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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nenring, um bei schönem Wetter die Stunden zu messen, und ein Crucifix zu verschaffen, endlich bei einem Maler auf einem hölzernen Brettchen die armen Seelen im Fegfeuer zu bestellen, damit er sie immer vor Augen habe. Als dieses ausgemacht war, drückte Klaus einen herzhaften Kuß auf ihre Lippen, dann wandte er sich zum Vater: Nichts für ungut! ich seh' ja das Diendl erst in acht Tagen wieder.

Dieser schüttelte den Kopf und brummte endlich: Hab's eigentlich als junger Bursch auch nicht anders gemacht!

Sie trennten sich. Klaus suchte wieder sein Lager im Laub. In der Frühe legte er sich abermals auf die Lauer. Bald hörte er die Peitsche des Alten durch den Wald knallen. Während die Ochsen aus dem Bächlein tranken, übernahm er die erbetenen Sachen, der Alte hatte eine Flasche Branntwein und eine Rolle Tabak beigefügt. Sie verabredeten noch die Stelle, wo Jener die Bretter hinwerfen sollte, dann stieg Klaus den Berg hinauf und begann seine Arbeit wieder. Er fällte die Legföhren in der Nähe seiner Hütte, um den Holzbedarf des Winters zu decken, dann sammelte er zur Ergänzung des Mundvorrathes Schlehen und Preißelbeeren, welche bereits vom Reise versengt, mild und schmackhaft waren. Auch Schwämme, so viel eben im Spätherbst zu brauchen waren, trug er ein und legte sie in Schnittchen zerspalten an einen sonnigen Platz zum Trocknen. Nichts entging seiner Aufmerk-

nenring, um bei schönem Wetter die Stunden zu messen, und ein Crucifix zu verschaffen, endlich bei einem Maler auf einem hölzernen Brettchen die armen Seelen im Fegfeuer zu bestellen, damit er sie immer vor Augen habe. Als dieses ausgemacht war, drückte Klaus einen herzhaften Kuß auf ihre Lippen, dann wandte er sich zum Vater: Nichts für ungut! ich seh' ja das Diendl erst in acht Tagen wieder.

Dieser schüttelte den Kopf und brummte endlich: Hab's eigentlich als junger Bursch auch nicht anders gemacht!

Sie trennten sich. Klaus suchte wieder sein Lager im Laub. In der Frühe legte er sich abermals auf die Lauer. Bald hörte er die Peitsche des Alten durch den Wald knallen. Während die Ochsen aus dem Bächlein tranken, übernahm er die erbetenen Sachen, der Alte hatte eine Flasche Branntwein und eine Rolle Tabak beigefügt. Sie verabredeten noch die Stelle, wo Jener die Bretter hinwerfen sollte, dann stieg Klaus den Berg hinauf und begann seine Arbeit wieder. Er fällte die Legföhren in der Nähe seiner Hütte, um den Holzbedarf des Winters zu decken, dann sammelte er zur Ergänzung des Mundvorrathes Schlehen und Preißelbeeren, welche bereits vom Reise versengt, mild und schmackhaft waren. Auch Schwämme, so viel eben im Spätherbst zu brauchen waren, trug er ein und legte sie in Schnittchen zerspalten an einen sonnigen Platz zum Trocknen. Nichts entging seiner Aufmerk-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/56>, abgerufen am 26.06.2024.