Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Tempel mit hohen Kuppeln und mit künstlich gemeißelten steinernen Gitterwerken in den Fensteröffnungen. Die Felder und Wiesen waren reich mit indischen Feigenbäumen besetzt, eine Einfassung, die mir außer in Syrien und Sicilien beinahe nirgends vorgekommen ist; rechts der Straße lag ein niedriger Bergstock, dessen äußerste Spitze eine Festung zierte. Die Wohngebäude des Commandanten, statt von den Mauern beschützt zu sein, ragten hoch über selbe empor, sie waren von artigen Veranden umgeben und die Terrasse des Hauptgebäudes trug einen schönen Pavillon, auf Säulen ruhend. Die Schutzmauern der Festung zogen sich bis in das Thal hinab. Vor uns dehnte sich eine große Ebene aus, die aber ringsum von Hügelketten umschlossen war. Wir mochten ungefähr sieben Coos zurückgelegt haben, da stießen wir auf Monumente, die eine ganz eigenthümliche Einfassung hatten. Auf einem kleinen von schönen Bäumen beschatteten Platze bildeten viele Steinplatten von sieben Fuß Höhe und vier Fuß Breite eine runde Wand, in deren Mitte drei Monumente in runder Form (Glockenstürze bildend) von großen Quadersteinen standen. Ihr unterer Durchmesser mochte zwölf, die Höhe sechs Fuß betragen. Sie hatten keinen Eingang. Auch eine neue Gattung Vögel bekam ich heute zu Gesichte, sie waren an Größe und Bau dem Flamingo sehr ähnlich, sie hatten schöne Schwungfedern; ihr Gefieder war wie angehaucht von dem zartesten Weißgrau, den Kopf zierten purpurrothe Federn. Die ziemlich große Stadt Hindon beherbergte uns diese Nacht. Ein Palast mit so kleinen Fenstern, daß sie Tempel mit hohen Kuppeln und mit künstlich gemeißelten steinernen Gitterwerken in den Fensteröffnungen. Die Felder und Wiesen waren reich mit indischen Feigenbäumen besetzt, eine Einfassung, die mir außer in Syrien und Sicilien beinahe nirgends vorgekommen ist; rechts der Straße lag ein niedriger Bergstock, dessen äußerste Spitze eine Festung zierte. Die Wohngebäude des Commandanten, statt von den Mauern beschützt zu sein, ragten hoch über selbe empor, sie waren von artigen Veranden umgeben und die Terrasse des Hauptgebäudes trug einen schönen Pavillon, auf Säulen ruhend. Die Schutzmauern der Festung zogen sich bis in das Thal hinab. Vor uns dehnte sich eine große Ebene aus, die aber ringsum von Hügelketten umschlossen war. Wir mochten ungefähr sieben Coos zurückgelegt haben, da stießen wir auf Monumente, die eine ganz eigenthümliche Einfassung hatten. Auf einem kleinen von schönen Bäumen beschatteten Platze bildeten viele Steinplatten von sieben Fuß Höhe und vier Fuß Breite eine runde Wand, in deren Mitte drei Monumente in runder Form (Glockenstürze bildend) von großen Quadersteinen standen. Ihr unterer Durchmesser mochte zwölf, die Höhe sechs Fuß betragen. Sie hatten keinen Eingang. Auch eine neue Gattung Vögel bekam ich heute zu Gesichte, sie waren an Größe und Bau dem Flamingo sehr ähnlich, sie hatten schöne Schwungfedern; ihr Gefieder war wie angehaucht von dem zartesten Weißgrau, den Kopf zierten purpurrothe Federn. Die ziemlich große Stadt Hindon beherbergte uns diese Nacht. Ein Palast mit so kleinen Fenstern, daß sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="9"/> Tempel mit hohen Kuppeln und mit künstlich gemeißelten steinernen Gitterwerken in den Fensteröffnungen.</p> <p>Die Felder und Wiesen waren reich mit indischen Feigenbäumen besetzt, eine Einfassung, die mir außer in Syrien und Sicilien beinahe nirgends vorgekommen ist; rechts der Straße lag ein niedriger Bergstock, dessen äußerste Spitze eine Festung zierte. Die Wohngebäude des Commandanten, statt von den Mauern beschützt zu sein, ragten hoch über selbe empor, sie waren von artigen Veranden umgeben und die Terrasse des Hauptgebäudes trug einen schönen Pavillon, auf Säulen ruhend. Die Schutzmauern der Festung zogen sich bis in das Thal hinab. Vor uns dehnte sich eine große Ebene aus, die aber ringsum von Hügelketten umschlossen war. Wir mochten ungefähr sieben Coos zurückgelegt haben, da stießen wir auf Monumente, die eine ganz eigenthümliche Einfassung hatten. Auf einem kleinen von schönen Bäumen beschatteten Platze bildeten viele Steinplatten von sieben Fuß Höhe und vier Fuß Breite eine runde Wand, in deren Mitte drei Monumente in runder Form (Glockenstürze bildend) von großen Quadersteinen standen. Ihr unterer Durchmesser mochte zwölf, die Höhe sechs Fuß betragen. Sie hatten keinen Eingang.</p> <p>Auch eine neue Gattung Vögel bekam ich heute zu Gesichte, sie waren an Größe und Bau dem Flamingo sehr ähnlich, sie hatten schöne Schwungfedern; ihr Gefieder war wie angehaucht von dem zartesten Weißgrau, den Kopf zierten purpurrothe Federn.</p> <p>Die ziemlich große Stadt <hi rendition="#aq">Hindon</hi> beherbergte uns diese Nacht. Ein Palast mit so kleinen Fenstern, daß sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0017]
Tempel mit hohen Kuppeln und mit künstlich gemeißelten steinernen Gitterwerken in den Fensteröffnungen.
Die Felder und Wiesen waren reich mit indischen Feigenbäumen besetzt, eine Einfassung, die mir außer in Syrien und Sicilien beinahe nirgends vorgekommen ist; rechts der Straße lag ein niedriger Bergstock, dessen äußerste Spitze eine Festung zierte. Die Wohngebäude des Commandanten, statt von den Mauern beschützt zu sein, ragten hoch über selbe empor, sie waren von artigen Veranden umgeben und die Terrasse des Hauptgebäudes trug einen schönen Pavillon, auf Säulen ruhend. Die Schutzmauern der Festung zogen sich bis in das Thal hinab. Vor uns dehnte sich eine große Ebene aus, die aber ringsum von Hügelketten umschlossen war. Wir mochten ungefähr sieben Coos zurückgelegt haben, da stießen wir auf Monumente, die eine ganz eigenthümliche Einfassung hatten. Auf einem kleinen von schönen Bäumen beschatteten Platze bildeten viele Steinplatten von sieben Fuß Höhe und vier Fuß Breite eine runde Wand, in deren Mitte drei Monumente in runder Form (Glockenstürze bildend) von großen Quadersteinen standen. Ihr unterer Durchmesser mochte zwölf, die Höhe sechs Fuß betragen. Sie hatten keinen Eingang.
Auch eine neue Gattung Vögel bekam ich heute zu Gesichte, sie waren an Größe und Bau dem Flamingo sehr ähnlich, sie hatten schöne Schwungfedern; ihr Gefieder war wie angehaucht von dem zartesten Weißgrau, den Kopf zierten purpurrothe Federn.
Die ziemlich große Stadt Hindon beherbergte uns diese Nacht. Ein Palast mit so kleinen Fenstern, daß sie
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/17>, abgerufen am 16.02.2025. |