Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.in schlechtem Zustande. Kleine Kuppeln mit Fenstern decken die Gebäude, innerhalb welcher die Quellen entspringen. Die Behälter, die Böden und Wände sind zum Theil mit großen Steinplatten ausgelegt, von Marmor ist nicht viel zu sehen. Es gibt Einzeln- und Vollbäder; in den Gebäuden, wo sich die Frauen versammeln, haben die Männer keinen Zutritt. Doch ist man hier bei weitem nicht so strenge als im Oriente. Der Herr, der so gütig war, mich in eines dieser Bäder zu begleiten, durfte ohne Anstand die Vorgemächer betreten, obwohl sie nur durch eine einfache Breterwand von dem Baderaume geschieden waren. Unweit der Bäder liegt der botanische Garten, der mit großem Kosten auf den Abhängen eines Berges angelegt ist. Die Terrassen mußten künstlich gesprengt, mit Mauerwerk unterstützt und mit Erde aufgefüllt werden. Warum man einen so unpassenden Platz gewählt hatte, konnte ich um so weniger begreifen, als ich nur wenig seltene Pflanzen und Gewächse, und überall nur Reben sah, -- ich meinte in einem Weingarten spazieren zu gehen. Das Merkwürdigste in diesem Garten sind zwei Rebenstöcke, deren Stämme jeder einen Fuß im Durchmesser hat. Sie sind als Lauben und Gänge so ins Weite gezogen, daß man schöne Spaziergänge darunter machen kann. Man gewinnt von diesen beiden Rebenbäumen jährlich über tausend Flaschen Wein. Auf einer der obersten Terrassen ist im Fels eine große hohe Grotte ausgehauen, deren ganze Vorderseite offen und frei ist und eine hochgewölbte Halle bildet. Unter dieser gibt es in den schönen Sommerabenden Musik, Tanz und sogar Theater. in schlechtem Zustande. Kleine Kuppeln mit Fenstern decken die Gebäude, innerhalb welcher die Quellen entspringen. Die Behälter, die Böden und Wände sind zum Theil mit großen Steinplatten ausgelegt, von Marmor ist nicht viel zu sehen. Es gibt Einzeln- und Vollbäder; in den Gebäuden, wo sich die Frauen versammeln, haben die Männer keinen Zutritt. Doch ist man hier bei weitem nicht so strenge als im Oriente. Der Herr, der so gütig war, mich in eines dieser Bäder zu begleiten, durfte ohne Anstand die Vorgemächer betreten, obwohl sie nur durch eine einfache Breterwand von dem Baderaume geschieden waren. Unweit der Bäder liegt der botanische Garten, der mit großem Kosten auf den Abhängen eines Berges angelegt ist. Die Terrassen mußten künstlich gesprengt, mit Mauerwerk unterstützt und mit Erde aufgefüllt werden. Warum man einen so unpassenden Platz gewählt hatte, konnte ich um so weniger begreifen, als ich nur wenig seltene Pflanzen und Gewächse, und überall nur Reben sah, — ich meinte in einem Weingarten spazieren zu gehen. Das Merkwürdigste in diesem Garten sind zwei Rebenstöcke, deren Stämme jeder einen Fuß im Durchmesser hat. Sie sind als Lauben und Gänge so ins Weite gezogen, daß man schöne Spaziergänge darunter machen kann. Man gewinnt von diesen beiden Rebenbäumen jährlich über tausend Flaschen Wein. Auf einer der obersten Terrassen ist im Fels eine große hohe Grotte ausgehauen, deren ganze Vorderseite offen und frei ist und eine hochgewölbte Halle bildet. Unter dieser gibt es in den schönen Sommerabenden Musik, Tanz und sogar Theater. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0270" n="262"/> in schlechtem Zustande. Kleine Kuppeln mit Fenstern decken die Gebäude, innerhalb welcher die Quellen entspringen. Die Behälter, die Böden und Wände sind zum Theil mit großen Steinplatten ausgelegt, von Marmor ist nicht viel zu sehen. Es gibt Einzeln- und Vollbäder; in den Gebäuden, wo sich die Frauen versammeln, haben die Männer keinen Zutritt. Doch ist man hier bei weitem nicht so strenge als im Oriente. Der Herr, der so gütig war, mich in eines dieser Bäder zu begleiten, durfte ohne Anstand die Vorgemächer betreten, obwohl sie nur durch eine einfache Breterwand von dem Baderaume geschieden waren.</p> <p>Unweit der Bäder liegt der botanische Garten, der mit großem Kosten auf den Abhängen eines Berges angelegt ist. Die Terrassen mußten künstlich gesprengt, mit Mauerwerk unterstützt und mit Erde aufgefüllt werden. Warum man einen so unpassenden Platz gewählt hatte, konnte ich um so weniger begreifen, als ich nur wenig seltene Pflanzen und Gewächse, und überall nur Reben sah, — ich meinte in einem Weingarten spazieren zu gehen. Das Merkwürdigste in diesem Garten sind zwei Rebenstöcke, deren Stämme jeder <hi rendition="#aq">einen</hi> Fuß im Durchmesser hat. Sie sind als Lauben und Gänge so ins Weite gezogen, daß man schöne Spaziergänge darunter machen kann. Man gewinnt von diesen beiden Rebenbäumen jährlich über tausend Flaschen Wein.</p> <p>Auf einer der obersten Terrassen ist im Fels eine große hohe Grotte ausgehauen, deren ganze Vorderseite offen und frei ist und eine hochgewölbte Halle bildet. Unter dieser gibt es in den schönen Sommerabenden Musik, Tanz und sogar Theater.</p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0270]
in schlechtem Zustande. Kleine Kuppeln mit Fenstern decken die Gebäude, innerhalb welcher die Quellen entspringen. Die Behälter, die Böden und Wände sind zum Theil mit großen Steinplatten ausgelegt, von Marmor ist nicht viel zu sehen. Es gibt Einzeln- und Vollbäder; in den Gebäuden, wo sich die Frauen versammeln, haben die Männer keinen Zutritt. Doch ist man hier bei weitem nicht so strenge als im Oriente. Der Herr, der so gütig war, mich in eines dieser Bäder zu begleiten, durfte ohne Anstand die Vorgemächer betreten, obwohl sie nur durch eine einfache Breterwand von dem Baderaume geschieden waren.
Unweit der Bäder liegt der botanische Garten, der mit großem Kosten auf den Abhängen eines Berges angelegt ist. Die Terrassen mußten künstlich gesprengt, mit Mauerwerk unterstützt und mit Erde aufgefüllt werden. Warum man einen so unpassenden Platz gewählt hatte, konnte ich um so weniger begreifen, als ich nur wenig seltene Pflanzen und Gewächse, und überall nur Reben sah, — ich meinte in einem Weingarten spazieren zu gehen. Das Merkwürdigste in diesem Garten sind zwei Rebenstöcke, deren Stämme jeder einen Fuß im Durchmesser hat. Sie sind als Lauben und Gänge so ins Weite gezogen, daß man schöne Spaziergänge darunter machen kann. Man gewinnt von diesen beiden Rebenbäumen jährlich über tausend Flaschen Wein.
Auf einer der obersten Terrassen ist im Fels eine große hohe Grotte ausgehauen, deren ganze Vorderseite offen und frei ist und eine hochgewölbte Halle bildet. Unter dieser gibt es in den schönen Sommerabenden Musik, Tanz und sogar Theater.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/270>, abgerufen am 16.02.2025. |