Pischel, Richard: Gedächtnisrede auf Albrecht Weber. Berlin, 1903.R. PISCHEL: indische Literaturgeschichte", die er im Wintersemester 1851/52 gehalten hatte. Weber beschränkte sich darin nicht auf die vedische Literatur, die ihm damals am nächsten lag, sondern er zog auch die klassische Zeit in den Bereich seiner Betrachtung. Er hat nicht, wie später Max Müller in seiner "History of Ancient Sanskrit Literature", versucht, dem trockenen Stoff der vedischen Literatur Leben einzuhauchen. Aber seine Vorlesungen gaben zum ersten Male ein Gesamtbild dieser weitverzweigten Literatur und waren lange die einzige Quelle, aus der man sich über viele Einzel- heiten belehren konnte. In dem Abschnitte über die klassische Literatur hat Weber zuerst erfolgreich die irrtümlichen Ansichten über das hohe Alter derselben bekämpft und den Weg gewiesen, den die weitere Forschung einzuschlagen hatte. Eine zweite Auflage erschien 1876, ein Nachtrag dazu 1878. Leider hatte sich Weber nicht dazu entschließen können, den Text umzuarbeiten, sondern alles Neue in die Anmerkungen verwiesen, die oft mit dem Texte im Widerspruch stehen. Auch wer an der Form Anstoß nimmt, wird aber zugeben müssen, daß die Anmerkungen die Ergebnisse der Arbeiten von 1852--1876 treu und vollständig wiedergeben und ein sehr wertvolles Material auch für die Geschichte der indischen Philologie enthalten. Aus der Beschäftigung mit den Berliner Handschriften ist ferner eine R. PISCHEL: indische Literaturgeschichte«, die er im Wintersemester 1851/52 gehalten hatte. Weber beschränkte sich darin nicht auf die vedische Literatur, die ihm damals am nächsten lag, sondern er zog auch die klassische Zeit in den Bereich seiner Betrachtung. Er hat nicht, wie später Max Müller in seiner »History of Ancient Sanskrit Literature«, versucht, dem trockenen Stoff der vedischen Literatur Leben einzuhauchen. Aber seine Vorlesungen gaben zum ersten Male ein Gesamtbild dieser weitverzweigten Literatur und waren lange die einzige Quelle, aus der man sich über viele Einzel- heiten belehren konnte. In dem Abschnitte über die klassische Literatur hat Weber zuerst erfolgreich die irrtümlichen Ansichten über das hohe Alter derselben bekämpft und den Weg gewiesen, den die weitere Forschung einzuschlagen hatte. Eine zweite Auflage erschien 1876, ein Nachtrag dazu 1878. Leider hatte sich Weber nicht dazu entschließen können, den Text umzuarbeiten, sondern alles Neue in die Anmerkungen verwiesen, die oft mit dem Texte im Widerspruch stehen. Auch wer an der Form Anstoß nimmt, wird aber zugeben müssen, daß die Anmerkungen die Ergebnisse der Arbeiten von 1852—1876 treu und vollständig wiedergeben und ein sehr wertvolles Material auch für die Geschichte der indischen Philologie enthalten. 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Bereits 1858 hatte er in seiner Schrift<lb/> »Über das Çatrunjaya Mâhâtmyam« zur Aufklärung der Geschichte der<lb/> Jainas beigetragen, soweit es mit diesem modernen Machwerk möglich<lb/> war. In der Abhandlung über die Bhagavati veröffentlichte er zuerst ein<lb/> Bruchstück aus den alten heiligen Schriften der Sekte in der Original-<lb/> sprache, der Ardhamāgadhī, mit Übersetzung. Er bestimmte zuerst, meist<lb/> richtig, den Lautwert einzelner Zeichen der schwer zu lesenden Hand-<lb/> schriften und gab einen Abriß der Grammatik des bis dahin fast ganz<lb/> unbekannten Prākritdialektes. Die rege Tätigkeit, die jetzt auf diesem </p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0008]
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R. PISCHEL:
indische Literaturgeschichte«, die er im Wintersemester 1851/52 gehalten
hatte. Weber beschränkte sich darin nicht auf die vedische Literatur,
die ihm damals am nächsten lag, sondern er zog auch die klassische Zeit
in den Bereich seiner Betrachtung. Er hat nicht, wie später Max Müller
in seiner »History of Ancient Sanskrit Literature«, versucht, dem trockenen
Stoff der vedischen Literatur Leben einzuhauchen. Aber seine Vorlesungen
gaben zum ersten Male ein Gesamtbild dieser weitverzweigten Literatur
und waren lange die einzige Quelle, aus der man sich über viele Einzel-
heiten belehren konnte. In dem Abschnitte über die klassische Literatur
hat Weber zuerst erfolgreich die irrtümlichen Ansichten über das hohe
Alter derselben bekämpft und den Weg gewiesen, den die weitere Forschung
einzuschlagen hatte. Eine zweite Auflage erschien 1876, ein Nachtrag
dazu 1878. Leider hatte sich Weber nicht dazu entschließen können,
den Text umzuarbeiten, sondern alles Neue in die Anmerkungen verwiesen,
die oft mit dem Texte im Widerspruch stehen. Auch wer an der Form
Anstoß nimmt, wird aber zugeben müssen, daß die Anmerkungen die
Ergebnisse der Arbeiten von 1852—1876 treu und vollständig wiedergeben
und ein sehr wertvolles Material auch für die Geschichte der indischen
Philologie enthalten.
Aus der Beschäftigung mit den Berliner Handschriften ist ferner eine
sehr große Zahl von Abhandlungen hervorgegangen, die meist in den
Monats-, später Sitzungsberichten, und den Abhandlungen der Akademie
veröffentlicht worden sind, zu deren fleißigsten Mitgliedern Weber gehört
hat. Unter diesen Abhandlungen ragt besonders hervor die in zwei Teilen
1866 und 1867 erschienene Arbeit: »Über ein Fragment der Bhagavati«.
Weber hatte mit richtigem Blicke schon frühzeitig die große Wichtigkeit
der Sekte der Jaina erkannt, deren Stifter Mahāvīra ein Zeitgenosse und
Konkurrent Buddhas gewesen ist. Bereits 1858 hatte er in seiner Schrift
»Über das Çatrunjaya Mâhâtmyam« zur Aufklärung der Geschichte der
Jainas beigetragen, soweit es mit diesem modernen Machwerk möglich
war. In der Abhandlung über die Bhagavati veröffentlichte er zuerst ein
Bruchstück aus den alten heiligen Schriften der Sekte in der Original-
sprache, der Ardhamāgadhī, mit Übersetzung. Er bestimmte zuerst, meist
richtig, den Lautwert einzelner Zeichen der schwer zu lesenden Hand-
schriften und gab einen Abriß der Grammatik des bis dahin fast ganz
unbekannten Prākritdialektes. Die rege Tätigkeit, die jetzt auf diesem
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