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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Poetische Meisterstücke.
Blasen die Backen; strotzen den Ranz;
Denk'n, sinds selber gar und ganz.
Hochmuth und Geiz sind von den Dingen,
Die jedermann in Abscheu bringen.
Ein jeder des Hoffärt'gen lacht,
Ob er gleich wird von ihm veracht.
Drum Demuth ist ein zierlich Tugend,
Schmückt Mann und Weib, Alt'r und Jugend,
Jch mich derselben auch befleiß,
Verdien damit auch Ehr und Preis.
Obwoln Kayserlich Majestät
Mir unverdient die Gnade thät,
Macht mich durch ein Palatinus
Zus Römischen Reichs Notarius.
Bin auch ein künstlich Advocat,
Dien meinem Nächsten früh und spat,
Darf frey bey hiesiger Canzeley
Rechts-Sachen führen ohne Scheu,
Jst manchem Kautzen nicht vergönnt,
Ob er sich gleich die Schuh abrennt.
Doch diese Ehren mannigfalt
Verhindern mich in keiner Gestalt,
Daß ich nicht Demuth lieben sollt.
Denn was bey Erzen ist das Gold,
Das ist die Tugend der Demuth,
Schad niemand, ist zu vielen gut.
Deswegen, wie ich hab verstahn,
Daß an der Thüre wär ein Mann,
Ließ ich ihn alsobald hertreten.
Er kam mit zierlichen Geberden,
Sah aus, als wie ein geistlich Ritter,
Es war der Grab- und Hochzeit-Bitter,
Sprach zu mir mit männlicher Stimm:
Mein Herr Notarius, vernimm,
Wie ich anitzt bin hergesandt
Von Braut und Bräut'gam, wohlbekannt,
Bitten sich aus seine Beywohnung,
Wenn man sie führet zur Trauung;
Darnach
Poetiſche Meiſterſtuͤcke.
Blaſen die Backen; ſtrotzen den Ranz;
Denk’n, ſinds ſelber gar und ganz.
Hochmuth und Geiz ſind von den Dingen,
Die jedermann in Abſcheu bringen.
Ein jeder des Hoffaͤrt’gen lacht,
Ob er gleich wird von ihm veracht.
Drum Demuth iſt ein zierlich Tugend,
Schmuͤckt Mann und Weib, Alt’r und Jugend,
Jch mich derſelben auch befleiß,
Verdien damit auch Ehr und Preis.
Obwoln Kayſerlich Majeſtaͤt
Mir unverdient die Gnade thaͤt,
Macht mich durch ein Palatinus
Zus Roͤmiſchen Reichs Notarius.
Bin auch ein kuͤnſtlich Advocat,
Dien meinem Naͤchſten fruͤh und ſpat,
Darf frey bey hieſiger Canzeley
Rechts-Sachen fuͤhren ohne Scheu,
Jſt manchem Kautzen nicht vergoͤnnt,
Ob er ſich gleich die Schuh abrennt.
Doch dieſe Ehren mannigfalt
Verhindern mich in keiner Geſtalt,
Daß ich nicht Demuth lieben ſollt.
Denn was bey Erzen iſt das Gold,
Das iſt die Tugend der Demuth,
Schad niemand, iſt zu vielen gut.
Deswegen, wie ich hab verſtahn,
Daß an der Thuͤre waͤr ein Mann,
Ließ ich ihn alſobald hertreten.
Er kam mit zierlichen Geberden,
Sah aus, als wie ein geiſtlich Ritter,
Es war der Grab- und Hochzeit-Bitter,
Sprach zu mir mit maͤnnlicher Stimm:
Mein Herr Notarius, vernimm,
Wie ich anitzt bin hergeſandt
Von Braut und Braͤut’gam, wohlbekannt,
Bitten ſich aus ſeine Beywohnung,
Wenn man ſie fuͤhret zur Trauung;
Darnach
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[171/0179] Poetiſche Meiſterſtuͤcke. Blaſen die Backen; ſtrotzen den Ranz; Denk’n, ſinds ſelber gar und ganz. Hochmuth und Geiz ſind von den Dingen, Die jedermann in Abſcheu bringen. Ein jeder des Hoffaͤrt’gen lacht, Ob er gleich wird von ihm veracht. Drum Demuth iſt ein zierlich Tugend, Schmuͤckt Mann und Weib, Alt’r und Jugend, Jch mich derſelben auch befleiß, Verdien damit auch Ehr und Preis. Obwoln Kayſerlich Majeſtaͤt Mir unverdient die Gnade thaͤt, Macht mich durch ein Palatinus Zus Roͤmiſchen Reichs Notarius. Bin auch ein kuͤnſtlich Advocat, Dien meinem Naͤchſten fruͤh und ſpat, Darf frey bey hieſiger Canzeley Rechts-Sachen fuͤhren ohne Scheu, Jſt manchem Kautzen nicht vergoͤnnt, Ob er ſich gleich die Schuh abrennt. Doch dieſe Ehren mannigfalt Verhindern mich in keiner Geſtalt, Daß ich nicht Demuth lieben ſollt. Denn was bey Erzen iſt das Gold, Das iſt die Tugend der Demuth, Schad niemand, iſt zu vielen gut. Deswegen, wie ich hab verſtahn, Daß an der Thuͤre waͤr ein Mann, Ließ ich ihn alſobald hertreten. Er kam mit zierlichen Geberden, Sah aus, als wie ein geiſtlich Ritter, Es war der Grab- und Hochzeit-Bitter, Sprach zu mir mit maͤnnlicher Stimm: Mein Herr Notarius, vernimm, Wie ich anitzt bin hergeſandt Von Braut und Braͤut’gam, wohlbekannt, Bitten ſich aus ſeine Beywohnung, Wenn man ſie fuͤhret zur Trauung; Darnach

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/179>, abgerufen am 24.11.2024.