Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Bosketten u. d. gl. gerade kein Ueberfluß vorhanden; dagegen durchschneidet der Fluß Kurry (meist Cyrus genannt) in schönen Krümmungen Stadt und Thal, und in weiter Ferne schimmern die schneebedeckten Kuppen des Kaukasus. Eine starke Citadelle, Naraklea, liegt auf schroffen Felswänden unmittelbar vor der Stadt. Die Häuser sind groß und geschmackvoll, mit Facaden und Säulen geziert und mit Eisenblech oder Ziegeln gedeckt. Ausgezeichnet schön ist der Erivanski-Platz. Unter den Gebäuden treten besonders der Palast des Statthalters, das griechische und armenische Seminarium und mehrere Kasernen hervor. Das große Theater in der Mitte des Erivanski-Platzes war noch nicht vollendet. -- Man sieht, daß die alte Stadt der neuen weichen muß. Ueberall werden Häuser eingerissen und neue erbaut, die engen Gassen wird man bald nur der Sage nach kennen, und als einzige Reste der orientalischen Bauart bleiben nur die griechischen und armenischen Häuser. Die Kirchen stehen an Pracht und Größe weit hinter den andern Gebäuden zurück; die Thürme sind niedrig, rund und meist mit grünen, glasirten Tonplatten gedeckt. Die älteste christliche Kirche steht auf einem hohen Fels in der Festung und ist nur für die Gefangenen im Gebrauche. Die Bazars und Chane bieten nichts Sehenswerthes; übrigens sind hier schon, wie in den europäischen Städten, in allen Gassen Läden und Magazine. Ueber den Kurry führen mehrere breite Brücken. Die Stadt besitzt viele warme Schwefelquellen, von welchen sie auch ihren Namen herleitet: Tiflis oder Tbilissi heißt so viel als "Warmstadt." Von den vielen Bädern sind aber leider die meisten Bosketten u. d. gl. gerade kein Ueberfluß vorhanden; dagegen durchschneidet der Fluß Kurry (meist Cyrus genannt) in schönen Krümmungen Stadt und Thal, und in weiter Ferne schimmern die schneebedeckten Kuppen des Kaukasus. Eine starke Citadelle, Naraklea, liegt auf schroffen Felswänden unmittelbar vor der Stadt. Die Häuser sind groß und geschmackvoll, mit Façaden und Säulen geziert und mit Eisenblech oder Ziegeln gedeckt. Ausgezeichnet schön ist der Erivanski-Platz. Unter den Gebäuden treten besonders der Palast des Statthalters, das griechische und armenische Seminarium und mehrere Kasernen hervor. Das große Theater in der Mitte des Erivanski-Platzes war noch nicht vollendet. — Man sieht, daß die alte Stadt der neuen weichen muß. Ueberall werden Häuser eingerissen und neue erbaut, die engen Gassen wird man bald nur der Sage nach kennen, und als einzige Reste der orientalischen Bauart bleiben nur die griechischen und armenischen Häuser. Die Kirchen stehen an Pracht und Größe weit hinter den andern Gebäuden zurück; die Thürme sind niedrig, rund und meist mit grünen, glasirten Tonplatten gedeckt. Die älteste christliche Kirche steht auf einem hohen Fels in der Festung und ist nur für die Gefangenen im Gebrauche. Die Bazars und Chane bieten nichts Sehenswerthes; übrigens sind hier schon, wie in den europäischen Städten, in allen Gassen Läden und Magazine. Ueber den Kurry führen mehrere breite Brücken. Die Stadt besitzt viele warme Schwefelquellen, von welchen sie auch ihren Namen herleitet: Tiflis oder Tbilissi heißt so viel als „Warmstadt.“ Von den vielen Bädern sind aber leider die meisten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0269" n="261"/> Bosketten u. d. gl. gerade kein Ueberfluß vorhanden; dagegen durchschneidet der Fluß Kurry (meist Cyrus genannt) in schönen Krümmungen Stadt und Thal, und in weiter Ferne schimmern die schneebedeckten Kuppen des Kaukasus. Eine starke Citadelle, <hi rendition="#aq">Naraklea</hi>, liegt auf schroffen Felswänden unmittelbar vor der Stadt.</p> <p>Die Häuser sind groß und geschmackvoll, mit Façaden und Säulen geziert und mit Eisenblech oder Ziegeln gedeckt. Ausgezeichnet schön ist der Erivanski-Platz. Unter den Gebäuden treten besonders der Palast des Statthalters, das griechische und armenische Seminarium und mehrere Kasernen hervor. Das große Theater in der Mitte des Erivanski-Platzes war noch nicht vollendet. — Man sieht, daß die alte Stadt der neuen weichen muß. Ueberall werden Häuser eingerissen und neue erbaut, die engen Gassen wird man bald nur der Sage nach kennen, und als einzige Reste der orientalischen Bauart bleiben nur die griechischen und armenischen Häuser. Die Kirchen stehen an Pracht und Größe weit hinter den andern Gebäuden zurück; die Thürme sind niedrig, rund und meist mit grünen, glasirten Tonplatten gedeckt. Die älteste christliche Kirche steht auf einem hohen Fels in der Festung und ist nur für die Gefangenen im Gebrauche.</p> <p>Die Bazars und Chane bieten nichts Sehenswerthes; übrigens sind hier schon, wie in den europäischen Städten, in allen Gassen Läden und Magazine. Ueber den Kurry führen mehrere breite Brücken. Die Stadt besitzt viele warme Schwefelquellen, von welchen sie auch ihren Namen herleitet: <hi rendition="#aq">Tiflis</hi> oder <hi rendition="#aq">Tbilissi</hi> heißt so viel als „Warmstadt.“ Von den vielen Bädern sind aber leider die meisten </p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0269]
Bosketten u. d. gl. gerade kein Ueberfluß vorhanden; dagegen durchschneidet der Fluß Kurry (meist Cyrus genannt) in schönen Krümmungen Stadt und Thal, und in weiter Ferne schimmern die schneebedeckten Kuppen des Kaukasus. Eine starke Citadelle, Naraklea, liegt auf schroffen Felswänden unmittelbar vor der Stadt.
Die Häuser sind groß und geschmackvoll, mit Façaden und Säulen geziert und mit Eisenblech oder Ziegeln gedeckt. Ausgezeichnet schön ist der Erivanski-Platz. Unter den Gebäuden treten besonders der Palast des Statthalters, das griechische und armenische Seminarium und mehrere Kasernen hervor. Das große Theater in der Mitte des Erivanski-Platzes war noch nicht vollendet. — Man sieht, daß die alte Stadt der neuen weichen muß. Ueberall werden Häuser eingerissen und neue erbaut, die engen Gassen wird man bald nur der Sage nach kennen, und als einzige Reste der orientalischen Bauart bleiben nur die griechischen und armenischen Häuser. Die Kirchen stehen an Pracht und Größe weit hinter den andern Gebäuden zurück; die Thürme sind niedrig, rund und meist mit grünen, glasirten Tonplatten gedeckt. Die älteste christliche Kirche steht auf einem hohen Fels in der Festung und ist nur für die Gefangenen im Gebrauche.
Die Bazars und Chane bieten nichts Sehenswerthes; übrigens sind hier schon, wie in den europäischen Städten, in allen Gassen Läden und Magazine. Ueber den Kurry führen mehrere breite Brücken. Die Stadt besitzt viele warme Schwefelquellen, von welchen sie auch ihren Namen herleitet: Tiflis oder Tbilissi heißt so viel als „Warmstadt.“ Von den vielen Bädern sind aber leider die meisten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/269 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/269>, abgerufen am 16.07.2024. |