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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Zwey hundert Maximen
gen Wesens beständig gehemmet, oder endlich
gar überwältiget würde; doch könnte man nicht
sagen, daß eines gegen das andere unrecht ver-
führe. Denn beyde handelten nach ihrer ewi-
gen unveränderlichen Natur. Welches also
dem andern an Kräften überlegen wäre, es zu
überwältigen, das thäte es de iure. Aber es
wäre ein falscher Geschmack, wenn man sich so
fürchterliche Vorstellungen machen wollte, als
wenn es einen ewigen Teufel wirklich gäbe.
CXL. Wenn ein ewiges Wesen vorhanden
ist, ehe noch Geschöpfe da sind: So zeiget es
an, daß die Kraft, dadurch es von Ewigkeit ge-
wesen, und sich in ewiger Dauer erhält, eine
höhere sey, als diejenige Kraft, dadurch es sich
gegen Geschöpfe gütig erzeiget. Daher erken-
net der menschliche Verstand nicht deutlich, ob
die moralische Gütigkeit eines Wesens eben
nothwendig zu der Kraft gehöre, dadurch es ewig
da ist; mithin scheinet es an sich nicht unmög-
lich, daß ein Wesen könnte durch eine ewige ei-
gene Kraft existiren, wenn es gleich gegen andere
Wesen keine gütige Zuneigung hätte. Eben
daher kann der bloße menschliche Verstand nicht
entscheiden, ob die in einem Wesen herrschende
Feindseligkeit gegen andere Wesen ein Hinder-
niß sey, daß es nicht könne ewig da seyn; da
doch ein ewig Wesen vorhanden, das in sich
von Ewigkeit durch seine Dauers-Kraft gelebet,
ehe noch Geschöpfe vorhanden gewesen, denen
es Güte erzeigen können.
CXLI.
Zwey hundert Maximen
gen Weſens beſtaͤndig gehemmet, oder endlich
gar uͤberwaͤltiget wuͤrde; doch koͤnnte man nicht
ſagen, daß eines gegen das andere unrecht ver-
fuͤhre. Denn beyde handelten nach ihrer ewi-
gen unveraͤnderlichen Natur. Welches alſo
dem andern an Kraͤften uͤberlegen waͤre, es zu
uͤberwaͤltigen, das thaͤte es de iure. Aber es
waͤre ein falſcher Geſchmack, wenn man ſich ſo
fuͤrchterliche Vorſtellungen machen wollte, als
wenn es einen ewigen Teufel wirklich gaͤbe.
CXL. Wenn ein ewiges Weſen vorhanden
iſt, ehe noch Geſchoͤpfe da ſind: So zeiget es
an, daß die Kraft, dadurch es von Ewigkeit ge-
weſen, und ſich in ewiger Dauer erhaͤlt, eine
hoͤhere ſey, als diejenige Kraft, dadurch es ſich
gegen Geſchoͤpfe guͤtig erzeiget. Daher erken-
net der menſchliche Verſtand nicht deutlich, ob
die moraliſche Guͤtigkeit eines Weſens eben
nothwendig zu der Kraft gehoͤre, dadurch es ewig
da iſt; mithin ſcheinet es an ſich nicht unmoͤg-
lich, daß ein Weſen koͤnnte durch eine ewige ei-
gene Kraft exiſtiren, wenn es gleich gegen andere
Weſen keine guͤtige Zuneigung haͤtte. Eben
daher kann der bloße menſchliche Verſtand nicht
entſcheiden, ob die in einem Weſen herrſchende
Feindſeligkeit gegen andere Weſen ein Hinder-
niß ſey, daß es nicht koͤnne ewig da ſeyn; da
doch ein ewig Weſen vorhanden, das in ſich
von Ewigkeit durch ſeine Dauers-Kraft gelebet,
ehe noch Geſchoͤpfe vorhanden geweſen, denen
es Guͤte erzeigen koͤnnen.
CXLI.
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[224/0232] Zwey hundert Maximen gen Weſens beſtaͤndig gehemmet, oder endlich gar uͤberwaͤltiget wuͤrde; doch koͤnnte man nicht ſagen, daß eines gegen das andere unrecht ver- fuͤhre. Denn beyde handelten nach ihrer ewi- gen unveraͤnderlichen Natur. Welches alſo dem andern an Kraͤften uͤberlegen waͤre, es zu uͤberwaͤltigen, das thaͤte es de iure. Aber es waͤre ein falſcher Geſchmack, wenn man ſich ſo fuͤrchterliche Vorſtellungen machen wollte, als wenn es einen ewigen Teufel wirklich gaͤbe. CXL. Wenn ein ewiges Weſen vorhanden iſt, ehe noch Geſchoͤpfe da ſind: So zeiget es an, daß die Kraft, dadurch es von Ewigkeit ge- weſen, und ſich in ewiger Dauer erhaͤlt, eine hoͤhere ſey, als diejenige Kraft, dadurch es ſich gegen Geſchoͤpfe guͤtig erzeiget. Daher erken- net der menſchliche Verſtand nicht deutlich, ob die moraliſche Guͤtigkeit eines Weſens eben nothwendig zu der Kraft gehoͤre, dadurch es ewig da iſt; mithin ſcheinet es an ſich nicht unmoͤg- lich, daß ein Weſen koͤnnte durch eine ewige ei- gene Kraft exiſtiren, wenn es gleich gegen andere Weſen keine guͤtige Zuneigung haͤtte. Eben daher kann der bloße menſchliche Verſtand nicht entſcheiden, ob die in einem Weſen herrſchende Feindſeligkeit gegen andere Weſen ein Hinder- niß ſey, daß es nicht koͤnne ewig da ſeyn; da doch ein ewig Weſen vorhanden, das in ſich von Ewigkeit durch ſeine Dauers-Kraft gelebet, ehe noch Geſchoͤpfe vorhanden geweſen, denen es Guͤte erzeigen koͤnnen. CXLI.

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/232>, abgerufen am 25.11.2024.