Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Nacht kaum eine Stunde, in der zweiten wenig mehr als vier Stunden zurück, -- zu Fuß wäre ich weiter gekommen.

19. Aug. Es ist wahrlich nicht auszuhalten. Den ganzen Tag über lagen wir auf öden Stoppelfeldern, der glühendsten Sonnenhitze ausgesetzt, erst Abends neun Uhr bestiegen wir die Pferde, und vier Stunden darauf, um ein Uhr, wurde schon wieder angehalten und gelagert. Das einzige Gute bei dieser Karavane war die Kost. Die Tartaren leben nicht so frugal wie die Araber: alle Abende wurde ein herrlicher Pilav mit wohlschmeckendem Fette gemacht, oft gab man sogar getrocknete Rosinen oder Pflaumen hinein. Außerdem brachte man uns beinahe täglich köstliche Wasser- und Zucker-Melonen zum Kaufe. Der Verkäufer, meist Tartaren, suchten stets ein kleines, gutes Stück aus und boten mir es an, ohne je Geld dafür zu nehmen.

Der Weg führte immer durch große, fruchtbare Thäler um den Fuß des Ararat. Heute sah ich den majestätischen Berg in voller Reinheit und ziemlicher Nähe. Ich glaube, daß wir kaum zwei bis drei deutsche Meilen von ihm entfernt waren. Er erscheint seiner Größe halber von den andern Gebirgen wie abgesondert und allein stehend; ist aber in der That durch niedere Hügelreihen mit der Gebirgskette des Taurus verbunden. Sein höchster Gipfel ist gespalten, so daß sich zwischen zwei Spitzen eine kleine Fläche bildet, und hier soll nach der Sündfluth die Arche Noahs sitzen geblieben sein. Es gibt Leute, die behaupten, daß sie da noch zu finden wäre, wenn man nur den sie bedeckenden Schnee hinwegräumen könnte.

Nacht kaum eine Stunde, in der zweiten wenig mehr als vier Stunden zurück, — zu Fuß wäre ich weiter gekommen.

19. Aug. Es ist wahrlich nicht auszuhalten. Den ganzen Tag über lagen wir auf öden Stoppelfeldern, der glühendsten Sonnenhitze ausgesetzt, erst Abends neun Uhr bestiegen wir die Pferde, und vier Stunden darauf, um ein Uhr, wurde schon wieder angehalten und gelagert. Das einzige Gute bei dieser Karavane war die Kost. Die Tartaren leben nicht so frugal wie die Araber: alle Abende wurde ein herrlicher Pilav mit wohlschmeckendem Fette gemacht, oft gab man sogar getrocknete Rosinen oder Pflaumen hinein. Außerdem brachte man uns beinahe täglich köstliche Wasser- und Zucker-Melonen zum Kaufe. Der Verkäufer, meist Tartaren, suchten stets ein kleines, gutes Stück aus und boten mir es an, ohne je Geld dafür zu nehmen.

Der Weg führte immer durch große, fruchtbare Thäler um den Fuß des Ararat. Heute sah ich den majestätischen Berg in voller Reinheit und ziemlicher Nähe. Ich glaube, daß wir kaum zwei bis drei deutsche Meilen von ihm entfernt waren. Er erscheint seiner Größe halber von den andern Gebirgen wie abgesondert und allein stehend; ist aber in der That durch niedere Hügelreihen mit der Gebirgskette des Taurus verbunden. Sein höchster Gipfel ist gespalten, so daß sich zwischen zwei Spitzen eine kleine Fläche bildet, und hier soll nach der Sündfluth die Arche Noahs sitzen geblieben sein. Es gibt Leute, die behaupten, daß sie da noch zu finden wäre, wenn man nur den sie bedeckenden Schnee hinwegräumen könnte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0255" n="247"/>
Nacht kaum eine Stunde, in der zweiten wenig mehr als vier Stunden zurück, &#x2014; zu Fuß wäre ich weiter gekommen.</p>
        <p>19. Aug. Es ist wahrlich nicht auszuhalten. Den ganzen Tag über lagen wir auf öden Stoppelfeldern, der glühendsten Sonnenhitze ausgesetzt, erst Abends neun Uhr bestiegen wir die Pferde, und vier Stunden darauf, um ein Uhr, wurde schon wieder angehalten und gelagert. Das einzige Gute bei dieser Karavane war die Kost. Die Tartaren leben nicht so frugal wie die Araber: alle Abende wurde ein herrlicher Pilav mit wohlschmeckendem Fette gemacht, oft gab man sogar getrocknete Rosinen oder Pflaumen hinein. Außerdem brachte man uns beinahe täglich köstliche Wasser- und Zucker-Melonen zum Kaufe. Der Verkäufer, meist Tartaren, suchten stets ein kleines, gutes Stück aus und boten mir es an, ohne je Geld dafür zu nehmen.</p>
        <p>Der Weg führte immer durch große, fruchtbare Thäler um den Fuß des Ararat. Heute sah ich den majestätischen Berg in voller Reinheit und ziemlicher Nähe. Ich glaube, daß wir kaum zwei bis drei deutsche Meilen von ihm entfernt waren. Er erscheint seiner Größe halber von den andern Gebirgen wie abgesondert und allein stehend; ist aber in der That durch niedere Hügelreihen mit der Gebirgskette des Taurus verbunden. Sein höchster Gipfel ist gespalten, so daß sich zwischen zwei Spitzen eine kleine Fläche bildet, und hier soll nach der Sündfluth die Arche Noahs sitzen geblieben sein. Es gibt Leute, die behaupten, daß sie da noch zu finden wäre, wenn man nur den sie bedeckenden Schnee hinwegräumen könnte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0255] Nacht kaum eine Stunde, in der zweiten wenig mehr als vier Stunden zurück, — zu Fuß wäre ich weiter gekommen. 19. Aug. Es ist wahrlich nicht auszuhalten. Den ganzen Tag über lagen wir auf öden Stoppelfeldern, der glühendsten Sonnenhitze ausgesetzt, erst Abends neun Uhr bestiegen wir die Pferde, und vier Stunden darauf, um ein Uhr, wurde schon wieder angehalten und gelagert. Das einzige Gute bei dieser Karavane war die Kost. Die Tartaren leben nicht so frugal wie die Araber: alle Abende wurde ein herrlicher Pilav mit wohlschmeckendem Fette gemacht, oft gab man sogar getrocknete Rosinen oder Pflaumen hinein. Außerdem brachte man uns beinahe täglich köstliche Wasser- und Zucker-Melonen zum Kaufe. Der Verkäufer, meist Tartaren, suchten stets ein kleines, gutes Stück aus und boten mir es an, ohne je Geld dafür zu nehmen. Der Weg führte immer durch große, fruchtbare Thäler um den Fuß des Ararat. Heute sah ich den majestätischen Berg in voller Reinheit und ziemlicher Nähe. Ich glaube, daß wir kaum zwei bis drei deutsche Meilen von ihm entfernt waren. Er erscheint seiner Größe halber von den andern Gebirgen wie abgesondert und allein stehend; ist aber in der That durch niedere Hügelreihen mit der Gebirgskette des Taurus verbunden. Sein höchster Gipfel ist gespalten, so daß sich zwischen zwei Spitzen eine kleine Fläche bildet, und hier soll nach der Sündfluth die Arche Noahs sitzen geblieben sein. Es gibt Leute, die behaupten, daß sie da noch zu finden wäre, wenn man nur den sie bedeckenden Schnee hinwegräumen könnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/255
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/255>, abgerufen am 25.11.2024.