Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.nicht zu vergessen einen großen, hölzernen Kasten, der den Mehlvorrath, ihren größten Reichthum, birgt. Hier, wie überhaupt in allen Gegenden wo Getreide gebaut wird, ist Brot die Hauptnahrung des gemeinen Mannes. Jede Familie backt täglich zweimal, Morgens und Abends. Viele der kleinen Häuser hatten recht niedliche Höfe, die mit Blumen, Reben und Bäumchen bepflanzt waren und wie Gartenanlagen aussahen. Die Wohnungen der Reichen sind hoch, luftig und geräumig, die Empfangssäle haben viele Fenster und sind mit Teppichen belegt; Divane sah ich nirgends -- man lagert sich auf die Teppiche. Da wir die Besuche machten, ohne gemeldet worden zu sein, so fanden wir die Frauen in ganz einfachen, gefärbten Kattunkleidern, natürlich nach ihrer Art gemacht. Nachmittags ritt ich in Gesellschaft der Herrn Missionäre nach ihrem großen Sommerhause, das sechs Meilen von der Stadt auf niedern Hügeln liegt. Das Thal, durch welches wir ritten, ist sehr groß, überaus fruchtbar und reizend. Trotzdem daß es über 4000 Fuß über der Meeresfläche liegen soll, gedeiht hier die Baumwolle, der Ricinus, Wein, Tabak und alle Früchte, die wir in Süddeutschland haben. Die Ricinusstaude wird zwar nicht höher als etwas über vier Fuß und die Wollstaude nur einen Fuß; sie tragen aber ziemlich reich. -- Manche Dörfer liegen in Fruchtwäldern halb verborgen. Ich kam zur glücklichen Zeit in dies Land: es gab herrliche Pfirsiche, Aprikosen, Aepfel, Trauben u. s. w., lauter vaterländische Früchte, die ich schon lange entbehrt hatte. Das Haus der Missionsgesellschaft hat eine überraschende nicht zu vergessen einen großen, hölzernen Kasten, der den Mehlvorrath, ihren größten Reichthum, birgt. Hier, wie überhaupt in allen Gegenden wo Getreide gebaut wird, ist Brot die Hauptnahrung des gemeinen Mannes. Jede Familie backt täglich zweimal, Morgens und Abends. Viele der kleinen Häuser hatten recht niedliche Höfe, die mit Blumen, Reben und Bäumchen bepflanzt waren und wie Gartenanlagen aussahen. Die Wohnungen der Reichen sind hoch, luftig und geräumig, die Empfangssäle haben viele Fenster und sind mit Teppichen belegt; Divane sah ich nirgends — man lagert sich auf die Teppiche. Da wir die Besuche machten, ohne gemeldet worden zu sein, so fanden wir die Frauen in ganz einfachen, gefärbten Kattunkleidern, natürlich nach ihrer Art gemacht. Nachmittags ritt ich in Gesellschaft der Herrn Missionäre nach ihrem großen Sommerhause, das sechs Meilen von der Stadt auf niedern Hügeln liegt. Das Thal, durch welches wir ritten, ist sehr groß, überaus fruchtbar und reizend. Trotzdem daß es über 4000 Fuß über der Meeresfläche liegen soll, gedeiht hier die Baumwolle, der Ricinus, Wein, Tabak und alle Früchte, die wir in Süddeutschland haben. Die Ricinusstaude wird zwar nicht höher als etwas über vier Fuß und die Wollstaude nur einen Fuß; sie tragen aber ziemlich reich. — Manche Dörfer liegen in Fruchtwäldern halb verborgen. Ich kam zur glücklichen Zeit in dies Land: es gab herrliche Pfirsiche, Aprikosen, Aepfel, Trauben u. s. w., lauter vaterländische Früchte, die ich schon lange entbehrt hatte. Das Haus der Missionsgesellschaft hat eine überraschende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="206"/> nicht zu vergessen einen großen, hölzernen Kasten, der den Mehlvorrath, ihren größten Reichthum, birgt. Hier, wie überhaupt in allen Gegenden wo Getreide gebaut wird, ist Brot die Hauptnahrung des gemeinen Mannes. Jede Familie backt täglich zweimal, Morgens und Abends.</p> <p>Viele der kleinen Häuser hatten recht niedliche Höfe, die mit Blumen, Reben und Bäumchen bepflanzt waren und wie Gartenanlagen aussahen.</p> <p>Die Wohnungen der Reichen sind hoch, luftig und geräumig, die Empfangssäle haben viele Fenster und sind mit Teppichen belegt; Divane sah ich nirgends — man lagert sich auf die Teppiche. Da wir die Besuche machten, ohne gemeldet worden zu sein, so fanden wir die Frauen in ganz einfachen, gefärbten Kattunkleidern, natürlich nach ihrer Art gemacht.</p> <p>Nachmittags ritt ich in Gesellschaft der Herrn Missionäre nach ihrem großen Sommerhause, das sechs Meilen von der Stadt auf niedern Hügeln liegt.</p> <p>Das Thal, durch welches wir ritten, ist sehr groß, überaus fruchtbar und reizend. Trotzdem daß es über 4000 Fuß über der Meeresfläche liegen soll, gedeiht hier die Baumwolle, der Ricinus, Wein, Tabak und alle Früchte, die wir in Süddeutschland haben. Die Ricinusstaude wird zwar nicht höher als etwas über vier Fuß und die Wollstaude nur einen Fuß; sie tragen aber ziemlich reich. — Manche Dörfer liegen in Fruchtwäldern halb verborgen. Ich kam zur glücklichen Zeit in dies Land: es gab herrliche Pfirsiche, Aprikosen, Aepfel, Trauben u. s. w., lauter vaterländische Früchte, die ich schon lange entbehrt hatte.</p> <p>Das Haus der Missionsgesellschaft hat eine überraschende </p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0214]
nicht zu vergessen einen großen, hölzernen Kasten, der den Mehlvorrath, ihren größten Reichthum, birgt. Hier, wie überhaupt in allen Gegenden wo Getreide gebaut wird, ist Brot die Hauptnahrung des gemeinen Mannes. Jede Familie backt täglich zweimal, Morgens und Abends.
Viele der kleinen Häuser hatten recht niedliche Höfe, die mit Blumen, Reben und Bäumchen bepflanzt waren und wie Gartenanlagen aussahen.
Die Wohnungen der Reichen sind hoch, luftig und geräumig, die Empfangssäle haben viele Fenster und sind mit Teppichen belegt; Divane sah ich nirgends — man lagert sich auf die Teppiche. Da wir die Besuche machten, ohne gemeldet worden zu sein, so fanden wir die Frauen in ganz einfachen, gefärbten Kattunkleidern, natürlich nach ihrer Art gemacht.
Nachmittags ritt ich in Gesellschaft der Herrn Missionäre nach ihrem großen Sommerhause, das sechs Meilen von der Stadt auf niedern Hügeln liegt.
Das Thal, durch welches wir ritten, ist sehr groß, überaus fruchtbar und reizend. Trotzdem daß es über 4000 Fuß über der Meeresfläche liegen soll, gedeiht hier die Baumwolle, der Ricinus, Wein, Tabak und alle Früchte, die wir in Süddeutschland haben. Die Ricinusstaude wird zwar nicht höher als etwas über vier Fuß und die Wollstaude nur einen Fuß; sie tragen aber ziemlich reich. — Manche Dörfer liegen in Fruchtwäldern halb verborgen. Ich kam zur glücklichen Zeit in dies Land: es gab herrliche Pfirsiche, Aprikosen, Aepfel, Trauben u. s. w., lauter vaterländische Früchte, die ich schon lange entbehrt hatte.
Das Haus der Missionsgesellschaft hat eine überraschende
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