Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.XXIII. Confect. Confect vorsetzet. Vielleicht erlangt er dieEhre, wenn er sich nennet, zum Gratial, eben ein solch Vorspiel zu erhalten, als ohnlängst auf den großen Poeten P. G. dessen Namen er, aus Bescheidenheit und Demuth, ganz verschwiegen, weil er ihm mit Blutfreund- schaft vielleicht verwandt ist, auf der Schau- bühne und im Druck herausgekommen. Die Stellen pag. 24. 25. sind auch Confect, das meist so wieder von der Tafel kömmt, wie es hinaufgesetzt worden; das heißt, man läßt es in seinem Werthe, und begnüget sich an solidern Speisen. Denn ein Bildgen mah- len, stechen oder hauen zu können, erfordert wol Geschicklichkeit; aber wenn man den gu- ten Geschmack bis dahin ausdehnen will: So hätte der Autor noch gar viel Classen des guten Geschmacks machen sollen; z. E. der mathematische Geschmack, der wolfische Ge- schmack, in puncto des artlichen Gedichts der Harmoniae praestabilitae; der Hof-Gout; der richterliche Geschmack; der medicinische Gusto, wenn z. E. eine Jungfer sich will aus dem Harn-Glase wahrsagen lassen, ob sie schwanger sey; der philosophische Geschmack in der Methaphysic, Jure naturae, Logic, Phy- sic etc. der theologische Geschmack, da die Frage auszu machen: Ob nicht die Herren Geistlichen, weil sie immer mit Glaubens- Sachen umgehen, vor allen andern zum leich- ten
XXIII. Confect. Confect vorſetzet. Vielleicht erlangt er dieEhre, wenn er ſich nennet, zum Gratial, eben ein ſolch Vorſpiel zu erhalten, als ohnlaͤngſt auf den großen Poeten P. G. deſſen Namen er, aus Beſcheidenheit und Demuth, ganz verſchwiegen, weil er ihm mit Blutfreund- ſchaft vielleicht verwandt iſt, auf der Schau- buͤhne und im Druck herausgekommen. Die Stellen pag. 24. 25. ſind auch Confect, das meiſt ſo wieder von der Tafel koͤmmt, wie es hinaufgeſetzt worden; das heißt, man laͤßt es in ſeinem Werthe, und begnuͤget ſich an ſolidern Speiſen. Denn ein Bildgen mah- len, ſtechen oder hauen zu koͤnnen, erfordert wol Geſchicklichkeit; aber wenn man den gu- ten Geſchmack bis dahin ausdehnen will: So haͤtte der Autor noch gar viel Claſſen des guten Geſchmacks machen ſollen; z. E. der mathematiſche Geſchmack, der wolfiſche Ge- ſchmack, in puncto des artlichen Gedichts der Harmoniae præſtabilitae; der Hof-Gout; der richterliche Geſchmack; der mediciniſche Guſto, wenn z. E. eine Jungfer ſich will aus dem Harn-Glaſe wahrſagen laſſen, ob ſie ſchwanger ſey; der philoſophiſche Geſchmack in der Methaphyſic, Jure naturæ, Logic, Phy- ſic ꝛc. der theologiſche Geſchmack, da die Frage auszu machen: Ob nicht die Herren Geiſtlichen, weil ſie immer mit Glaubens- Sachen umgehen, vor allen andern zum leich- ten
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XXIII. Confect.
Confect vorſetzet. Vielleicht erlangt er die
Ehre, wenn er ſich nennet, zum Gratial, eben
ein ſolch Vorſpiel zu erhalten, als ohnlaͤngſt
auf den großen Poeten P. G. deſſen Namen
er, aus Beſcheidenheit und Demuth, ganz
verſchwiegen, weil er ihm mit Blutfreund-
ſchaft vielleicht verwandt iſt, auf der Schau-
buͤhne und im Druck herausgekommen. Die
Stellen pag. 24. 25. ſind auch Confect, das
meiſt ſo wieder von der Tafel koͤmmt, wie
es hinaufgeſetzt worden; das heißt, man laͤßt
es in ſeinem Werthe, und begnuͤget ſich an
ſolidern Speiſen. Denn ein Bildgen mah-
len, ſtechen oder hauen zu koͤnnen, erfordert
wol Geſchicklichkeit; aber wenn man den gu-
ten Geſchmack bis dahin ausdehnen will:
So haͤtte der Autor noch gar viel Claſſen des
guten Geſchmacks machen ſollen; z. E. der
mathematiſche Geſchmack, der wolfiſche Ge-
ſchmack, in puncto des artlichen Gedichts
der Harmoniae præſtabilitae; der Hof-Gout;
der richterliche Geſchmack; der mediciniſche
Guſto, wenn z. E. eine Jungfer ſich will aus
dem Harn-Glaſe wahrſagen laſſen, ob ſie
ſchwanger ſey; der philoſophiſche Geſchmack
in der Methaphyſic, Jure naturæ, Logic, Phy-
ſic ꝛc. der theologiſche Geſchmack, da die
Frage auszu machen: Ob nicht die Herren
Geiſtlichen, weil ſie immer mit Glaubens-
Sachen umgehen, vor allen andern zum leich-
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