Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.war stets große Gesellschaft, -- die einen kamen, um zu schwatzen, andere brachten sogar Mehl herbei, kneteten ihren Brodteig ab, um nur auch des Geschwätzes nicht zu entbehren. Im Hintergrunde wurden die Kinder gebadet und vom Ungeziefer gereiniget, dazwischen schrieen die Esel, und die Hühner beschmutzten alles. Die Leiden eines solchen Aufenthaltes übersteigen wahrlich Hunger und Durst. Zum Lobe der Leute muß ich sagen, daß sie sich gegen mich höchst anständig benahmen, obwohl nicht nur Weiber, sondern auch viele Männer der niedrigsten, ärmsten Volksklasse aus- und eingingen, -- sogar die Weiber ließen mich hier in Ruhe. Am Abende vor unserer Abreise wurde Schaffleisch gekocht, und zwar in einem Kessel, der voll eingewässerter, schmutziger Wäsche war. Man leerte diese aus, reinigte aber den Kessel nicht und verfuhr mit der Bereitung ganz genau so wie in dem Hause unseres Führers. Am 30. Juni hielten wir in dem Dörfchen Sab an. Wir setzten hier über den großen Sab auf Fahrzeugen merkwürdiger Art, deren Erfindung sicherlich dem hohen Alterthume angehört. Sie heißen Rafft und bestehen aus aufgeblasenen ledernen Schläuchen, die zusammengehängt, mittelst einiger Stangen befestiget und mit Bretern, Binsen und Rohr überlegt werden. Unser Rafft bestand aus achtundzwanzig Schläuchen, war sieben Fuß breit, beinah eben so lang und trug drei Pferdeladungen und ein halb Dutzend Menschen. Da unsere Karavane zweiunddreißig beladene Thiere zählte, brachten wir mit dem Uebersetzen einen halben Tag zu. -- Die Thiere wurden zu vier bis war stets große Gesellschaft, — die einen kamen, um zu schwatzen, andere brachten sogar Mehl herbei, kneteten ihren Brodteig ab, um nur auch des Geschwätzes nicht zu entbehren. Im Hintergrunde wurden die Kinder gebadet und vom Ungeziefer gereiniget, dazwischen schrieen die Esel, und die Hühner beschmutzten alles. Die Leiden eines solchen Aufenthaltes übersteigen wahrlich Hunger und Durst. Zum Lobe der Leute muß ich sagen, daß sie sich gegen mich höchst anständig benahmen, obwohl nicht nur Weiber, sondern auch viele Männer der niedrigsten, ärmsten Volksklasse aus- und eingingen, — sogar die Weiber ließen mich hier in Ruhe. Am Abende vor unserer Abreise wurde Schaffleisch gekocht, und zwar in einem Kessel, der voll eingewässerter, schmutziger Wäsche war. Man leerte diese aus, reinigte aber den Kessel nicht und verfuhr mit der Bereitung ganz genau so wie in dem Hause unseres Führers. Am 30. Juni hielten wir in dem Dörfchen Sab an. Wir setzten hier über den großen Sab auf Fahrzeugen merkwürdiger Art, deren Erfindung sicherlich dem hohen Alterthume angehört. Sie heißen Rafft und bestehen aus aufgeblasenen ledernen Schläuchen, die zusammengehängt, mittelst einiger Stangen befestiget und mit Bretern, Binsen und Rohr überlegt werden. Unser Rafft bestand aus achtundzwanzig Schläuchen, war sieben Fuß breit, beinah eben so lang und trug drei Pferdeladungen und ein halb Dutzend Menschen. Da unsere Karavane zweiunddreißig beladene Thiere zählte, brachten wir mit dem Uebersetzen einen halben Tag zu. — Die Thiere wurden zu vier bis <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="162"/> war stets große Gesellschaft, — die einen kamen, um zu schwatzen, andere brachten sogar Mehl herbei, kneteten ihren Brodteig ab, um nur auch des Geschwätzes nicht zu entbehren. Im Hintergrunde wurden die Kinder gebadet und vom Ungeziefer gereiniget, dazwischen schrieen die Esel, und die Hühner beschmutzten alles. Die Leiden eines solchen Aufenthaltes übersteigen wahrlich Hunger und Durst.</p> <p>Zum Lobe der Leute muß ich sagen, daß sie sich gegen mich höchst anständig benahmen, obwohl nicht nur Weiber, sondern auch viele Männer der niedrigsten, ärmsten Volksklasse aus- und eingingen, — sogar die Weiber ließen mich hier in Ruhe.</p> <p>Am Abende vor unserer Abreise wurde Schaffleisch gekocht, und zwar in einem Kessel, der voll eingewässerter, schmutziger Wäsche war. Man leerte diese aus, reinigte aber den Kessel nicht und verfuhr mit der Bereitung ganz genau so wie in dem Hause unseres Führers.</p> <p>Am 30. Juni hielten wir in dem Dörfchen <hi rendition="#aq">Sab</hi> an. Wir setzten hier über den großen Sab auf Fahrzeugen merkwürdiger Art, deren Erfindung sicherlich dem hohen Alterthume angehört. Sie heißen Rafft und bestehen aus aufgeblasenen ledernen Schläuchen, die zusammengehängt, mittelst einiger Stangen befestiget und mit Bretern, Binsen und Rohr überlegt werden. Unser Rafft bestand aus achtundzwanzig Schläuchen, war sieben Fuß breit, beinah eben so lang und trug drei Pferdeladungen und ein halb Dutzend Menschen. Da unsere Karavane zweiunddreißig beladene Thiere zählte, brachten wir mit dem Uebersetzen einen halben Tag zu. — Die Thiere wurden zu vier bis </p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
war stets große Gesellschaft, — die einen kamen, um zu schwatzen, andere brachten sogar Mehl herbei, kneteten ihren Brodteig ab, um nur auch des Geschwätzes nicht zu entbehren. Im Hintergrunde wurden die Kinder gebadet und vom Ungeziefer gereiniget, dazwischen schrieen die Esel, und die Hühner beschmutzten alles. Die Leiden eines solchen Aufenthaltes übersteigen wahrlich Hunger und Durst.
Zum Lobe der Leute muß ich sagen, daß sie sich gegen mich höchst anständig benahmen, obwohl nicht nur Weiber, sondern auch viele Männer der niedrigsten, ärmsten Volksklasse aus- und eingingen, — sogar die Weiber ließen mich hier in Ruhe.
Am Abende vor unserer Abreise wurde Schaffleisch gekocht, und zwar in einem Kessel, der voll eingewässerter, schmutziger Wäsche war. Man leerte diese aus, reinigte aber den Kessel nicht und verfuhr mit der Bereitung ganz genau so wie in dem Hause unseres Führers.
Am 30. Juni hielten wir in dem Dörfchen Sab an. Wir setzten hier über den großen Sab auf Fahrzeugen merkwürdiger Art, deren Erfindung sicherlich dem hohen Alterthume angehört. Sie heißen Rafft und bestehen aus aufgeblasenen ledernen Schläuchen, die zusammengehängt, mittelst einiger Stangen befestiget und mit Bretern, Binsen und Rohr überlegt werden. Unser Rafft bestand aus achtundzwanzig Schläuchen, war sieben Fuß breit, beinah eben so lang und trug drei Pferdeladungen und ein halb Dutzend Menschen. Da unsere Karavane zweiunddreißig beladene Thiere zählte, brachten wir mit dem Uebersetzen einen halben Tag zu. — Die Thiere wurden zu vier bis
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |