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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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denen die Durchfahrt sehr beschwerlich war, einen Centner Pulver und sprengten den Thurm in die Luft. Damals stand er noch; am Felsen hängt ganz unbeachtet ein Holztäfelchen zur Erinnerung an den Wopfner Jörg, der hier in das Wasser fiel und ertrank. Auf dieser Tafel können Sie noch eine Abbildung desselben sehen.

Im Stübchen des oberen Stockes saß Anton Aschbacher, er konnte von hier alle Bewegungen des Feindes gut überblicken und seine Befehle ertheilen. Da erhellte plötzlich ein rother Schein den engen Raum, er sprang zum Fenster und mußte sehen, wie sein Haus am Zoll aufloderte, die Franzosen hatten es aus Rache angezündet. Schweigend stieg er die Treppe hinunter und trat zu den Schützen. Zwölf von euch, rief er, die am besten mit dem Stutzen hantiren und Lust zu einem Streich gegen die Mordbrenner haben, sollen mich begleiten. Alsogleich sammelte sich eine auserlesene Schaar, Klaus darunter. Anton führte sie oben durch den Wald und ließ den feindlichen Vorposten ganz unbehelligt auf der Straße stehen. -- Sehen Sie dort die abgebrochene Lärche, einen Büchsenschuß vor uns? Dort ließ er Halt machen; er sah den Franzosen, welche wie die Teufel um den Brand tanzten, einen Augenblick zu, dann vertheilte er die Schützen, klatschte in die Hände, und zwölf Feinde zappelten auf dem Boden, wie Fische, die man auf den Sand wirft. Nun wirbelte die

denen die Durchfahrt sehr beschwerlich war, einen Centner Pulver und sprengten den Thurm in die Luft. Damals stand er noch; am Felsen hängt ganz unbeachtet ein Holztäfelchen zur Erinnerung an den Wopfner Jörg, der hier in das Wasser fiel und ertrank. Auf dieser Tafel können Sie noch eine Abbildung desselben sehen.

Im Stübchen des oberen Stockes saß Anton Aschbacher, er konnte von hier alle Bewegungen des Feindes gut überblicken und seine Befehle ertheilen. Da erhellte plötzlich ein rother Schein den engen Raum, er sprang zum Fenster und mußte sehen, wie sein Haus am Zoll aufloderte, die Franzosen hatten es aus Rache angezündet. Schweigend stieg er die Treppe hinunter und trat zu den Schützen. Zwölf von euch, rief er, die am besten mit dem Stutzen hantiren und Lust zu einem Streich gegen die Mordbrenner haben, sollen mich begleiten. Alsogleich sammelte sich eine auserlesene Schaar, Klaus darunter. Anton führte sie oben durch den Wald und ließ den feindlichen Vorposten ganz unbehelligt auf der Straße stehen. — Sehen Sie dort die abgebrochene Lärche, einen Büchsenschuß vor uns? Dort ließ er Halt machen; er sah den Franzosen, welche wie die Teufel um den Brand tanzten, einen Augenblick zu, dann vertheilte er die Schützen, klatschte in die Hände, und zwölf Feinde zappelten auf dem Boden, wie Fische, die man auf den Sand wirft. Nun wirbelte die

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/45>, abgerufen am 18.04.2024.