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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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vom gesunden Witze, etc.
CXLI. Die Kraft, dadurch ein ewiges We-
sen ewig da ist, ist eine andere, als die Schöp-
fers-Kraft, so daß es nicht bloß dadurch ewig
da ist, weil es die Kraft hat, eine Welt zu schaf-
fen. Vielmehr ist die Kraft, dadurch es ewig
vorhanden, ehe es noch eine Welt schaffet, in
ihr höher, als die ganze Fülle der Schöpfers-
Kraft. Denn diese bringet nur endliche Wesen
hervor; dagegen zu einem ewigen Daseyn eine
unendliche und unermeßliche Kraft gehöret.
Weil nun die Schöpfers-Kraft eine andere ist,
als die Kraft der ewigen Existenz: So kann der
menschliche Verstand aus ihm selber nicht ent-
scheiden, ob zur Kraft der ewigen Existenz
auch eben erfordert werde, daß es eine Schöp-
fers-Kraft
zugleich besitze. Vielmehr würde
ein Wesen von unendlicher Kraft schon seyn,
wenn es auch nur ihm selbst zur ewigen Existenz
genug wäre, wenn es gleich nicht eine Welt
schaffen könnte. Umgekehrt ist es wol wahr,
daß ein Wesen, das allen andern Dingen das
Seyn giebt, auch zugleich ewig da seyn müsse,
weil es sonst, wenn es einmal wäre ein Nichts
gewesen, sich nicht hätte selber zu einem Wesen
machen können; aber der Schluß folgt nicht:
Welches Wesen durch seine eigene Kraft ewig
da ist, das muß nothwendig auch Geschöpfe her-
vorbringen, oder die Kraft dazu besitzen.
CXLII. Ja, da der menschliche Verstand
einen undeutlichen Begriff von derjenigen Kraft
hat, dadurch ein Wesen von ihm selber ewig da
ist:
P
vom geſunden Witze, ꝛc.
CXLI. Die Kraft, dadurch ein ewiges We-
ſen ewig da iſt, iſt eine andere, als die Schoͤp-
fers-Kraft, ſo daß es nicht bloß dadurch ewig
da iſt, weil es die Kraft hat, eine Welt zu ſchaf-
fen. Vielmehr iſt die Kraft, dadurch es ewig
vorhanden, ehe es noch eine Welt ſchaffet, in
ihr hoͤher, als die ganze Fuͤlle der Schoͤpfers-
Kraft. Denn dieſe bringet nur endliche Weſen
hervor; dagegen zu einem ewigen Daſeyn eine
unendliche und unermeßliche Kraft gehoͤret.
Weil nun die Schoͤpfers-Kraft eine andere iſt,
als die Kraft der ewigen Exiſtenz: So kann der
menſchliche Verſtand aus ihm ſelber nicht ent-
ſcheiden, ob zur Kraft der ewigen Exiſtenz
auch eben erfordert werde, daß es eine Schoͤp-
fers-Kraft
zugleich beſitze. Vielmehr wuͤrde
ein Weſen von unendlicher Kraft ſchon ſeyn,
wenn es auch nur ihm ſelbſt zur ewigen Exiſtenz
genug waͤre, wenn es gleich nicht eine Welt
ſchaffen koͤnnte. Umgekehrt iſt es wol wahr,
daß ein Weſen, das allen andern Dingen das
Seyn giebt, auch zugleich ewig da ſeyn muͤſſe,
weil es ſonſt, wenn es einmal waͤre ein Nichts
geweſen, ſich nicht haͤtte ſelber zu einem Weſen
machen koͤnnen; aber der Schluß folgt nicht:
Welches Weſen durch ſeine eigene Kraft ewig
da iſt, das muß nothwendig auch Geſchoͤpfe her-
vorbringen, oder die Kraft dazu beſitzen.
CXLII. Ja, da der menſchliche Verſtand
einen undeutlichen Begriff von derjenigen Kraft
hat, dadurch ein Weſen von ihm ſelber ewig da
iſt:
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[225/0233] vom geſunden Witze, ꝛc. CXLI. Die Kraft, dadurch ein ewiges We- ſen ewig da iſt, iſt eine andere, als die Schoͤp- fers-Kraft, ſo daß es nicht bloß dadurch ewig da iſt, weil es die Kraft hat, eine Welt zu ſchaf- fen. Vielmehr iſt die Kraft, dadurch es ewig vorhanden, ehe es noch eine Welt ſchaffet, in ihr hoͤher, als die ganze Fuͤlle der Schoͤpfers- Kraft. Denn dieſe bringet nur endliche Weſen hervor; dagegen zu einem ewigen Daſeyn eine unendliche und unermeßliche Kraft gehoͤret. Weil nun die Schoͤpfers-Kraft eine andere iſt, als die Kraft der ewigen Exiſtenz: So kann der menſchliche Verſtand aus ihm ſelber nicht ent- ſcheiden, ob zur Kraft der ewigen Exiſtenz auch eben erfordert werde, daß es eine Schoͤp- fers-Kraft zugleich beſitze. Vielmehr wuͤrde ein Weſen von unendlicher Kraft ſchon ſeyn, wenn es auch nur ihm ſelbſt zur ewigen Exiſtenz genug waͤre, wenn es gleich nicht eine Welt ſchaffen koͤnnte. Umgekehrt iſt es wol wahr, daß ein Weſen, das allen andern Dingen das Seyn giebt, auch zugleich ewig da ſeyn muͤſſe, weil es ſonſt, wenn es einmal waͤre ein Nichts geweſen, ſich nicht haͤtte ſelber zu einem Weſen machen koͤnnen; aber der Schluß folgt nicht: Welches Weſen durch ſeine eigene Kraft ewig da iſt, das muß nothwendig auch Geſchoͤpfe her- vorbringen, oder die Kraft dazu beſitzen. CXLII. Ja, da der menſchliche Verſtand einen undeutlichen Begriff von derjenigen Kraft hat, dadurch ein Weſen von ihm ſelber ewig da iſt: P

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/233>, abgerufen am 25.11.2024.