Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Lärmtrommel: noch einmal ließ er laden und feuern, dann zog er sich zurück. Schon in aller Frühe befahl General Martineau den Franzosen den Sturm; dort in der Wiese des Einfangs stellte er feine zwei Kanonen auf. Aber die Schützen ließen sich nicht irre machen, sondern zielten ruhig wie auf dem Schießstande, so daß Straße und Anger bald wie ein Leinfeld blau blühte. Vorwärts ging es nicht, man mußte also zurück. Da ließ der General das aus dicken Bohlen gezimmerte große Frachtschiff aus der Hütte ziehen, eine Kanone und die erfahrensten Jäger darauf stellen, um über den See zu fahren und so die Schützen auf der Seite zu packen. Die schauten erst verwundert drein, als das Schiff langsam und schwerfällig daher kam, bald jedoch begriffen sie, was gemeint war, und zerstreuten sich schleunig an den Felsen, so daß nur etliche zwanzig, theils auf dem Boden liegend, theils hinter die Pfeiler geduckt, zurückblieben. Als die Franzosen sich auf Schußweite näherten, ließen sie es krachen, wobei sie natürlich die Ruderer faßten. Es entstand eine solche Verwirrung, daß das Schiff zu tanzen begann. Die Feinde schossen zwar die Kanone los, allein die Kugel schlug hoch oben in die Felsen, daß die Tiroler laut auflachten. Mittlerweile fing auch der Wind an zu blasen, er trieb das Schiff dort im Winkel an, und die Franzosen hatten die größte Mühe über das Geschröf zu klettern und die Kanone wieder Lärmtrommel: noch einmal ließ er laden und feuern, dann zog er sich zurück. Schon in aller Frühe befahl General Martineau den Franzosen den Sturm; dort in der Wiese des Einfangs stellte er feine zwei Kanonen auf. Aber die Schützen ließen sich nicht irre machen, sondern zielten ruhig wie auf dem Schießstande, so daß Straße und Anger bald wie ein Leinfeld blau blühte. Vorwärts ging es nicht, man mußte also zurück. Da ließ der General das aus dicken Bohlen gezimmerte große Frachtschiff aus der Hütte ziehen, eine Kanone und die erfahrensten Jäger darauf stellen, um über den See zu fahren und so die Schützen auf der Seite zu packen. Die schauten erst verwundert drein, als das Schiff langsam und schwerfällig daher kam, bald jedoch begriffen sie, was gemeint war, und zerstreuten sich schleunig an den Felsen, so daß nur etliche zwanzig, theils auf dem Boden liegend, theils hinter die Pfeiler geduckt, zurückblieben. Als die Franzosen sich auf Schußweite näherten, ließen sie es krachen, wobei sie natürlich die Ruderer faßten. Es entstand eine solche Verwirrung, daß das Schiff zu tanzen begann. Die Feinde schossen zwar die Kanone los, allein die Kugel schlug hoch oben in die Felsen, daß die Tiroler laut auflachten. Mittlerweile fing auch der Wind an zu blasen, er trieb das Schiff dort im Winkel an, und die Franzosen hatten die größte Mühe über das Geschröf zu klettern und die Kanone wieder <TEI> <text> <body> <div n="5"> <p><pb facs="#f0046"/> Lärmtrommel: noch einmal ließ er laden und feuern, dann zog er sich zurück.</p><lb/> <p>Schon in aller Frühe befahl General Martineau den Franzosen den Sturm; dort in der Wiese des Einfangs stellte er feine zwei Kanonen auf. Aber die Schützen ließen sich nicht irre machen, sondern zielten ruhig wie auf dem Schießstande, so daß Straße und Anger bald wie ein Leinfeld blau blühte. Vorwärts ging es nicht, man mußte also zurück. Da ließ der General das aus dicken Bohlen gezimmerte große Frachtschiff aus der Hütte ziehen, eine Kanone und die erfahrensten Jäger darauf stellen, um über den See zu fahren und so die Schützen auf der Seite zu packen. Die schauten erst verwundert drein, als das Schiff langsam und schwerfällig daher kam, bald jedoch begriffen sie, was gemeint war, und zerstreuten sich schleunig an den Felsen, so daß nur etliche zwanzig, theils auf dem Boden liegend, theils hinter die Pfeiler geduckt, zurückblieben. Als die Franzosen sich auf Schußweite näherten, ließen sie es krachen, wobei sie natürlich die Ruderer faßten. Es entstand eine solche Verwirrung, daß das Schiff zu tanzen begann. Die Feinde schossen zwar die Kanone los, allein die Kugel schlug hoch oben in die Felsen, daß die Tiroler laut auflachten. Mittlerweile fing auch der Wind an zu blasen, er trieb das Schiff dort im Winkel an, und die Franzosen hatten die größte Mühe über das Geschröf zu klettern und die Kanone wieder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
Lärmtrommel: noch einmal ließ er laden und feuern, dann zog er sich zurück.
Schon in aller Frühe befahl General Martineau den Franzosen den Sturm; dort in der Wiese des Einfangs stellte er feine zwei Kanonen auf. Aber die Schützen ließen sich nicht irre machen, sondern zielten ruhig wie auf dem Schießstande, so daß Straße und Anger bald wie ein Leinfeld blau blühte. Vorwärts ging es nicht, man mußte also zurück. Da ließ der General das aus dicken Bohlen gezimmerte große Frachtschiff aus der Hütte ziehen, eine Kanone und die erfahrensten Jäger darauf stellen, um über den See zu fahren und so die Schützen auf der Seite zu packen. Die schauten erst verwundert drein, als das Schiff langsam und schwerfällig daher kam, bald jedoch begriffen sie, was gemeint war, und zerstreuten sich schleunig an den Felsen, so daß nur etliche zwanzig, theils auf dem Boden liegend, theils hinter die Pfeiler geduckt, zurückblieben. Als die Franzosen sich auf Schußweite näherten, ließen sie es krachen, wobei sie natürlich die Ruderer faßten. Es entstand eine solche Verwirrung, daß das Schiff zu tanzen begann. Die Feinde schossen zwar die Kanone los, allein die Kugel schlug hoch oben in die Felsen, daß die Tiroler laut auflachten. Mittlerweile fing auch der Wind an zu blasen, er trieb das Schiff dort im Winkel an, und die Franzosen hatten die größte Mühe über das Geschröf zu klettern und die Kanone wieder
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Zitationshilfe: | Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/46>, abgerufen am 16.07.2024. |