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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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vom gesunden Witze, etc.
einen ewigen Ursprung habe, sondern in der Zeit
entstanden sey: So ist doch bisher die Lehre
vom wahren Ursprunge und eigentlicher Beschaf-
fenheit des Bösen den Weltweisen ein Gordia-
nischer Knoten gewesen, den einige große Ge-
lehrte, als Leibnitz, Bayle, Wolf, Haller,
samt andern, aufzulösen getrachtet, aber, so viel
man aus ihren Schriften ersiehet, noch nicht
das letzte Ziel erreichet, sondern ein weiteres
Nachsinnen übrig gelassen haben.
CXLIV. Da der menschliche Verstand besser
zurechte kommt, wenn er sich Einheiten vor-
stellet, als wenn er unzehlbare Vielheiten mit
einmal zusammen nimmt: So stelle man sich
Gott als die eine Einheit, und die Welt als die
andere Einheit vor. Aus der ganzen Welt neh-
me man nur einen einzigen vernünftigen Geist,
oder stelle sich vor, als wenn nichts vorhanden
wäre, als nur Gott, und ein einziger erschaffe-
ner Geist. Dieser erschaffene Geist hat eben
darum, weil er erschaffen ist, nichts mehr, als
die Kraft, die ihm Gott gegeben. Der er-
schaffene Geist hat also nichts eigenes, als was
von Gott ihm zugetheilt worden. Er besitzet,
ausser der anerschaffenen Kraft, keine weitere,
sondern, wenn ich ihm alles das entnehme, was
er von Gott hat, ist er ein Unding, und ein
Nichts. Es kommen demnach alle Verände-
rungen, alle Gedanken und Neigungen, die der
erschaffene Geist von sich ausläßt, aus der an-
erschaffenen Kraft her. Alle seine Handlungen
müssen
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vom geſunden Witze, ꝛc.
einen ewigen Urſprung habe, ſondern in der Zeit
entſtanden ſey: So iſt doch bisher die Lehre
vom wahren Urſprunge und eigentlicher Beſchaf-
fenheit des Boͤſen den Weltweiſen ein Gordia-
niſcher Knoten geweſen, den einige große Ge-
lehrte, als Leibnitz, Bayle, Wolf, Haller,
ſamt andern, aufzuloͤſen getrachtet, aber, ſo viel
man aus ihren Schriften erſiehet, noch nicht
das letzte Ziel erreichet, ſondern ein weiteres
Nachſinnen uͤbrig gelaſſen haben.
CXLIV. Da der menſchliche Verſtand beſſer
zurechte kommt, wenn er ſich Einheiten vor-
ſtellet, als wenn er unzehlbare Vielheiten mit
einmal zuſammen nimmt: So ſtelle man ſich
Gott als die eine Einheit, und die Welt als die
andere Einheit vor. Aus der ganzen Welt neh-
me man nur einen einzigen vernuͤnftigen Geiſt,
oder ſtelle ſich vor, als wenn nichts vorhanden
waͤre, als nur Gott, und ein einziger erſchaffe-
ner Geiſt. Dieſer erſchaffene Geiſt hat eben
darum, weil er erſchaffen iſt, nichts mehr, als
die Kraft, die ihm Gott gegeben. Der er-
ſchaffene Geiſt hat alſo nichts eigenes, als was
von Gott ihm zugetheilt worden. Er beſitzet,
auſſer der anerſchaffenen Kraft, keine weitere,
ſondern, wenn ich ihm alles das entnehme, was
er von Gott hat, iſt er ein Unding, und ein
Nichts. Es kommen demnach alle Veraͤnde-
rungen, alle Gedanken und Neigungen, die der
erſchaffene Geiſt von ſich auslaͤßt, aus der an-
erſchaffenen Kraft her. Alle ſeine Handlungen
muͤſſen
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[227/0235] vom geſunden Witze, ꝛc. einen ewigen Urſprung habe, ſondern in der Zeit entſtanden ſey: So iſt doch bisher die Lehre vom wahren Urſprunge und eigentlicher Beſchaf- fenheit des Boͤſen den Weltweiſen ein Gordia- niſcher Knoten geweſen, den einige große Ge- lehrte, als Leibnitz, Bayle, Wolf, Haller, ſamt andern, aufzuloͤſen getrachtet, aber, ſo viel man aus ihren Schriften erſiehet, noch nicht das letzte Ziel erreichet, ſondern ein weiteres Nachſinnen uͤbrig gelaſſen haben. CXLIV. Da der menſchliche Verſtand beſſer zurechte kommt, wenn er ſich Einheiten vor- ſtellet, als wenn er unzehlbare Vielheiten mit einmal zuſammen nimmt: So ſtelle man ſich Gott als die eine Einheit, und die Welt als die andere Einheit vor. Aus der ganzen Welt neh- me man nur einen einzigen vernuͤnftigen Geiſt, oder ſtelle ſich vor, als wenn nichts vorhanden waͤre, als nur Gott, und ein einziger erſchaffe- ner Geiſt. Dieſer erſchaffene Geiſt hat eben darum, weil er erſchaffen iſt, nichts mehr, als die Kraft, die ihm Gott gegeben. Der er- ſchaffene Geiſt hat alſo nichts eigenes, als was von Gott ihm zugetheilt worden. Er beſitzet, auſſer der anerſchaffenen Kraft, keine weitere, ſondern, wenn ich ihm alles das entnehme, was er von Gott hat, iſt er ein Unding, und ein Nichts. Es kommen demnach alle Veraͤnde- rungen, alle Gedanken und Neigungen, die der erſchaffene Geiſt von ſich auslaͤßt, aus der an- erſchaffenen Kraft her. Alle ſeine Handlungen muͤſſen P 2

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/235>, abgerufen am 25.11.2024.