Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.nicht selten der Gefahr ausgesetzt war, meinen Theil abzubekommen, denn sie beliebten sich gegenseitig auch anzuspucken und sich tüchtige Stücke Holz an den Kopf zu werfen. Mehrmals würgte der älteste Sohn seine Mutter der Art, daß sie roth und blau im Gesichte wurde. Ich versuchte zwar immer Frieden zu stiften; dies gelang mir aber höchst selten, denn ich war leider der Sprache nicht mächtig genug, um ihnen das sündhafte ihres Benehmens vorzustellen. Nur Abends mit der Ankunft des Vaters kehrte Friede und Ordnung ein, da durfte nicht gestritten, noch weniger geprügelt werden. -- Unter keinem Volke der Erde, unter der ärmsten und niedrigsten Klasse der sogenannten Heiden und Ungläubigen kam mir ein ähnliches Benehmen vor, nie sah ich unter jenen Völkern, daß Kinder die Hände gegen die Eltern erhoben. Ich hinterließ auch, als ich Sauh-Bulak verließ, ein Briefchen an den Missionär, worin ich ihn auf die Fehler dieser Familie aufmerksam machte und ihn ersuchte, denselben durch Belehrung entgegen zu arbeiten. In Beten und Fasten, in Bibellesen und Kirchenbesuchen besteht doch warhlich die Religion nicht allein. Mein Aufenthalt wurde mir hier bei weitem unerträglicher als zu Ravandus. Ich bestürmte den persischen Kaufmann täglich, mich weiter zu expediren, sollte die Reise auch mit einiger Gefahr verbunden sein. Er schüttelte den Kopf und erklärte mir, daß keine Karavane ginge, und daß ich, wenn ich allein reisen wollte, des Todtschießens oder Halsabschneidens gewärtig sein könne. Fünf Tage hielt ich es aus, länger war es mir unmöglich. nicht selten der Gefahr ausgesetzt war, meinen Theil abzubekommen, denn sie beliebten sich gegenseitig auch anzuspucken und sich tüchtige Stücke Holz an den Kopf zu werfen. Mehrmals würgte der älteste Sohn seine Mutter der Art, daß sie roth und blau im Gesichte wurde. Ich versuchte zwar immer Frieden zu stiften; dies gelang mir aber höchst selten, denn ich war leider der Sprache nicht mächtig genug, um ihnen das sündhafte ihres Benehmens vorzustellen. Nur Abends mit der Ankunft des Vaters kehrte Friede und Ordnung ein, da durfte nicht gestritten, noch weniger geprügelt werden. — Unter keinem Volke der Erde, unter der ärmsten und niedrigsten Klasse der sogenannten Heiden und Ungläubigen kam mir ein ähnliches Benehmen vor, nie sah ich unter jenen Völkern, daß Kinder die Hände gegen die Eltern erhoben. Ich hinterließ auch, als ich Sauh-Bulak verließ, ein Briefchen an den Missionär, worin ich ihn auf die Fehler dieser Familie aufmerksam machte und ihn ersuchte, denselben durch Belehrung entgegen zu arbeiten. In Beten und Fasten, in Bibellesen und Kirchenbesuchen besteht doch warhlich die Religion nicht allein. Mein Aufenthalt wurde mir hier bei weitem unerträglicher als zu Ravandus. Ich bestürmte den persischen Kaufmann täglich, mich weiter zu expediren, sollte die Reise auch mit einiger Gefahr verbunden sein. Er schüttelte den Kopf und erklärte mir, daß keine Karavane ginge, und daß ich, wenn ich allein reisen wollte, des Todtschießens oder Halsabschneidens gewärtig sein könne. Fünf Tage hielt ich es aus, länger war es mir unmöglich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="197"/> nicht selten der Gefahr ausgesetzt war, meinen Theil abzubekommen, denn sie beliebten sich gegenseitig auch anzuspucken und sich tüchtige Stücke Holz an den Kopf zu werfen. Mehrmals würgte der älteste Sohn seine Mutter der Art, daß sie roth und blau im Gesichte wurde. Ich versuchte zwar immer Frieden zu stiften; dies gelang mir aber höchst selten, denn ich war leider der Sprache nicht mächtig genug, um ihnen das sündhafte ihres Benehmens vorzustellen.</p> <p>Nur Abends mit der Ankunft des Vaters kehrte Friede und Ordnung ein, da durfte nicht gestritten, noch weniger geprügelt werden. —</p> <p>Unter keinem Volke der Erde, unter der ärmsten und niedrigsten Klasse der sogenannten Heiden und Ungläubigen kam mir ein ähnliches Benehmen vor, nie sah ich unter jenen Völkern, daß Kinder die Hände gegen die Eltern erhoben. Ich hinterließ auch, als ich <hi rendition="#aq">Sauh-Bulak</hi> verließ, ein Briefchen an den Missionär, worin ich ihn auf die Fehler dieser Familie aufmerksam machte und ihn ersuchte, denselben durch Belehrung entgegen zu arbeiten. In Beten und Fasten, in Bibellesen und Kirchenbesuchen besteht doch warhlich die Religion nicht allein.</p> <p>Mein Aufenthalt wurde mir hier bei weitem unerträglicher als zu <hi rendition="#aq">Ravandus</hi>. Ich bestürmte den persischen Kaufmann täglich, mich weiter zu expediren, sollte die Reise auch mit einiger Gefahr verbunden sein. Er schüttelte den Kopf und erklärte mir, daß keine Karavane ginge, und daß ich, wenn ich allein reisen wollte, des Todtschießens oder Halsabschneidens gewärtig sein könne.</p> <p>Fünf Tage hielt ich es aus, länger war es mir unmöglich. </p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0205]
nicht selten der Gefahr ausgesetzt war, meinen Theil abzubekommen, denn sie beliebten sich gegenseitig auch anzuspucken und sich tüchtige Stücke Holz an den Kopf zu werfen. Mehrmals würgte der älteste Sohn seine Mutter der Art, daß sie roth und blau im Gesichte wurde. Ich versuchte zwar immer Frieden zu stiften; dies gelang mir aber höchst selten, denn ich war leider der Sprache nicht mächtig genug, um ihnen das sündhafte ihres Benehmens vorzustellen.
Nur Abends mit der Ankunft des Vaters kehrte Friede und Ordnung ein, da durfte nicht gestritten, noch weniger geprügelt werden. —
Unter keinem Volke der Erde, unter der ärmsten und niedrigsten Klasse der sogenannten Heiden und Ungläubigen kam mir ein ähnliches Benehmen vor, nie sah ich unter jenen Völkern, daß Kinder die Hände gegen die Eltern erhoben. Ich hinterließ auch, als ich Sauh-Bulak verließ, ein Briefchen an den Missionär, worin ich ihn auf die Fehler dieser Familie aufmerksam machte und ihn ersuchte, denselben durch Belehrung entgegen zu arbeiten. In Beten und Fasten, in Bibellesen und Kirchenbesuchen besteht doch warhlich die Religion nicht allein.
Mein Aufenthalt wurde mir hier bei weitem unerträglicher als zu Ravandus. Ich bestürmte den persischen Kaufmann täglich, mich weiter zu expediren, sollte die Reise auch mit einiger Gefahr verbunden sein. Er schüttelte den Kopf und erklärte mir, daß keine Karavane ginge, und daß ich, wenn ich allein reisen wollte, des Todtschießens oder Halsabschneidens gewärtig sein könne.
Fünf Tage hielt ich es aus, länger war es mir unmöglich.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/205>, abgerufen am 20.07.2024. |