Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.vor der erhabenen Dichterey. ein poetischer Goliath oder Riese gegen unsauftrete, und einen von uns heraus fordere; da ich denn vielleicht Herz genug habe, auf etliche Schleuder-Steine, weil ich ihm sonst nicht an den Kopf würde kommen können, es mit ihm anzunehmen. So wird auch wol nach mir ein anderer kommen, der größer ist, als ich, und dessen Schuh-Riemen ich aufzulösen nicht wür- dig bin. Denn unsere Froschmäusler-Gesell- schaft gehet stark darauf um, etliche wichtige Deserteurs von der Gegen-Partie aufzufan- gen, oder auch einige poetische Helden, als Hn. Pr. G .. und Hn. D. Kn .. möglich- sten Fleisses zu persuadiren, in unsere Gesellschaft überzutreten. Daher will ich zwar nicht victo- riam ante triumphum singen; aber doch auch nicht, vor Anfang der Schlacht, die Fahnen weggeben, als ob ich mich besorgte, daß mir solche mögten genommen werden. § 7. Doch da ich hin und her gesonnen, ob sicher
vor der erhabenen Dichterey. ein poetiſcher Goliath oder Rieſe gegen unsauftrete, und einen von uns heraus fordere; da ich denn vielleicht Herz genug habe, auf etliche Schleuder-Steine, weil ich ihm ſonſt nicht an den Kopf wuͤrde kommen koͤnnen, es mit ihm anzunehmen. So wird auch wol nach mir ein anderer kommen, der groͤßer iſt, als ich, und deſſen Schuh-Riemen ich aufzuloͤſen nicht wuͤr- dig bin. Denn unſere Froſchmaͤusler-Geſell- ſchaft gehet ſtark darauf um, etliche wichtige Deſerteurs von der Gegen-Partie aufzufan- gen, oder auch einige poetiſche Helden, als Hn. Pr. G .. und Hn. D. Kn .. moͤglich- ſten Fleiſſes zu perſuadiren, in unſere Geſellſchaft uͤberzutreten. Daher will ich zwar nicht victo- riam ante triumphum ſingen; aber doch auch nicht, vor Anfang der Schlacht, die Fahnen weggeben, als ob ich mich beſorgte, daß mir ſolche moͤgten genommen werden. § 7. Doch da ich hin und her geſonnen, ob ſicher
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vor der erhabenen Dichterey.
ein poetiſcher Goliath oder Rieſe gegen uns
auftrete, und einen von uns heraus fordere; da
ich denn vielleicht Herz genug habe, auf etliche
Schleuder-Steine, weil ich ihm ſonſt nicht an
den Kopf wuͤrde kommen koͤnnen, es mit ihm
anzunehmen. So wird auch wol nach mir ein
anderer kommen, der groͤßer iſt, als ich, und
deſſen Schuh-Riemen ich aufzuloͤſen nicht wuͤr-
dig bin. Denn unſere Froſchmaͤusler-Geſell-
ſchaft gehet ſtark darauf um, etliche wichtige
Deſerteurs von der Gegen-Partie aufzufan-
gen, oder auch einige poetiſche Helden, als
Hn. Pr. G .. und Hn. D. Kn .. moͤglich-
ſten Fleiſſes zu perſuadiren, in unſere Geſellſchaft
uͤberzutreten. Daher will ich zwar nicht victo-
riam ante triumphum ſingen; aber doch auch
nicht, vor Anfang der Schlacht, die Fahnen
weggeben, als ob ich mich beſorgte, daß mir
ſolche moͤgten genommen werden.
§ 7. Doch da ich hin und her geſonnen, ob
denn gar kein Mittel ſey, mit denen erhabenen
Poeten, wo nicht in ein gutes Vernehmen und
voͤlliges Verſtaͤndniß zu kommen, doch wenig-
ſtens einen Waffen-Stillſtand zu treffen, und
dadurch zu verhuͤten, daß ſie nicht etwa, da un-
ſere Schlacht-Ordnung noch nicht recht regulirt
iſt, uns uͤberfallen, und unter die Fuͤße bringen:
So ſind mir drey Mittel eingefallen, damit
wir als ehrliche Buͤrger neben einander wohnen,
und unſere Sache ohne Schwerdtſtreich aus-
fuͤhren, mithin jeder in ſeinem Gebiete ruhig und
ſicher
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