Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Hadrian vollenden ließ, soll an Pracht und Schönheit alle Gebäude Athens übertroffen haben. Das Aeußere zierten 120 canelirte Säulen von sechs Fuß im Durchmesser und 59 Fuß Höhe. Die gold- und elfenbeinerne Statue Jupiter's war, wie jene Minerva's, aus Phidias Meisterhand hervorgegangen. -- Alle Tempel und Prachtgebäude waren vom reinsten weißen Marmor erbaut. Unweit des Areopags ist der Pnyr, wo das freie Volk von Athen sich berathschlagte. Hiervon besteht nichts mehr als die im Felsen ausgehauene Rednerbühne und die Sitze der Schreiber. Welche Gefühle bewegen die Brust, wenn man bedenkt, was für Männer da gestanden und gesprochen haben! Mit Wehmuth betrachtete ich die in der Nähe befindliche Felsenhöhle, in welcher Sokrates als Gefangener saß und den Giftbecher leerte. Oberhalb dieser denkwürdigen Grotte steht ein einfaches Monument, welches dem Angedenken Philopapos geweiht war. Die Türken haben die Akropolis mit einer breiten Mauer umgeben, wozu sie leider viele Reste, Säulen und Bruchstücke der herrlichsten Tempel verwendeten. In der neuen Stadt Athen ist von den Alterthümern gar nichts mehr zu sehen als der "Thurm der Winde," andere nennen es die "Laterne des Diogenes," ein kleines Tempelchen in Gestalt eines Achteckes, mit schönen Sculpturen bedeckt; deßgleichen das Denkmahl des Lysikrates. Dies besteht aus einem Fußgestelle, einigen Säulen und einer Kuppel von korinthischer Ordnung. Das Kirchlein "Maria-Maggiore" soll von den Venetianern Hadrian vollenden ließ, soll an Pracht und Schönheit alle Gebäude Athens übertroffen haben. Das Aeußere zierten 120 canelirte Säulen von sechs Fuß im Durchmesser und 59 Fuß Höhe. Die gold- und elfenbeinerne Statue Jupiter’s war, wie jene Minerva’s, aus Phidias Meisterhand hervorgegangen. — Alle Tempel und Prachtgebäude waren vom reinsten weißen Marmor erbaut. Unweit des Areopags ist der Pnyr, wo das freie Volk von Athen sich berathschlagte. Hiervon besteht nichts mehr als die im Felsen ausgehauene Rednerbühne und die Sitze der Schreiber. Welche Gefühle bewegen die Brust, wenn man bedenkt, was für Männer da gestanden und gesprochen haben! Mit Wehmuth betrachtete ich die in der Nähe befindliche Felsenhöhle, in welcher Sokrates als Gefangener saß und den Giftbecher leerte. Oberhalb dieser denkwürdigen Grotte steht ein einfaches Monument, welches dem Angedenken Philopapos geweiht war. Die Türken haben die Akropolis mit einer breiten Mauer umgeben, wozu sie leider viele Reste, Säulen und Bruchstücke der herrlichsten Tempel verwendeten. In der neuen Stadt Athen ist von den Alterthümern gar nichts mehr zu sehen als der „Thurm der Winde,“ andere nennen es die „Laterne des Diogenes,“ ein kleines Tempelchen in Gestalt eines Achteckes, mit schönen Sculpturen bedeckt; deßgleichen das Denkmahl des Lysikrates. Dies besteht aus einem Fußgestelle, einigen Säulen und einer Kuppel von korinthischer Ordnung. Das Kirchlein „Maria-Maggiore“ soll von den Venetianern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0324" n="316"/> Hadrian vollenden ließ, soll an Pracht und Schönheit alle Gebäude <hi rendition="#aq">Athens</hi> übertroffen haben. Das Aeußere zierten 120 canelirte Säulen von sechs Fuß im Durchmesser und 59 Fuß Höhe. Die gold- und elfenbeinerne Statue Jupiter’s war, wie jene Minerva’s, aus Phidias Meisterhand hervorgegangen. — Alle Tempel und Prachtgebäude waren vom reinsten weißen Marmor erbaut.</p> <p>Unweit des Areopags ist der Pnyr, wo das freie Volk von <hi rendition="#aq">Athen</hi> sich berathschlagte. Hiervon besteht nichts mehr als die im Felsen ausgehauene Rednerbühne und die Sitze der Schreiber.</p> <p>Welche Gefühle bewegen die Brust, wenn man bedenkt, was für Männer da gestanden und gesprochen haben!</p> <p>Mit Wehmuth betrachtete ich die in der Nähe befindliche Felsenhöhle, in welcher Sokrates als Gefangener saß und den Giftbecher leerte.</p> <p>Oberhalb dieser denkwürdigen Grotte steht ein einfaches Monument, welches dem Angedenken Philopapos geweiht war.</p> <p>Die Türken haben die <hi rendition="#aq">Akropolis</hi> mit einer breiten Mauer umgeben, wozu sie leider viele Reste, Säulen und Bruchstücke der herrlichsten Tempel verwendeten.</p> <p>In der neuen Stadt <hi rendition="#aq">Athen</hi> ist von den Alterthümern gar nichts mehr zu sehen als der „Thurm der Winde,“ andere nennen es die „Laterne des Diogenes,“ ein kleines Tempelchen in Gestalt eines Achteckes, mit schönen Sculpturen bedeckt; deßgleichen das Denkmahl des Lysikrates. Dies besteht aus einem Fußgestelle, einigen Säulen und einer Kuppel von korinthischer Ordnung.</p> <p>Das Kirchlein „<hi rendition="#aq">Maria-Maggiore</hi>“ soll von den Venetianern </p> </div> </body> </text> </TEI> [316/0324]
Hadrian vollenden ließ, soll an Pracht und Schönheit alle Gebäude Athens übertroffen haben. Das Aeußere zierten 120 canelirte Säulen von sechs Fuß im Durchmesser und 59 Fuß Höhe. Die gold- und elfenbeinerne Statue Jupiter’s war, wie jene Minerva’s, aus Phidias Meisterhand hervorgegangen. — Alle Tempel und Prachtgebäude waren vom reinsten weißen Marmor erbaut.
Unweit des Areopags ist der Pnyr, wo das freie Volk von Athen sich berathschlagte. Hiervon besteht nichts mehr als die im Felsen ausgehauene Rednerbühne und die Sitze der Schreiber.
Welche Gefühle bewegen die Brust, wenn man bedenkt, was für Männer da gestanden und gesprochen haben!
Mit Wehmuth betrachtete ich die in der Nähe befindliche Felsenhöhle, in welcher Sokrates als Gefangener saß und den Giftbecher leerte.
Oberhalb dieser denkwürdigen Grotte steht ein einfaches Monument, welches dem Angedenken Philopapos geweiht war.
Die Türken haben die Akropolis mit einer breiten Mauer umgeben, wozu sie leider viele Reste, Säulen und Bruchstücke der herrlichsten Tempel verwendeten.
In der neuen Stadt Athen ist von den Alterthümern gar nichts mehr zu sehen als der „Thurm der Winde,“ andere nennen es die „Laterne des Diogenes,“ ein kleines Tempelchen in Gestalt eines Achteckes, mit schönen Sculpturen bedeckt; deßgleichen das Denkmahl des Lysikrates. Dies besteht aus einem Fußgestelle, einigen Säulen und einer Kuppel von korinthischer Ordnung.
Das Kirchlein „Maria-Maggiore“ soll von den Venetianern
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/324>, abgerufen am 18.07.2024. |