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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Augen mit den Händen bedeckend, inbrünstig betete, die Hostie. Als dieses geschehen war, legte er sie Klaus auf die Lippen. Dieser konnte, nachdem er sich erhoben, lange vor Rührung nicht sprechen. Der Geistliche fragte ihn sanft: Wo liegt der Todte? Klaus führte ihn schweigend an das Grab; es war nicht weit von der Stelle, wo er die Sacramente empfangen. Jener befahl ihm, mit dem Hut Wasser zu schöpfen, er segnete es und besprengte den Boden. Schließlich verrichtete er mit Klaus noch die vom Rituale der katholischen Kirche vorgeschriebenen Gebete, damit der Todte Ruhe finde und auferstehen möge zum ewigen Leben.

Sie verließen nun die Stätte. Der Priester trug Klaus auf, sobald es ihm die Umstände gestatteten, hier ein Kreuz zu errichten. Er hat es redlich gethan. Beim Abschied rieth er ihm noch, weil er keine Kirche besuchen könne, so oft er das Geläut der Glocken aus dem Thal höre, eine gute Meinung zu erwecken und Alles dem Herrn anheimzustellen.

In der Christnacht wird um zwölf Uhr zur Erinnerung an die Stunde, wo die Engel ihre Botschaft über die öde Erde hinaussangen, die feierliche Messe gehalten. Jeder Bauernhof entsendet einen Theil seiner Bewohner, um dem neugebornen Herrn des Weltalls die Huldigung darzubringen. Da steigen sie dann herab von den einsamen Höhen; durch die kalte Nacht flimmern oben die ewigen Sterne, unten

Augen mit den Händen bedeckend, inbrünstig betete, die Hostie. Als dieses geschehen war, legte er sie Klaus auf die Lippen. Dieser konnte, nachdem er sich erhoben, lange vor Rührung nicht sprechen. Der Geistliche fragte ihn sanft: Wo liegt der Todte? Klaus führte ihn schweigend an das Grab; es war nicht weit von der Stelle, wo er die Sacramente empfangen. Jener befahl ihm, mit dem Hut Wasser zu schöpfen, er segnete es und besprengte den Boden. Schließlich verrichtete er mit Klaus noch die vom Rituale der katholischen Kirche vorgeschriebenen Gebete, damit der Todte Ruhe finde und auferstehen möge zum ewigen Leben.

Sie verließen nun die Stätte. Der Priester trug Klaus auf, sobald es ihm die Umstände gestatteten, hier ein Kreuz zu errichten. Er hat es redlich gethan. Beim Abschied rieth er ihm noch, weil er keine Kirche besuchen könne, so oft er das Geläut der Glocken aus dem Thal höre, eine gute Meinung zu erwecken und Alles dem Herrn anheimzustellen.

In der Christnacht wird um zwölf Uhr zur Erinnerung an die Stunde, wo die Engel ihre Botschaft über die öde Erde hinaussangen, die feierliche Messe gehalten. Jeder Bauernhof entsendet einen Theil seiner Bewohner, um dem neugebornen Herrn des Weltalls die Huldigung darzubringen. Da steigen sie dann herab von den einsamen Höhen; durch die kalte Nacht flimmern oben die ewigen Sterne, unten

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[0073] Augen mit den Händen bedeckend, inbrünstig betete, die Hostie. Als dieses geschehen war, legte er sie Klaus auf die Lippen. Dieser konnte, nachdem er sich erhoben, lange vor Rührung nicht sprechen. Der Geistliche fragte ihn sanft: Wo liegt der Todte? Klaus führte ihn schweigend an das Grab; es war nicht weit von der Stelle, wo er die Sacramente empfangen. Jener befahl ihm, mit dem Hut Wasser zu schöpfen, er segnete es und besprengte den Boden. Schließlich verrichtete er mit Klaus noch die vom Rituale der katholischen Kirche vorgeschriebenen Gebete, damit der Todte Ruhe finde und auferstehen möge zum ewigen Leben. Sie verließen nun die Stätte. Der Priester trug Klaus auf, sobald es ihm die Umstände gestatteten, hier ein Kreuz zu errichten. Er hat es redlich gethan. Beim Abschied rieth er ihm noch, weil er keine Kirche besuchen könne, so oft er das Geläut der Glocken aus dem Thal höre, eine gute Meinung zu erwecken und Alles dem Herrn anheimzustellen. In der Christnacht wird um zwölf Uhr zur Erinnerung an die Stunde, wo die Engel ihre Botschaft über die öde Erde hinaussangen, die feierliche Messe gehalten. Jeder Bauernhof entsendet einen Theil seiner Bewohner, um dem neugebornen Herrn des Weltalls die Huldigung darzubringen. Da steigen sie dann herab von den einsamen Höhen; durch die kalte Nacht flimmern oben die ewigen Sterne, unten

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/73>, abgerufen am 22.11.2024.