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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Zwey hundert Maximen
rungen von Juwelen, und dergleichen, haben
auch ihren eigenen gusto, der doch oft auf die
Mode ankömmt; und weil die Moden von An-
beginn der Welt fast unendlich differiren: So
ist auch der gusto hierinn fast unzehligen Verän-
derungen
unterworfen.
XCVI. Doch ist es wol bey der Kleider-
Tracht
ein verderbter Geschmack, wenn er
nach großer Eitelkeit und zu Reizung der Geil-
heit eingerichtet; der Bücher-Geschmack ist
verderbt, wenn einer mehr auf atheistische,
schwärmerische, ketzerische und geile Schriften,
als auf solide, hält. Der Meublirungs-Ge-
schmack
ist verderbt, wenn einer über seinen
Stand, oder in kostbaren Baggatellen, gros-
sen Aufwand machet.
XCVII. Der gute Geschmack bey den Hand-
werken
ist meistens zunftmäßig. Denn was
als ein Meisterstück von Kennern gelobet wird,
darf niemand leicht tadeln.
XCVIII. Es giebt auch unter den Bauren
Leute von Witz und gutem Geschmacke, son-
derlich in Haushaltungs-Sachen und Ackerbau.
XCIX. Für Unglückselige ist der beste Ge-
schmack,
wenn sie in ihrem Elende, sonderlich
da sie in unverschuldete Fatalitäten gerathen,
gelassen, geduldig und großmüthig sind. Wer
sich aber durch sein widrig Schicksal überwäl-
tigen lässet,
zeiget damit an, daß er von dem,
denen Menschen so heilsamen, Creuze noch we-
nig Geschmack
bekommen habe.
C. Ein
Zwey hundert Maximen
rungen von Juwelen, und dergleichen, haben
auch ihren eigenen guſto, der doch oft auf die
Mode ankoͤmmt; und weil die Moden von An-
beginn der Welt faſt unendlich differiren: So
iſt auch der guſto hierinn faſt unzehligen Veraͤn-
derungen
unterworfen.
XCVI. Doch iſt es wol bey der Kleider-
Tracht
ein verderbter Geſchmack, wenn er
nach großer Eitelkeit und zu Reizung der Geil-
heit eingerichtet; der Buͤcher-Geſchmack iſt
verderbt, wenn einer mehr auf atheiſtiſche,
ſchwaͤrmeriſche, ketzeriſche und geile Schriften,
als auf ſolide, haͤlt. Der Meublirungs-Ge-
ſchmack
iſt verderbt, wenn einer uͤber ſeinen
Stand, oder in koſtbaren Baggatellen, groſ-
ſen Aufwand machet.
XCVII. Der gute Geſchmack bey den Hand-
werken
iſt meiſtens zunftmaͤßig. Denn was
als ein Meiſterſtuͤck von Kennern gelobet wird,
darf niemand leicht tadeln.
XCVIII. Es giebt auch unter den Bauren
Leute von Witz und gutem Geſchmacke, ſon-
derlich in Haushaltungs-Sachen und Ackerbau.
XCIX. Fuͤr Ungluͤckſelige iſt der beſte Ge-
ſchmack,
wenn ſie in ihrem Elende, ſonderlich
da ſie in unverſchuldete Fatalitaͤten gerathen,
gelaſſen, geduldig und großmuͤthig ſind. Wer
ſich aber durch ſein widrig Schickſal uͤberwaͤl-
tigen laͤſſet,
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nig Geſchmack
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C. Ein
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[210/0218] Zwey hundert Maximen rungen von Juwelen, und dergleichen, haben auch ihren eigenen guſto, der doch oft auf die Mode ankoͤmmt; und weil die Moden von An- beginn der Welt faſt unendlich differiren: So iſt auch der guſto hierinn faſt unzehligen Veraͤn- derungen unterworfen. XCVI. Doch iſt es wol bey der Kleider- Tracht ein verderbter Geſchmack, wenn er nach großer Eitelkeit und zu Reizung der Geil- heit eingerichtet; der Buͤcher-Geſchmack iſt verderbt, wenn einer mehr auf atheiſtiſche, ſchwaͤrmeriſche, ketzeriſche und geile Schriften, als auf ſolide, haͤlt. Der Meublirungs-Ge- ſchmack iſt verderbt, wenn einer uͤber ſeinen Stand, oder in koſtbaren Baggatellen, groſ- ſen Aufwand machet. XCVII. Der gute Geſchmack bey den Hand- werken iſt meiſtens zunftmaͤßig. Denn was als ein Meiſterſtuͤck von Kennern gelobet wird, darf niemand leicht tadeln. XCVIII. Es giebt auch unter den Bauren Leute von Witz und gutem Geſchmacke, ſon- derlich in Haushaltungs-Sachen und Ackerbau. XCIX. Fuͤr Ungluͤckſelige iſt der beſte Ge- ſchmack, wenn ſie in ihrem Elende, ſonderlich da ſie in unverſchuldete Fatalitaͤten gerathen, gelaſſen, geduldig und großmuͤthig ſind. Wer ſich aber durch ſein widrig Schickſal uͤberwaͤl- tigen laͤſſet, zeiget damit an, daß er von dem, denen Menſchen ſo heilſamen, Creuze noch we- nig Geſchmack bekommen habe. C. Ein

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/218>, abgerufen am 25.11.2024.