Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.von Laubhütten lag darauf, und auf den Spitzen zwei nahe stehender Berge waren Festungswerke angebracht. Meine Reisegefährten blieben hier zurück; Ali ging aber noch mit mir eine halbe Stunde weiter nach dem Städtchen Ravandus, das man von dieser Seite erst gewahr wird, wenn man schon beinahe darin ist. Die Lage und Ansicht dieses Städtchens ist überraschend, zwar nicht durch seine Schönheit, denn es hat vor andern kleinen türkischen Orten nichts voraus, sondern seiner Eigenthümlichkeit wegen. Es liegt auf einem frei stehenden, schroffen Kegel, der von Bergen umgeben ist. Die Häuser sind terrassenartig über einander gebaut und haben flache Dächer, die mit festgestampfter Erde gedeckt sind, so daß sie schmalen Straßen oder Plätzen gleichen. Sie dienen auch theilweise den oberen Häuserreihen als Straßen, und oft ist es kaum zu unterscheiden, was Straße und was Dach ist. Auf vielen Terrassen sind Laubwände angebracht, hinter welchen die Leute schlafen. Unten ist der Hügel mit einer Festungsmauer umgeben. Als ich dies Adlernest erblickte, ward mir eben nicht sehr tröstlich zu Muthe: ich fürchtete hier, auf eine schlechte Station für Reisegelegenheiten gerathen zu sein, und jeder Schritt vorwärts bestärkte mich in dieser Meinung. Ravandus war eines der erbärmlichsten Städtchen, die ich je gesehen. -- Ali führte mich über einen armseligen Bazar nach einem kleinen, schmutzigen Hof, welchen ich für einen Stall hielt, der aber der Chan war, und endlich, nachdem ich hier vom Pferde gestiegen, in ein finsteres Loch, in welchem der Kaufherr, an den ich empfohlen war, auf dem Boden vor seinem Lager saß. Dieser Kaufmann war von Laubhütten lag darauf, und auf den Spitzen zwei nahe stehender Berge waren Festungswerke angebracht. Meine Reisegefährten blieben hier zurück; Ali ging aber noch mit mir eine halbe Stunde weiter nach dem Städtchen Ravandus, das man von dieser Seite erst gewahr wird, wenn man schon beinahe darin ist. Die Lage und Ansicht dieses Städtchens ist überraschend, zwar nicht durch seine Schönheit, denn es hat vor andern kleinen türkischen Orten nichts voraus, sondern seiner Eigenthümlichkeit wegen. Es liegt auf einem frei stehenden, schroffen Kegel, der von Bergen umgeben ist. Die Häuser sind terrassenartig über einander gebaut und haben flache Dächer, die mit festgestampfter Erde gedeckt sind, so daß sie schmalen Straßen oder Plätzen gleichen. Sie dienen auch theilweise den oberen Häuserreihen als Straßen, und oft ist es kaum zu unterscheiden, was Straße und was Dach ist. Auf vielen Terrassen sind Laubwände angebracht, hinter welchen die Leute schlafen. Unten ist der Hügel mit einer Festungsmauer umgeben. Als ich dies Adlernest erblickte, ward mir eben nicht sehr tröstlich zu Muthe: ich fürchtete hier, auf eine schlechte Station für Reisegelegenheiten gerathen zu sein, und jeder Schritt vorwärts bestärkte mich in dieser Meinung. Ravandus war eines der erbärmlichsten Städtchen, die ich je gesehen. — Ali führte mich über einen armseligen Bazar nach einem kleinen, schmutzigen Hof, welchen ich für einen Stall hielt, der aber der Chan war, und endlich, nachdem ich hier vom Pferde gestiegen, in ein finsteres Loch, in welchem der Kaufherr, an den ich empfohlen war, auf dem Boden vor seinem Lager saß. 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von Laubhütten lag darauf, und auf den Spitzen zwei nahe stehender Berge waren Festungswerke angebracht.
Meine Reisegefährten blieben hier zurück; Ali ging aber noch mit mir eine halbe Stunde weiter nach dem Städtchen Ravandus, das man von dieser Seite erst gewahr wird, wenn man schon beinahe darin ist.
Die Lage und Ansicht dieses Städtchens ist überraschend, zwar nicht durch seine Schönheit, denn es hat vor andern kleinen türkischen Orten nichts voraus, sondern seiner Eigenthümlichkeit wegen. Es liegt auf einem frei stehenden, schroffen Kegel, der von Bergen umgeben ist. Die Häuser sind terrassenartig über einander gebaut und haben flache Dächer, die mit festgestampfter Erde gedeckt sind, so daß sie schmalen Straßen oder Plätzen gleichen. Sie dienen auch theilweise den oberen Häuserreihen als Straßen, und oft ist es kaum zu unterscheiden, was Straße und was Dach ist. Auf vielen Terrassen sind Laubwände angebracht, hinter welchen die Leute schlafen. Unten ist der Hügel mit einer Festungsmauer umgeben.
Als ich dies Adlernest erblickte, ward mir eben nicht sehr tröstlich zu Muthe: ich fürchtete hier, auf eine schlechte Station für Reisegelegenheiten gerathen zu sein, und jeder Schritt vorwärts bestärkte mich in dieser Meinung. Ravandus war eines der erbärmlichsten Städtchen, die ich je gesehen. — Ali führte mich über einen armseligen Bazar nach einem kleinen, schmutzigen Hof, welchen ich für einen Stall hielt, der aber der Chan war, und endlich, nachdem ich hier vom Pferde gestiegen, in ein finsteres Loch, in welchem der Kaufherr, an den ich empfohlen war, auf dem Boden vor seinem Lager saß. Dieser Kaufmann war
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/191>, abgerufen am 17.07.2024. |