Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.zurückgeschlagenen Landauer gespannt, und vier Diener in orientalischer Tracht liefen neben dem Wagen her. Die Herren gewahrten kaum meinen Zug, als sie anhalten ließen und einen der Diener mir entgegen sandten; vermuthlich wollten sie sogleich wissen, durch welchen Zufall eine einzelne Europäerin in diese Gegend verschlagen wurde. Mein Diener, der die Briefe an Herrn Hamilton schon in Händen hatte, eilte sogleich zu diesem hin und übergab sie. Herr Hamilton las sie flüchtig durch, stieg augenblicklich aus, kam auf mich zu und empfing mich sehr herzlich. Meine schlechten, von der Sonne gebleichten Kleider waren ihm kein Anstoß, und er achtete mich nicht gering, weil ich ohne viel Gepäck und ohne Dienerschaft kam. Er führte mich selbst in den für Fremde bestimmten Bongolo, wies mir mehrere Zimmer an und verweilte so lange, bis er gesehen, daß die Diener für alle Bequemlichkeiten genau und ordentlich gesorgt hatten. Nachdem er mir noch einen ausschließlich für mich bestimmten Diener vorgestellt und Wache vor den Bongolo, den ich allein bewohnte, beordert hatte, empfahl er sich, indem er mir versprach, mich in einer Stunde zu Tische abholen zu lassen. Bei solchen Gelegenheiten fiel mir jederzeit der liebenswürdige österreichische Minister in Rio de Janeiro ein. Der Palast des Residenten, kaum einige hundert Schritte von dem Bongolo entfernt, ist ein wunderherrliches Gebäude in echt italienischem Style von großen Quadersteinen gebaut. Breite Treppen führen von außen zurückgeschlagenen Landauer gespannt, und vier Diener in orientalischer Tracht liefen neben dem Wagen her. Die Herren gewahrten kaum meinen Zug, als sie anhalten ließen und einen der Diener mir entgegen sandten; vermuthlich wollten sie sogleich wissen, durch welchen Zufall eine einzelne Europäerin in diese Gegend verschlagen wurde. Mein Diener, der die Briefe an Herrn Hamilton schon in Händen hatte, eilte sogleich zu diesem hin und übergab sie. Herr Hamilton las sie flüchtig durch, stieg augenblicklich aus, kam auf mich zu und empfing mich sehr herzlich. Meine schlechten, von der Sonne gebleichten Kleider waren ihm kein Anstoß, und er achtete mich nicht gering, weil ich ohne viel Gepäck und ohne Dienerschaft kam. Er führte mich selbst in den für Fremde bestimmten Bongolo, wies mir mehrere Zimmer an und verweilte so lange, bis er gesehen, daß die Diener für alle Bequemlichkeiten genau und ordentlich gesorgt hatten. Nachdem er mir noch einen ausschließlich für mich bestimmten Diener vorgestellt und Wache vor den Bongolo, den ich allein bewohnte, beordert hatte, empfahl er sich, indem er mir versprach, mich in einer Stunde zu Tische abholen zu lassen. Bei solchen Gelegenheiten fiel mir jederzeit der liebenswürdige österreichische Minister in Rio de Janeiro ein. Der Palast des Residenten, kaum einige hundert Schritte von dem Bongolo entfernt, ist ein wunderherrliches Gebäude in echt italienischem Style von großen Quadersteinen gebaut. Breite Treppen führen von außen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> zurückgeschlagenen Landauer gespannt, und vier Diener in orientalischer Tracht liefen neben dem Wagen her.</p> <p>Die Herren gewahrten kaum meinen Zug, als sie anhalten ließen und einen der Diener mir entgegen sandten; vermuthlich wollten sie sogleich wissen, durch welchen Zufall eine einzelne Europäerin in diese Gegend verschlagen wurde. Mein Diener, der die Briefe an Herrn <hi rendition="#aq">Hamilton</hi> schon in Händen hatte, eilte sogleich zu diesem hin und übergab sie. Herr <hi rendition="#aq">Hamilton</hi> las sie flüchtig durch, stieg augenblicklich aus, kam auf mich zu und empfing mich sehr herzlich. Meine <hi rendition="#aq">schlechten</hi>, von der Sonne gebleichten <hi rendition="#aq">Kleider</hi> waren ihm kein Anstoß, und er achtete mich nicht gering, weil ich <hi rendition="#aq">ohne viel Gepäck</hi> und <hi rendition="#aq">ohne Dienerschaft</hi> kam.</p> <p>Er führte mich selbst in den für Fremde bestimmten Bongolo, wies mir mehrere Zimmer an und verweilte so lange, bis er gesehen, daß die Diener für alle Bequemlichkeiten genau und ordentlich gesorgt hatten. Nachdem er mir noch einen ausschließlich für mich bestimmten Diener vorgestellt und Wache vor den Bongolo, den ich allein bewohnte, beordert hatte, empfahl er sich, indem er mir versprach, mich in einer Stunde zu Tische abholen zu lassen.</p> <p>Bei solchen Gelegenheiten fiel mir jederzeit der liebenswürdige österreichische Minister in <hi rendition="#aq">Rio de Janeiro</hi> ein.</p> <p>Der Palast des Residenten, kaum einige hundert Schritte von dem Bongolo entfernt, ist ein wunderherrliches Gebäude in echt italienischem Style von großen Quadersteinen gebaut. Breite Treppen führen von außen </p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0050]
zurückgeschlagenen Landauer gespannt, und vier Diener in orientalischer Tracht liefen neben dem Wagen her.
Die Herren gewahrten kaum meinen Zug, als sie anhalten ließen und einen der Diener mir entgegen sandten; vermuthlich wollten sie sogleich wissen, durch welchen Zufall eine einzelne Europäerin in diese Gegend verschlagen wurde. Mein Diener, der die Briefe an Herrn Hamilton schon in Händen hatte, eilte sogleich zu diesem hin und übergab sie. Herr Hamilton las sie flüchtig durch, stieg augenblicklich aus, kam auf mich zu und empfing mich sehr herzlich. Meine schlechten, von der Sonne gebleichten Kleider waren ihm kein Anstoß, und er achtete mich nicht gering, weil ich ohne viel Gepäck und ohne Dienerschaft kam.
Er führte mich selbst in den für Fremde bestimmten Bongolo, wies mir mehrere Zimmer an und verweilte so lange, bis er gesehen, daß die Diener für alle Bequemlichkeiten genau und ordentlich gesorgt hatten. Nachdem er mir noch einen ausschließlich für mich bestimmten Diener vorgestellt und Wache vor den Bongolo, den ich allein bewohnte, beordert hatte, empfahl er sich, indem er mir versprach, mich in einer Stunde zu Tische abholen zu lassen.
Bei solchen Gelegenheiten fiel mir jederzeit der liebenswürdige österreichische Minister in Rio de Janeiro ein.
Der Palast des Residenten, kaum einige hundert Schritte von dem Bongolo entfernt, ist ein wunderherrliches Gebäude in echt italienischem Style von großen Quadersteinen gebaut. Breite Treppen führen von außen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/50>, abgerufen am 16.02.2025. |