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Pfizer, Gustav: Die deutsche Einheit und der Preußenhaß. Stuttgart, 1849.

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Friedrichs II. geschützt wurde! -- und selbst von den sich liberal und
patriotisch Dünkenden neigen nicht Wenige hinüber zur Heimath Metter-
nichs
und Abels, an deren Stelle jetzt Schwarzenberg und Schmer-
ling
und von der Pfordten, die Helden der diplomatischen Doppel-
züngigkeit und der Reisläufer des Partikularismus, getreten sind! Vom
Preußenhaß geblendet übersieht oder verzeiht man, daß Oestreich sich
als seinem Retter und Beschützer Rußland in die Arme geworfen,
russischen Heeren sein Reich geöffnet, seine Unterthanen preis gegeben
hat! und endlich gibt es, trotz der Unterdrückung und dem des Anfangs
würdigen schmachvollen Ende des Aufruhrs in Baden, so wie in der
Pfalz, noch immer Leute, die von einer südwestdeutschen Republik
träumen -- etwa unter dem Protektorat der freilich jetzt nicht sonder-
lich empfehlenswerthen französischen Republik. Oder wenn man in den
jetzigen Zeitläuften das Wort "Republik" scheut, spricht man von einem
südwestdeutschen Bunde von Württemberg, Baiern und was sich etwa
noch dazu gewinnen lassen mag. Dieser Bund soll Oestreich und Preu-
ßen Trotz bieten und die deutsche Freiheit retten, mag aus der Ein-
heit werden, was da will!

Wenn man die Freiheit der Einheit Deutschlands vor-
zieht, so ist das meinetwegen Geschmackssache; aber zu glauben,
ein kleiner Theil Deutschlands, am Ende Württemberg allein,
könne in einer völlig selbstständigen und unabhängigen Stellung den
Schatz der Freiheit, die Edelsteine der Grundrechte retten, das ist der
Gipfel des politischen Unverstandes. Und wenn man die Rettung und
Gewährleistung dieser Freiheit beim Ausland, bei Frankreich
sucht, überhaupt wenn man zur Lösung, oder vielmehr zur Ver-
wirrung
der deutschen Frage, zur Vereitlung der gerechtesten Wünsche
nach Einheit und Freiheit, die Fremden herbeizieht, sich in diesem
Sinne auf die Verträge von 1815 beruft, so tritt zum Unverstand noch
der Verrath am Vaterland hinzu. Denn Verrath ist es, zur Entschei-
dung innerer Angelegenheiten eines Landes Fremde herbeirufen, die
sicherlich nicht von Großmuth zu solcher Einmischung getrieben werden.

Wenn Württemberg sich dem zehnmal größeren Preußen nicht
unterordnen will, soll es sich dem an Größe es dreimal übertreffenden
Baiern unterordnen wollen? Das wäre ein unbegreiflicher Widerspruch.
Oder glaubt es, sich Baiern gleich stellen zu können? So wird es
Baiern wenigstens später gewiß nicht meinen! Was aber eine bai-
rische Hegemonie Lockendes haben solle, ist schwer einzusehen; denn sie
böte nur das etwa Unbequeme, ohne die Vortheile, den Schutz der
Hegemonie eines mächtigen Staates.

Friedrichs II. geſchützt wurde! — und ſelbſt von den ſich liberal und
patriotiſch Dünkenden neigen nicht Wenige hinüber zur Heimath Metter-
nichs
und Abels, an deren Stelle jetzt Schwarzenberg und Schmer-
ling
und von der Pfordten, die Helden der diplomatiſchen Doppel-
züngigkeit und der Reisläufer des Partikularismus, getreten ſind! Vom
Preußenhaß geblendet überſieht oder verzeiht man, daß Oeſtreich ſich
als ſeinem Retter und Beſchützer Rußland in die Arme geworfen,
ruſſiſchen Heeren ſein Reich geöffnet, ſeine Unterthanen preis gegeben
hat! und endlich gibt es, trotz der Unterdrückung und dem des Anfangs
würdigen ſchmachvollen Ende des Aufruhrs in Baden, ſo wie in der
Pfalz, noch immer Leute, die von einer ſüdweſtdeutſchen Republik
träumen — etwa unter dem Protektorat der freilich jetzt nicht ſonder-
lich empfehlenswerthen franzöſiſchen Republik. Oder wenn man in den
jetzigen Zeitläuften das Wort „Republik“ ſcheut, ſpricht man von einem
ſüdweſtdeutſchen Bunde von Württemberg, Baiern und was ſich etwa
noch dazu gewinnen laſſen mag. Dieſer Bund ſoll Oeſtreich und Preu-
ßen Trotz bieten und die deutſche Freiheit retten, mag aus der Ein-
heit werden, was da will!

Wenn man die Freiheit der Einheit Deutſchlands vor-
zieht, ſo iſt das meinetwegen Geſchmacksſache; aber zu glauben,
ein kleiner Theil Deutſchlands, am Ende Württemberg allein,
könne in einer völlig ſelbſtſtändigen und unabhängigen Stellung den
Schatz der Freiheit, die Edelſteine der Grundrechte retten, das iſt der
Gipfel des politiſchen Unverſtandes. Und wenn man die Rettung und
Gewährleiſtung dieſer Freiheit beim Ausland, bei Frankreich
ſucht, überhaupt wenn man zur Löſung, oder vielmehr zur Ver-
wirrung
der deutſchen Frage, zur Vereitlung der gerechteſten Wünſche
nach Einheit und Freiheit, die Fremden herbeizieht, ſich in dieſem
Sinne auf die Verträge von 1815 beruft, ſo tritt zum Unverſtand noch
der Verrath am Vaterland hinzu. Denn Verrath iſt es, zur Entſchei-
dung innerer Angelegenheiten eines Landes Fremde herbeirufen, die
ſicherlich nicht von Großmuth zu ſolcher Einmiſchung getrieben werden.

Wenn Württemberg ſich dem zehnmal größeren Preußen nicht
unterordnen will, ſoll es ſich dem an Größe es dreimal übertreffenden
Baiern unterordnen wollen? Das wäre ein unbegreiflicher Widerſpruch.
Oder glaubt es, ſich Baiern gleich ſtellen zu können? So wird es
Baiern wenigſtens ſpäter gewiß nicht meinen! Was aber eine bai-
riſche Hegemonie Lockendes haben ſolle, iſt ſchwer einzuſehen; denn ſie
böte nur das etwa Unbequeme, ohne die Vortheile, den Schutz der
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Zitationshilfe: Pfizer, Gustav: Die deutsche Einheit und der Preußenhaß. Stuttgart, 1849, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfizer_einheit_1849/20>, abgerufen am 22.11.2024.