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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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In diesem Städtchen gibt es an zwanzig christliche Familien, die unter der Obhut eines französischen Missionärs stehen und ein recht niedliches Kirchlein inne haben. Ich wähnte mich schon geborgen und freute mich darauf, mit dem Missionär wieder einmal eine mir geläufige Sprache sprechen zu können, da erfuhr ich, daß der gute Mann verreist sei. Nun war ich so schlecht daran, wie in Ravandus, denn die Leute, bei denen ich wohnte, sprachen nur persisch.

Der Mann, seines Handwerkes ein Zimmermann, hatte eine Frau, sechs Kinder und einen Lehrling. Alle wohnten in derselben Stube, in welcher sie mir mit großer Freude ein Fleckchen überließen. Die ganze Familie war ungemein gut und gefällig gegen mich, jeden Bissen, den sie genossen, theilten sie redlich mit mir, und wenn ich Früchte, Eier oder sonst etwas kaufte und ihnen davon anbot, nahmen sie es stets nur mit großer Bescheidenheit. Aber nicht nur gegen mich waren sie so gut, sondern auch gegen andere: kein Armer ging unbeschenkt von ihrer Schwelle, -- - und dennoch war diese Familie fürchterlich, und machte mir meinen Aufenthalt zur Höllenqual. Die Mutter nämlich, ein sehr dummes, zänkisches Weib, schrie und schlug den ganzen Tag auf ihre sechs Kinder (von vier bis sechzehn Jahre alt). Es vergingen nicht zehn Minuten, ohne daß sie die Kinder bei den Haaren herumriß oder Fußtritte und Faustschläge austheilte. Die Kinder gaben alles reichlich zurück und balgten sich außerdem auch noch unter einander, so daß ich in meinem Winkelchen keinen Augenblick Ruhe hatte und

In diesem Städtchen gibt es an zwanzig christliche Familien, die unter der Obhut eines französischen Missionärs stehen und ein recht niedliches Kirchlein inne haben. Ich wähnte mich schon geborgen und freute mich darauf, mit dem Missionär wieder einmal eine mir geläufige Sprache sprechen zu können, da erfuhr ich, daß der gute Mann verreist sei. Nun war ich so schlecht daran, wie in Ravandus, denn die Leute, bei denen ich wohnte, sprachen nur persisch.

Der Mann, seines Handwerkes ein Zimmermann, hatte eine Frau, sechs Kinder und einen Lehrling. Alle wohnten in derselben Stube, in welcher sie mir mit großer Freude ein Fleckchen überließen. Die ganze Familie war ungemein gut und gefällig gegen mich, jeden Bissen, den sie genossen, theilten sie redlich mit mir, und wenn ich Früchte, Eier oder sonst etwas kaufte und ihnen davon anbot, nahmen sie es stets nur mit großer Bescheidenheit. Aber nicht nur gegen mich waren sie so gut, sondern auch gegen andere: kein Armer ging unbeschenkt von ihrer Schwelle, — - und dennoch war diese Familie fürchterlich, und machte mir meinen Aufenthalt zur Höllenqual. Die Mutter nämlich, ein sehr dummes, zänkisches Weib, schrie und schlug den ganzen Tag auf ihre sechs Kinder (von vier bis sechzehn Jahre alt). Es vergingen nicht zehn Minuten, ohne daß sie die Kinder bei den Haaren herumriß oder Fußtritte und Faustschläge austheilte. Die Kinder gaben alles reichlich zurück und balgten sich außerdem auch noch unter einander, so daß ich in meinem Winkelchen keinen Augenblick Ruhe hatte und

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[196/0204] In diesem Städtchen gibt es an zwanzig christliche Familien, die unter der Obhut eines französischen Missionärs stehen und ein recht niedliches Kirchlein inne haben. Ich wähnte mich schon geborgen und freute mich darauf, mit dem Missionär wieder einmal eine mir geläufige Sprache sprechen zu können, da erfuhr ich, daß der gute Mann verreist sei. Nun war ich so schlecht daran, wie in Ravandus, denn die Leute, bei denen ich wohnte, sprachen nur persisch. Der Mann, seines Handwerkes ein Zimmermann, hatte eine Frau, sechs Kinder und einen Lehrling. Alle wohnten in derselben Stube, in welcher sie mir mit großer Freude ein Fleckchen überließen. Die ganze Familie war ungemein gut und gefällig gegen mich, jeden Bissen, den sie genossen, theilten sie redlich mit mir, und wenn ich Früchte, Eier oder sonst etwas kaufte und ihnen davon anbot, nahmen sie es stets nur mit großer Bescheidenheit. Aber nicht nur gegen mich waren sie so gut, sondern auch gegen andere: kein Armer ging unbeschenkt von ihrer Schwelle, — - und dennoch war diese Familie fürchterlich, und machte mir meinen Aufenthalt zur Höllenqual. Die Mutter nämlich, ein sehr dummes, zänkisches Weib, schrie und schlug den ganzen Tag auf ihre sechs Kinder (von vier bis sechzehn Jahre alt). Es vergingen nicht zehn Minuten, ohne daß sie die Kinder bei den Haaren herumriß oder Fußtritte und Faustschläge austheilte. Die Kinder gaben alles reichlich zurück und balgten sich außerdem auch noch unter einander, so daß ich in meinem Winkelchen keinen Augenblick Ruhe hatte und

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/204>, abgerufen am 22.11.2024.