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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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vom gesunden Witze, etc.
der zeiget seinen guten Geschmack an, wenn er
einen Pantomimen natürlich ausdrücken kann;
aber z. E. einem Geistlichen würde nicht wohl
anstehen, Opern oder Comödien zu schreiben.
XCIII. Der poetische gute Geschmack dif-
feriret ebenfalls nach den unterschiedlichen Arten
von Gedichten. Man muß einem Epischen
Gedichte
eine andere Tour geben, als z. E. ei-
nem Schäfer-Gedichte, oder Hochzeit-Car-
mini,
oder Trauer-Ode. Weil aber bald eine
Schrift im Druck erscheinen dürfte, unter dem
Titel: Regeln der Reimschmiederey und krie-
chenden Poesie;
da man nur per inuersionem
auf das Schöne und Wunderbare in der Poe-
sie
schliessen kann: So werde mich bey dem poe-
tischen Geschmacke
nicht weiter aufhalten. Die
nachstehenden vier und zwanzig Couverts wer-
den auch einige Erläuterung des poetischen bon
sens
geben.
XCIV. Der gute Geschmack in den Kün-
sten der Malerey, Bildhauer-Kunst und Kupfer-
stechen bestehet in der Gleichförmigkeit der Ab-
drücke mit ihren Originalien, und in den Regeln
des Ebenmaßes. Jst nun das Urbild schön und
regelmäßig: So wird auch eine natürliche Ab-
schilderung desselben in die Augen fallen, und
nach eines gusto seyn. Es haben aber alle diese
Künste ihre besondere Regeln, die hieher nicht
gehören.
XCV. Die übrigen Künste, als geschickte
Maschinen, Uhrwerke, Glockenspiele, Auszie-
run-
O
vom geſunden Witze, ꝛc.
der zeiget ſeinen guten Geſchmack an, wenn er
einen Pantomimen natuͤrlich ausdruͤcken kann;
aber z. E. einem Geiſtlichen wuͤrde nicht wohl
anſtehen, Opern oder Comoͤdien zu ſchreiben.
XCIII. Der poetiſche gute Geſchmack dif-
feriret ebenfalls nach den unterſchiedlichen Arten
von Gedichten. Man muß einem Epiſchen
Gedichte
eine andere Tour geben, als z. E. ei-
nem Schaͤfer-Gedichte, oder Hochzeit-Car-
mini,
oder Trauer-Ode. Weil aber bald eine
Schrift im Druck erſcheinen duͤrfte, unter dem
Titel: Regeln der Reimſchmiederey und krie-
chenden Poeſie;
da man nur per inuerſionem
auf das Schoͤne und Wunderbare in der Poe-
ſie
ſchlieſſen kann: So werde mich bey dem poe-
tiſchen Geſchmacke
nicht weiter aufhalten. Die
nachſtehenden vier und zwanzig Couverts wer-
den auch einige Erlaͤuterung des poetiſchen bon
ſens
geben.
XCIV. Der gute Geſchmack in den Kuͤn-
ſten der Malerey, Bildhauer-Kunſt und Kupfer-
ſtechen beſtehet in der Gleichfoͤrmigkeit der Ab-
druͤcke mit ihren Originalien, und in den Regeln
des Ebenmaßes. Jſt nun das Urbild ſchoͤn und
regelmaͤßig: So wird auch eine natuͤrliche Ab-
ſchilderung deſſelben in die Augen fallen, und
nach eines guſto ſeyn. Es haben aber alle dieſe
Kuͤnſte ihre beſondere Regeln, die hieher nicht
gehoͤren.
XCV. Die uͤbrigen Kuͤnſte, als geſchickte
Maſchinen, Uhrwerke, Glockenſpiele, Auszie-
run-
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[209/0217] vom geſunden Witze, ꝛc. der zeiget ſeinen guten Geſchmack an, wenn er einen Pantomimen natuͤrlich ausdruͤcken kann; aber z. E. einem Geiſtlichen wuͤrde nicht wohl anſtehen, Opern oder Comoͤdien zu ſchreiben. XCIII. Der poetiſche gute Geſchmack dif- feriret ebenfalls nach den unterſchiedlichen Arten von Gedichten. Man muß einem Epiſchen Gedichte eine andere Tour geben, als z. E. ei- nem Schaͤfer-Gedichte, oder Hochzeit-Car- mini, oder Trauer-Ode. Weil aber bald eine Schrift im Druck erſcheinen duͤrfte, unter dem Titel: Regeln der Reimſchmiederey und krie- chenden Poeſie; da man nur per inuerſionem auf das Schoͤne und Wunderbare in der Poe- ſie ſchlieſſen kann: So werde mich bey dem poe- tiſchen Geſchmacke nicht weiter aufhalten. Die nachſtehenden vier und zwanzig Couverts wer- den auch einige Erlaͤuterung des poetiſchen bon ſens geben. XCIV. Der gute Geſchmack in den Kuͤn- ſten der Malerey, Bildhauer-Kunſt und Kupfer- ſtechen beſtehet in der Gleichfoͤrmigkeit der Ab- druͤcke mit ihren Originalien, und in den Regeln des Ebenmaßes. Jſt nun das Urbild ſchoͤn und regelmaͤßig: So wird auch eine natuͤrliche Ab- ſchilderung deſſelben in die Augen fallen, und nach eines guſto ſeyn. Es haben aber alle dieſe Kuͤnſte ihre beſondere Regeln, die hieher nicht gehoͤren. XCV. Die uͤbrigen Kuͤnſte, als geſchickte Maſchinen, Uhrwerke, Glockenſpiele, Auszie- run- O

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/217>, abgerufen am 24.11.2024.