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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Zukunft versanken schonungslos. Von den Burschen, welche an die Urne traten, verfielen zwölf dem Regiment, zehn derselben können Sie auf der Holzpyramide im Friedhof rechts an der Wand lesen; keiner sah die Heimath wieder, sie gingen 1812 schmählich zu Grunde. Die Achenthaler verließen den Saal; unten an der Treppe stand Klaus, der sich bei der Ziehung für Schwaz freigespielt hatte. Er musterte mit scharfem Auge den Zug. Hat es dich getroffen? redete er den Sixten Anderl an, der leichenblaß neben seinem Vater herging.

Ja freilich! erwiderte dieser weinend. Ich ließ' es mich wohl was kosten, wenn ich den Buben freibrächte.

Schau dir um einen Einstandsmann!

Wo? Jetzt giebt es bald wieder Krieg, wer verkauft da sein Leben?

Was thätst geben?

Tausendfünfhundert Gulden auf der Stelle!

Dafür kriegt man ein kleines Gütl im Achenthal. Das Geld her, ich geh'!

Sixt maß ihn wie einen Halbverrückten mit großen Augen.

Das Geld her! ich geh'! rief Klaus noch einmal.

Wenn das ist, sprach der alte Sixt freudig, so lassen wir uns beim Mohrenwirth eine leere Stube aufsperren und machen den Handel ab!

Zukunft versanken schonungslos. Von den Burschen, welche an die Urne traten, verfielen zwölf dem Regiment, zehn derselben können Sie auf der Holzpyramide im Friedhof rechts an der Wand lesen; keiner sah die Heimath wieder, sie gingen 1812 schmählich zu Grunde. Die Achenthaler verließen den Saal; unten an der Treppe stand Klaus, der sich bei der Ziehung für Schwaz freigespielt hatte. Er musterte mit scharfem Auge den Zug. Hat es dich getroffen? redete er den Sixten Anderl an, der leichenblaß neben seinem Vater herging.

Ja freilich! erwiderte dieser weinend. Ich ließ' es mich wohl was kosten, wenn ich den Buben freibrächte.

Schau dir um einen Einstandsmann!

Wo? Jetzt giebt es bald wieder Krieg, wer verkauft da sein Leben?

Was thätst geben?

Tausendfünfhundert Gulden auf der Stelle!

Dafür kriegt man ein kleines Gütl im Achenthal. Das Geld her, ich geh'!

Sixt maß ihn wie einen Halbverrückten mit großen Augen.

Das Geld her! ich geh'! rief Klaus noch einmal.

Wenn das ist, sprach der alte Sixt freudig, so lassen wir uns beim Mohrenwirth eine leere Stube aufsperren und machen den Handel ab!

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[0033] Zukunft versanken schonungslos. Von den Burschen, welche an die Urne traten, verfielen zwölf dem Regiment, zehn derselben können Sie auf der Holzpyramide im Friedhof rechts an der Wand lesen; keiner sah die Heimath wieder, sie gingen 1812 schmählich zu Grunde. Die Achenthaler verließen den Saal; unten an der Treppe stand Klaus, der sich bei der Ziehung für Schwaz freigespielt hatte. Er musterte mit scharfem Auge den Zug. Hat es dich getroffen? redete er den Sixten Anderl an, der leichenblaß neben seinem Vater herging. Ja freilich! erwiderte dieser weinend. Ich ließ' es mich wohl was kosten, wenn ich den Buben freibrächte. Schau dir um einen Einstandsmann! Wo? Jetzt giebt es bald wieder Krieg, wer verkauft da sein Leben? Was thätst geben? Tausendfünfhundert Gulden auf der Stelle! Dafür kriegt man ein kleines Gütl im Achenthal. Das Geld her, ich geh'! Sixt maß ihn wie einen Halbverrückten mit großen Augen. Das Geld her! ich geh'! rief Klaus noch einmal. Wenn das ist, sprach der alte Sixt freudig, so lassen wir uns beim Mohrenwirth eine leere Stube aufsperren und machen den Handel ab!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/33>, abgerufen am 23.04.2024.