Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.anders. Sie führen dieselbe Lebensweise wie die Wohlhabenden, haben schöne Wohnungen, die mit allen Bequemlichkeiten und Luxus-Möbeln ausgestattet sind. Die Missionäre ruhen auf schwellenden Divans, ihre Frauen präsidiren am Theetische, und die Kinder langen wacker nach Kuchen und Backwerk, ja ihre Lage ist sorgenfreier und angenehmer als die der meisten Stände; ihre Geschäfte machen sie sich nicht zu beschwerlich, ihre Gehalte treffen richtig ein, die Staats- und politischen Angelegenheiten mögen stehen wie sie wollen. An Orten, in welchen mehrere Missionäre wohnen, werden drei- bis viermal in der Woche Meetings abgehalten. Diese Meetings oder Zusammenkünfte sollen Geschäftssitzungen sein, sind aber nicht viel anders als Gesellschaften, bei welchen Frauen und Kinder in geschmackvollem Putze erscheinen. Bei einem der Missionäre findet das Meeting zur Frühstücks-, bei dem zweiten zur Mittags-, bei dem dritten zur Theezeit statt, -- mehrere Equipagen und viele Diener stehen im Hofe. Es wird zwar auch von Geschäften gesprochen, -- die Herren sondern sich gewöhnlich auf ein halbes Stündchen ab; aber der größte Theil der Zeit wird im Gesellschaftskreise verlebt. Ich glaube nicht, daß die Missionäre auf solche Art das Vertrauen des Volkes leicht und schnell gewinnen können. Die fremde Kleidung, die elegante Lebensweise läßt dem Armen den Abstand zu sehr fühlen und flößt ihm eher Furcht und Zurückhaltung als Liebe und Vertrauen ein. Er wagt es so leicht nicht, zum Wohlhabenden, zum Vornehmen empor zu blicken, und der Missionär hat also anders. Sie führen dieselbe Lebensweise wie die Wohlhabenden, haben schöne Wohnungen, die mit allen Bequemlichkeiten und Luxus-Möbeln ausgestattet sind. Die Missionäre ruhen auf schwellenden Divans, ihre Frauen präsidiren am Theetische, und die Kinder langen wacker nach Kuchen und Backwerk, ja ihre Lage ist sorgenfreier und angenehmer als die der meisten Stände; ihre Geschäfte machen sie sich nicht zu beschwerlich, ihre Gehalte treffen richtig ein, die Staats- und politischen Angelegenheiten mögen stehen wie sie wollen. An Orten, in welchen mehrere Missionäre wohnen, werden drei- bis viermal in der Woche Meetings abgehalten. Diese Meetings oder Zusammenkünfte sollen Geschäftssitzungen sein, sind aber nicht viel anders als Gesellschaften, bei welchen Frauen und Kinder in geschmackvollem Putze erscheinen. Bei einem der Missionäre findet das Meeting zur Frühstücks-, bei dem zweiten zur Mittags-, bei dem dritten zur Theezeit statt, — mehrere Equipagen und viele Diener stehen im Hofe. Es wird zwar auch von Geschäften gesprochen, — die Herren sondern sich gewöhnlich auf ein halbes Stündchen ab; aber der größte Theil der Zeit wird im Gesellschaftskreise verlebt. Ich glaube nicht, daß die Missionäre auf solche Art das Vertrauen des Volkes leicht und schnell gewinnen können. Die fremde Kleidung, die elegante Lebensweise läßt dem Armen den Abstand zu sehr fühlen und flößt ihm eher Furcht und Zurückhaltung als Liebe und Vertrauen ein. Er wagt es so leicht nicht, zum Wohlhabenden, zum Vornehmen empor zu blicken, und der Missionär hat also <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0216" n="208"/> anders. Sie führen dieselbe Lebensweise wie die Wohlhabenden, haben schöne Wohnungen, die mit allen Bequemlichkeiten und Luxus-Möbeln ausgestattet sind. Die Missionäre ruhen auf schwellenden Divans, ihre Frauen präsidiren am Theetische, und die Kinder langen wacker nach Kuchen und Backwerk, ja ihre Lage ist sorgenfreier und angenehmer als die der meisten Stände; ihre Geschäfte machen sie sich nicht zu beschwerlich, ihre Gehalte treffen richtig ein, die Staats- und politischen Angelegenheiten mögen stehen wie sie wollen.</p> <p>An Orten, in welchen mehrere Missionäre wohnen, werden drei- bis viermal in der Woche Meetings abgehalten. Diese Meetings oder Zusammenkünfte sollen Geschäftssitzungen sein, sind aber nicht viel anders als Gesellschaften, bei welchen Frauen und Kinder in geschmackvollem Putze erscheinen. Bei einem der Missionäre findet das Meeting zur Frühstücks-, bei dem zweiten zur Mittags-, bei dem dritten zur Theezeit statt, — mehrere Equipagen und viele Diener stehen im Hofe.</p> <p>Es wird zwar auch von Geschäften gesprochen, — die Herren sondern sich gewöhnlich auf ein halbes Stündchen ab; aber der größte Theil der Zeit wird im Gesellschaftskreise verlebt.</p> <p>Ich glaube nicht, daß die Missionäre auf solche Art das Vertrauen des Volkes leicht und schnell gewinnen können. Die fremde Kleidung, die elegante Lebensweise läßt dem Armen den Abstand zu sehr fühlen und flößt ihm eher Furcht und Zurückhaltung als Liebe und Vertrauen ein. Er wagt es so leicht nicht, zum Wohlhabenden, zum Vornehmen empor zu blicken, und der Missionär hat also </p> </div> </body> </text> </TEI> [208/0216]
anders. Sie führen dieselbe Lebensweise wie die Wohlhabenden, haben schöne Wohnungen, die mit allen Bequemlichkeiten und Luxus-Möbeln ausgestattet sind. Die Missionäre ruhen auf schwellenden Divans, ihre Frauen präsidiren am Theetische, und die Kinder langen wacker nach Kuchen und Backwerk, ja ihre Lage ist sorgenfreier und angenehmer als die der meisten Stände; ihre Geschäfte machen sie sich nicht zu beschwerlich, ihre Gehalte treffen richtig ein, die Staats- und politischen Angelegenheiten mögen stehen wie sie wollen.
An Orten, in welchen mehrere Missionäre wohnen, werden drei- bis viermal in der Woche Meetings abgehalten. Diese Meetings oder Zusammenkünfte sollen Geschäftssitzungen sein, sind aber nicht viel anders als Gesellschaften, bei welchen Frauen und Kinder in geschmackvollem Putze erscheinen. Bei einem der Missionäre findet das Meeting zur Frühstücks-, bei dem zweiten zur Mittags-, bei dem dritten zur Theezeit statt, — mehrere Equipagen und viele Diener stehen im Hofe.
Es wird zwar auch von Geschäften gesprochen, — die Herren sondern sich gewöhnlich auf ein halbes Stündchen ab; aber der größte Theil der Zeit wird im Gesellschaftskreise verlebt.
Ich glaube nicht, daß die Missionäre auf solche Art das Vertrauen des Volkes leicht und schnell gewinnen können. Die fremde Kleidung, die elegante Lebensweise läßt dem Armen den Abstand zu sehr fühlen und flößt ihm eher Furcht und Zurückhaltung als Liebe und Vertrauen ein. Er wagt es so leicht nicht, zum Wohlhabenden, zum Vornehmen empor zu blicken, und der Missionär hat also
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