniger auf seinen Vorlesungen,
die engbegrenzt waren. Jeder aber, der zu Weber mit der festen Absicht
kam, Sanskrit zu studieren, wird sich dankbar erinnern an die Stunden ge-
meinsamer kursorischer Lektüre von Sanskrittexten, an die sonnabendlichen
Spaziergänge nach dem Grunewald, die Abende auf Tivoli, die einfache


Gedächtnisrede auf Albrecht Weber.

Gebiete entfaltet wird, ist Webers Vorgange zuzuschreiben. Er selbst
hat die Kenntnis der Sekte noch gefördert durch die umfangreichen Ar-
tikel »Über die heiligen Schriften der Jaina« im 16. und 17. Bande der
Indischen Studien und die überreichen Auszüge im 2. Bande des Verzeich-
nisses der Berliner indischen Handschriften. In zwei anderen Abhand-
lungen verfolgt Weber Gedanken, die er immer mit besonderer Liebe ge-
pflegt hat. In der Abhandlung »Über die Kṛishṇajanmâshṭami« (Krishna’s
Geburtsfest) aus dem Jahre 1868 sucht er indischen Einfluß auf das Christen-
tum, in der Abhandlung »Über das Râmâyaṇa« 1870 griechischen Einfluß
auf Indien nachzuweisen. Er selbst hat im Laufe der Jahre die über-
triebenen Vorstellungen, die er anfangs von diesem Einflusse hatte, wesent-
lich eingeschränkt. Auf alle Fälle haben diese Schriften sehr anregend
gewirkt und sie bleiben durch das reiche Material, das in ihnen zusammen-
getragen ist, eine Fundgrube für spätere Forschungen. In gleicher Rich-
tung bewegen sich Webers Arbeiten über die indische Astronomie, in
denen er babylonischen Einfluß verfocht. Durch seine Abhandlung »Über
das Saptaçatakam des Hâla« (Leipzig 1870), der 1881 eine vollständige
Ausgabe mit deutscher Übersetzung folgte, wurde Weber der Neubegründer
der Prākritphilologie. In den letzten Jahren wandte er sich wieder vor-
zugsweise der vedischen Literatur zu, mit Glück, soweit die Sakralliteratur
in Frage kam. Die Kenntnis derselben hat er auch außerordentlich ge-
fördert durch die Beiträge, die er in uneigennützigster und aufopferndster
Weise für das Petersburger Wörterbuch durch viele Jahre hindurch lieferte.
Die auf Webers Materialien beruhenden Artikel gehören zu den besten
des Wörterbuches. Den Umfang von Webers Lektüre beweisen die zahl-
reichen Rezensionen, die er mit einigen anderwärts schon veröffentlichten
kürzeren Abhandlungen in den drei Bänden der Indischen Streifen 1868,
1869 und 1879 zusammenstellte.

So sehr Weber auch durch seine umfangreiche literarische Tätigkeit
in Anspruch genommen war, so fand er doch immer Zeit, ältere und jüngere
Fachgenossen mit seinem Rate zu unterstützen. Darauf beruht der große
Einfluß, den er als Lehrer gehabt hat, weniger auf seinen Vorlesungen,
die engbegrenzt waren. Jeder aber, der zu Weber mit der festen Absicht
kam, Sanskrit zu studieren, wird sich dankbar erinnern an die Stunden ge-
meinsamer kursorischer Lektüre von Sanskrittexten, an die sonnabendlichen
Spaziergänge nach dem Grunewald, die Abende auf Tivoli, die einfache

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[7/0009] Gedächtnisrede auf Albrecht Weber. 7 Gebiete entfaltet wird, ist Webers Vorgange zuzuschreiben. Er selbst hat die Kenntnis der Sekte noch gefördert durch die umfangreichen Ar- tikel »Über die heiligen Schriften der Jaina« im 16. und 17. Bande der Indischen Studien und die überreichen Auszüge im 2. Bande des Verzeich- nisses der Berliner indischen Handschriften. In zwei anderen Abhand- lungen verfolgt Weber Gedanken, die er immer mit besonderer Liebe ge- pflegt hat. In der Abhandlung »Über die Kṛishṇajanmâshṭami« (Krishna’s Geburtsfest) aus dem Jahre 1868 sucht er indischen Einfluß auf das Christen- tum, in der Abhandlung »Über das Râmâyaṇa« 1870 griechischen Einfluß auf Indien nachzuweisen. Er selbst hat im Laufe der Jahre die über- triebenen Vorstellungen, die er anfangs von diesem Einflusse hatte, wesent- lich eingeschränkt. Auf alle Fälle haben diese Schriften sehr anregend gewirkt und sie bleiben durch das reiche Material, das in ihnen zusammen- getragen ist, eine Fundgrube für spätere Forschungen. In gleicher Rich- tung bewegen sich Webers Arbeiten über die indische Astronomie, in denen er babylonischen Einfluß verfocht. Durch seine Abhandlung »Über das Saptaçatakam des Hâla« (Leipzig 1870), der 1881 eine vollständige Ausgabe mit deutscher Übersetzung folgte, wurde Weber der Neubegründer der Prākritphilologie. In den letzten Jahren wandte er sich wieder vor- zugsweise der vedischen Literatur zu, mit Glück, soweit die Sakralliteratur in Frage kam. Die Kenntnis derselben hat er auch außerordentlich ge- fördert durch die Beiträge, die er in uneigennützigster und aufopferndster Weise für das Petersburger Wörterbuch durch viele Jahre hindurch lieferte. Die auf Webers Materialien beruhenden Artikel gehören zu den besten des Wörterbuches. Den Umfang von Webers Lektüre beweisen die zahl- reichen Rezensionen, die er mit einigen anderwärts schon veröffentlichten kürzeren Abhandlungen in den drei Bänden der Indischen Streifen 1868, 1869 und 1879 zusammenstellte. So sehr Weber auch durch seine umfangreiche literarische Tätigkeit in Anspruch genommen war, so fand er doch immer Zeit, ältere und jüngere Fachgenossen mit seinem Rate zu unterstützen. Darauf beruht der große Einfluß, den er als Lehrer gehabt hat, weniger auf seinen Vorlesungen, die engbegrenzt waren. Jeder aber, der zu Weber mit der festen Absicht kam, Sanskrit zu studieren, wird sich dankbar erinnern an die Stunden ge- meinsamer kursorischer Lektüre von Sanskrittexten, an die sonnabendlichen Spaziergänge nach dem Grunewald, die Abende auf Tivoli, die einfache

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Zitationshilfe: Pischel, Richard: Gedächtnisrede auf Albrecht Weber. Berlin, 1903, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pischel_weber_1903/9>, abgerufen am 23.11.2024.