Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.700 Jahre nach Christi Geburt erbaut worden sein. Seine größte Merkwürdigkeit ist, daß es die erste christliche Kirche inAthen war. Auf der Akropolis ist auch der Ueberblick über die ganze Umgebung sehr interessant, man sieht da den Hymettos, den Pentelikon, gegen Eleusis, Marathon, Phylä und Dekelea, den Hafen, das Meer und den Lauf des Ilissos. Athen besitzt eine beträchtliche Anzahl Häuser, von welchen aber die meisten klein und unbedeutend sind; freundlich nehmen sich dagegen die schönen Landhäuser aus, die von geschmackvollen Gärten umgeben sind. Das auf dem "Nymphen-Berge" stehende kleine Observatorium wurde vom Baron Sina, dem bekannten Wiener Banquier, der von Geburt ein Grieche ist, erbaut. Der königl. Pallast (in neuester Zeit enstanden) ist aus blendend weißem Marmor und bildet ein großes Viereck. An zwei Seiten führen einige Stufen, die einen großen Theil der Breite des Flügels einnehmen, unter ein Peristyl, einer Art schmaler Vorhalle, die auf Säulen ruht. Der eine Aufgang ist für die Minister, Gesandten u. s. w. bestimmt, der andere für die königliche Familie. Außer diesen beiden Peristyls ist das ganze Gebäude höchst geschmacklos und hat auch nicht die kleinste Verzierung; die Fenster sind in der alltäglichen Form eines länglichen Viereckes, und die hohen, großen Wände sehen so nackt, kahl und geglättet aus, daß selbst das glänzende Milchweiß des schönen Marmors gar keinen Effect macht, und man erst ganz in der Nähe erkennen kann, welch' kostbares Material zu dem Baue verwendet wurde. Mir that es leid, diesen Pallast gesehen zu haben 700 Jahre nach Christi Geburt erbaut worden sein. Seine größte Merkwürdigkeit ist, daß es die erste christliche Kirche inAthen war. Auf der Akropolis ist auch der Ueberblick über die ganze Umgebung sehr interessant, man sieht da den Hymettos, den Pentelikon, gegen Eleusis, Marathon, Phylä und Dekelea, den Hafen, das Meer und den Lauf des Ilissos. Athen besitzt eine beträchtliche Anzahl Häuser, von welchen aber die meisten klein und unbedeutend sind; freundlich nehmen sich dagegen die schönen Landhäuser aus, die von geschmackvollen Gärten umgeben sind. Das auf dem „Nymphen-Berge“ stehende kleine Observatorium wurde vom Baron Sina, dem bekannten Wiener Banquíer, der von Geburt ein Grieche ist, erbaut. Der königl. Pallast (in neuester Zeit enstanden) ist aus blendend weißem Marmor und bildet ein großes Viereck. An zwei Seiten führen einige Stufen, die einen großen Theil der Breite des Flügels einnehmen, unter ein Peristyl, einer Art schmaler Vorhalle, die auf Säulen ruht. Der eine Aufgang ist für die Minister, Gesandten u. s. w. bestimmt, der andere für die königliche Familie. Außer diesen beiden Peristyls ist das ganze Gebäude höchst geschmacklos und hat auch nicht die kleinste Verzierung; die Fenster sind in der alltäglichen Form eines länglichen Viereckes, und die hohen, großen Wände sehen so nackt, kahl und geglättet aus, daß selbst das glänzende Milchweiß des schönen Marmors gar keinen Effect macht, und man erst ganz in der Nähe erkennen kann, welch’ kostbares Material zu dem Baue verwendet wurde. Mir that es leid, diesen Pallast gesehen zu haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0325" n="317"/> 700 Jahre nach Christi Geburt erbaut worden sein. 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700 Jahre nach Christi Geburt erbaut worden sein. Seine größte Merkwürdigkeit ist, daß es die erste christliche Kirche inAthen war.
Auf der Akropolis ist auch der Ueberblick über die ganze Umgebung sehr interessant, man sieht da den Hymettos, den Pentelikon, gegen Eleusis, Marathon, Phylä und Dekelea, den Hafen, das Meer und den Lauf des Ilissos.
Athen besitzt eine beträchtliche Anzahl Häuser, von welchen aber die meisten klein und unbedeutend sind; freundlich nehmen sich dagegen die schönen Landhäuser aus, die von geschmackvollen Gärten umgeben sind.
Das auf dem „Nymphen-Berge“ stehende kleine Observatorium wurde vom Baron Sina, dem bekannten Wiener Banquíer, der von Geburt ein Grieche ist, erbaut.
Der königl. Pallast (in neuester Zeit enstanden) ist aus blendend weißem Marmor und bildet ein großes Viereck. An zwei Seiten führen einige Stufen, die einen großen Theil der Breite des Flügels einnehmen, unter ein Peristyl, einer Art schmaler Vorhalle, die auf Säulen ruht. Der eine Aufgang ist für die Minister, Gesandten u. s. w. bestimmt, der andere für die königliche Familie. Außer diesen beiden Peristyls ist das ganze Gebäude höchst geschmacklos und hat auch nicht die kleinste Verzierung; die Fenster sind in der alltäglichen Form eines länglichen Viereckes, und die hohen, großen Wände sehen so nackt, kahl und geglättet aus, daß selbst das glänzende Milchweiß des schönen Marmors gar keinen Effect macht, und man erst ganz in der Nähe erkennen kann, welch’ kostbares Material zu dem Baue verwendet wurde.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/325>, abgerufen am 18.07.2024. |